Und dann ist der Ball doch noch drin. 84 Minuten ist auf beiden Seiten nur wenig Durchschlagskraft festzustellen. Zwar kommen sowohl Frankreich als auch Belgien zu einigen wenigen Chancen, doch sorgen die Schüsse – meist aus der Distanz – kaum für Torgefahr. So erleben Frankreich-Keeper Mike Maignan und Belgiens Schlussmann Koen Casteels einen eher ruhigen Abend.
Aber dann ist der Ball eben doch noch drin. In der 85. Minute sieht Antoine Griezmann seinen Mitspieler Jules Koundé auf der rechten Seite, der wartet kurz, legt zurück auf N’Golo Kanté, der den Ball direkt zum im Strafraum lauernden Randal Kolo Muani weiterleitet. Dieser dreht sich mit dem Ball zum Tor und schliesst ab – Verteidiger Jan Vertonghen ist mit dem Knie noch dran und lenkt ihn unhaltbar für Casteels ins eigene Tor ab.
In den verbleibenden sieben Minuten zeigte Belgien den Offensivdrang, den die roten Teufel trotz Spielern wie Kevin De Bruyne und Jérémy Doku von Manchester City oder den Stürmern Romelu Lukaku und Loïs Openda bis dahin vermissen liessen. Die Schlussoffensive kam jedoch zu spät und blieb erfolglos. Zu stabil war die Defensive um Abwehrchef William Saliba und Dayot Upamecano.
Zuvor hatte sich das Team von Trainer Domenico Tedesco vornehmlich hinten reingestellt und sich vor allem auf Konter konzentriert. Dies hat lange gut funktioniert – nur einen Torschuss liessen Wout Faes, Jan Vertonghen und Co. trotz 20 französischer Versuche zu. Die Entscheidung brachte dann ein Abschluss, der in der Statistik nicht auf Frankreichs Konto eingeht.
Angesichts der Qualität im Kader und vor allem auch der Kreativität von De Bruyne ist dieser passive Ansatz der Belgier nicht ganz verständlich. Mit dieser Kritik wird Tedesco nun umgehen müssen. Ob er auch nach der EM Trainer des belgischen Nationalteams bleibt, ist alles andere als sicher. Ist das Aus im Achtelfinal für die goldene Generation, die mit diesem Turnier definitiv den Zenit überschritten hat, doch sehr enttäuschend. Zumal Belgien einem Duell mit einem solch starken Gegner als Gruppensieger entgehen hätte können.
Für Frankreich geht es hingegen trotz eines bisher ebenfalls nicht besonders überzeugenden Turniers weiter. Aufgrund der Qualität sind die Bleus, die an grossen Turnieren nun seit zehn Jahren nicht mehr in der regulären Spielzeit verloren haben, nach wie vor einer der grossen Favoriten auf den Titel. Doch die Maske, die Kylian Mbappé nach seinem Nasenbruch aus dem ersten Spiel trägt, scheint ihn und damit auch das Team zu hemmen. Im Viertelfinal geht es dann am Freitag (21 Uhr) gegen Portugal oder Slowenien.
Frankreich - Belgien 1:0 (0:0)
Düsseldorf. 46'810 Zuschauer. SR Nyberg (SWE).
Tore: 85. Vertonghen (Eigentor) 1:0.
Frankreich: Maignan; Koundé, Upamecano, Saliba, Hernandez; Kanté, Tchouaméni, Rabiot; Griezmann, Thuram (62. Kolo Muani), Mbappé.
Belgien: Casteels; Castagne (88. De Ketelaere), Faes, Vertonghen, Theate; De Bruyne, Onana, Carrasco (89. Lukebakio); Openda (63. Mangala), Lukaku, Doku.
Bemerkungen: Belgien ohne Meunier (verletzt). Verwarnungen: 14. Tchouaméni, 23. Griezmann, 24. Rabiot (im Viertelfinal gesperrt), 76. Vertonghen, 93. Mangala. (sda)