So ändern sich die Zeiten. Vor einem Jahr gewinnt Dominique Aegerter auf dem Sachsenring seinen ersten GP. Damit verändert sich seine berufliche Situation: Er muss nicht mehr froh sein, überhaupt in einem konkurrenzfähigen Team in der zweitwichtigsten WM fahren zu können. Er wird umworben und hat sogar eine Offerte aus der «Königsklasse».
Und so kommt es zu einem Vertragspoker. Unter höchster Geheimhaltung wird das neue Schweizer Dreamteam mit Tom Lüthi und Dominique Aegerter aufgegleist – aber Aegerter weiss davon nichts. Das Team kommt nur zustande, wenn der Rohrbacher verlängert und deshalb wird ihm beim GP von Tschechien am Rennsonntag ein Ultimatum gesetzt: Entweder verlängern oder gehen. Er verlängert um ein weiteres Jahr. Damit ist klar: Das «Dreamteam» mit Dominique Aegerter und Tom Lüthi wird es auch 2016 geben.
Nun stehen wieder die Vertragsgespräche an. Aber es gibt keine Aufregung und kein Pokerspiel wie vor einem Jahr. Es hat sich eben viel verändert. Dominique Aegerter ist zum ersten Mal in seiner Karriere in eine Krise geraten und hat seit der Vertragsunterzeichnung in Brünn in 16 Rennen erst ein Spitzenresultat (3. in Mugello) herausgefahren.
In der WM-Gesamtwertung liegt er bloss auf Rang neun – das Ziel war eine Klassierung in den ersten drei. Seine Manager Robert Siegrist sagt, diesmal habe man keine Angebote von anderen Teams. «Wir sind daran interessiert, den Vertrag frühzeitig um ein Jahr zu verlängern. Domi weiss und schätzt, was er bei seinem aktuellen Team hat.»
Beunruhigt ist er nicht: «Solche Krisen gehören zu jeder Karriere.» Und sowieso verzieht sich die Krise nach und nach. Soeben hat Dominique Aegerter den ersten Trainingstag zum GP von Deutschland auf dem Sachsenring als bester Schweizer auf Rang vier abgeschlossen – verteidigt er am Samstag im Abschlusstraining diese Position, darf er aus der zweiten Reihe starten.
Dominique Aegerters Ausgangslage ist durchaus vielversprechend. Die Sponsoren halten ihm die Treue, gute Medienpräsenz hatte er trotz der bisher oft enttäuschenden Resultate. Inzwischen zeichnet sich sogar ab, dass die Werbeeinahmen 2016 noch höher sein werden.
Auf Kosten von Randy Krummenacher (25). Sein wichtigster Geldgeber ist bereits persönlicher Sponsor bei Dominique Aegerter – und spielt gemäss Aegerters Management seit einiger Zeit mit dem Gedanken, ab nächster Saison nur noch bei Aegerter zu investieren. Dafür aber mehr.
Das könnte das Ende für Randy Krummenachers GP-Karriere bedeuten. Dabei deutete er an diesem ersten Trainingstag auf dem Sachsenring mit Position neun wieder einmal an, wie viel Talent er eigentlich hat. Allerdings hat er nur eine schnelle Runde geschafft – im Windschatten von Tom Lüthi, der sich vorerst mit Rang zehn begnügen muss.