Die Woche beginnt auch bei einem Star mit profanen Dingen. Am Montag musste Marco Odermatt vor allem Wäsche waschen. Lange war er weg von Zuhause. Nach dem Weltcupfinale in Sun Valley ging er gemeinsam mit Teamkollege Justin Murisier nach Alaska. Eigentlich wäre Gino Caviezel bei diesem Trip auch dabei gewesen, doch der Bündner hatte sich bekanntlich verletzt.
In Alaska wollten sie Freeriden, mit dabei war auch der ehemalige US-Speedspezialist Steven Nyman. «Die Natur dort ist unglaublich, alles ist so unberührt», sagt Odermatt. Und glaubt man den Beiträgen in den sozialen Medien, waren die Tage nicht streng durchgetaktet mit Tiefschneefahren. Offenbar gab es auch ruhige Minuten.
Mit der Ruhe ist es nun aber vorbei. Odermatt hat mit seinem Management vereinbart, dass in dieser Woche möglichst viele Termine abgehandelt werden. «Das will Marco immer sehr effizient machen», sagt sein Manager. Dass Odermatt in den eigenen vier Wänden ist, kommt selten vor. Zusammengezählt hat er seit Anfang November bloss 21-mal daheim übernachtet.
Es gibt da dieses gut schweizerische Geschäftsmotto beim Ski-Hersteller Stöckli. CEO Marc Gläser kürzt es mit «IBW» ab. Die Buchstaben stehen für «Immer besser werden». Und der Dienstagmorgen widerspiegelt dieses Mantra ziemlich gut. Für Marco Odermatt beginnt der Tag mit einem Training im Hoch-Ybring, und zwar um 7 Uhr.
Mit dabei sind auch Chris Lödler und Ivo Zihlmann, seine beiden Servicemänner. Es geht nicht einfach darum, Ski zu testen. Für Odermatt ist das eine richtige Trainingseinheit: «Es war ein sehr effizientes Training. Ich konnte auch am Riesenslalom-Schwung arbeiten, da hatte ich zuletzt etwas Mühe», sagt er.
Natürlich ist Odermatt nicht nur mit seinen engsten Vertrauten am Berg. Journalisten von SRF begleiten die Einheit. Die Aufnahmen werden am kommenden Sonntag im Sportpanorama zu sehen sein. Odermatt wird dann als Talk-Gast im SRF-Studio sitzen, wie auch 60 geladene Gäste.
Es gibt in dieser Woche auch noch ein zweites Training auf dem Schnee. Am Mittwoch wird erneut im Hoch-Ybrig trainiert, von 7 bis 9 Uhr, es reicht für neun Läufe. Schliesslich geht Odermatt nach Hause, kümmert sich um Wäsche und Bürokram. Um 16 Uhr wird er schliesslich in seinem Elternhaus in Buochs von seiner Mutter und seinem Vater erwartet. Seine Mutter Priska hat er letztmals vor dem Weltcupfinale gesehen.
Das Treffen ist nicht von rein privater Natur. Ein Kamerateam des TV-Senders NBC ist angereist, mit sechs Leuten. Der US-Sender produziert jeweils die Olympischen Sommer- und Winterspiele. In dieser Woche werden Aufnahmen von Odermatt gemacht, die im Rahmen der Olympischen Spiele im nächsten Februar ausgestrahlt werden sollen. Zirka eine Stunde nehmen die Aufnahmen in Anspruch.
Am Abend begibt sich Odermatt nach Stans, wo im Einkaufszentrum Länderpark der mittlerweile traditionellen Fan-Anlass stattfindet. Gefühlt der ganze Kanton ist gekommen. Chuenisbärgli-Speaker Sepp Odermatt moderiert durch den Abend. Der Skistar spielt ein Quiz mit Kindern. Kurz nach 19.30 hat er Feierabend.
Der Donnerstag beginnt erneut früh. Um 7 Uhr muss Odermatt auf dem Titlis sein. Ein längeres Fotoshooting steht auf dem Programm. Es geht um seine eigene Kleiderkollektion, die er bereits zum dritten Mal in Zusammenarbeit mit dem japanischen Hersteller Descente herausgibt. Das Shooting dauert bis in den Nachmittag hinein, um 15 Uhr muss Odermatt weiter.
Um 18 Uhr folgt schliesslich im Luzerner Verkehrshaus ein Anlass für Sponsoren und Familie. Alle 13 Kristallkugeln, die Odermatt je gewonnen hat, sind zu bewundern. Um die 100 Gäste sind eingeladen. Die Gästeliste bildet den innersten Zirkel des Skistars ab. Die Eltern sind da, Freundin Stella Parpan, sein Götti und Fanclub-Präsident, die Grosseltern, der Servicemann, die Mentaltrainerin. Der Chef von Red Bull Schweiz hält eine Rede. Kabarettistin Patti Basler tritt am Ende mit Musiker Philippe Kuhn auf und fasst den ganzen Abend zusammen.
Am Freitag wird Odermatt nochmals ganz viele Fragen beantworten müssen. Am Vormittag trifft er sich mit dem Autor seiner Biografie für ein Interview. Vor dem Mittag stattet er der Sportmittelschule Engelberg einen Besuch ab. Odermatt überrascht seine ehemalige Mathematiklehrerin. Die NBC-Kameras begleiten ihn dabei.
Kurz nach 13 Uhr fährt Odermatt im Swiss-Ski-Auto beim Hotel Terrace in Engelberg vor. Seine Teamkollegen Alexis Monney und Thomas Tumler sind auch da. Die Medienkonferenz wird per Livestream übertragen. Odermatt wirkt sehr entspannt – als hätte er in dieser Woche noch keine Fragen beantwortet.
Ein Reporter will wissen, ob er schon mit Jürgen Klopp zu tun hatte. Der Fussballtrainer arbeitet bei Red Bull als globaler Fussballchef. Odermatt sagt, er kenne Klopp nicht persönlich und denke auch nicht, dass es zu einem Treffen käme. Daraufhin sagt der Moderator: «Der könnte sicher einen Skilehrer brauchen.» Worauf Odermatt antwortet. «Ja, das kann ich mir vorstellen ... als Deutscher.»
Nach der Medienkonferenz folgen nochmals Werbeaufnahmen und Sponsorentreffen. Um 18 Uhr startet dann der Abendevent der Skifirma Stöckli. Und auch dort gibt sich Odermatt die Ehre, selbstverständlich. (aargauerzeitung.ch)