Als eines der letzten Duos bewältigten Stefan und Kari die erste Etappe beim Swiss Epic, dem ersten Mehrtages-Mountainbike-Rennen der Schweiz. Auch in der zweiten Etappe fanden sie sich bald wieder im hintersten Teil des Feldes. Dort, wo das Rennen längst kein Rennen mehr ist, sondern es darum geht, jeden Tag das Ziel zu erreichen.
«Es ist ziemlich unterhaltsam am Ende des Feldes», sagt Kari. «Du bist immer mit jenen unterwegs, die sich auf etwa gleichem Level bewegen. Alle sind hilfsbereit und man fragt gegenseitig, ob alles okay ist. Aber am Ende will sich doch jeder alleine durchkämpfen.»
Die beiden vom Team Bikemonkeys («Man muss ja ein bisschen ein Affe sein, wenn man so was mitmacht») sind mit ihrer Zeit von fast zehn Stunden am ersten Tag zufrieden. Sie hatten damit noch rund zweieinhalb Stunden Vorsprung auf den Kontrollschluss. Das Ziel ist damit klar übertroffen, wie Kari lachend erklärt: «Im Idealfall kommen wir immer eine Minute vor Torschluss ins Ziel. Wobei: Je früher, desto besser. Dann können wir uns länger erholen.»
Leiden mussten die beiden natürlich. Zum Schlussaufstieg der ersten Etappe nach Leukerbad haben sie eine klare Meinung: «Das ist ein Sadist, der das ausgesucht hat. Der will die Leute leiden sehen», sagt Kari und Stefan ergänzt: «Wir dachten, wir könnten die Strasse hoch. Aber das war dann nichts mit diesem Waldweg.» Sie nehmen es trotzdem locker: «An so einer Stelle leiden alle. Egal ob du ganz vorne oder ganz hinten fährst.»
Doch wie kam es überhaupt dazu, dass das Duo sich beim Swiss Epic anmeldete? «Wir feierten Samichlaus bei einem gemeinsamen Freund. Dort hat mich Kari gefragt und ich habe zugesagt.» Das hört sich schwer nach einer verlorenen Wette an. «Nein, nein. Gar nicht. Ich wollte das Swiss Epic fahren, aber ich hatte in meiner Alterskategorie niemanden gefunden, der so blöd ist», lacht Kari. Da kam der 24 Jahre jüngere Stefan wie gerufen.
Seit letztem Dezember fing das richtige Training an. Während Stefan nach seiner Zusage erst sehr ambitioniert, dann aus verschiedenen Gründen etwas weniger und zum Schluss wieder dreimal die Woche trainierte, hat Kari seine normalerweise ein- bis zweimal pro Woche am Ende bis auf 15 bis 20 Stunden gesteigert. «Halt einfach so, dass die Familie nicht allzu ‹verruckt› wird», so der Ältere der beiden schmunzelnd.
Natürlich leiden sie. Auch auf der 2. Etappe. Trotzdem sagt Stefan in der 100-Meter-Schiebepassage auf einem Wanderweg, der in die Felswand gebaut wurde, frohen Mutes: «Es hat noch mehr im Feld, die leiden.» Gegen Krisen unterwegs hat der 30-Jährige ein simples, aber bisher erfolgreiches Rezept, «Ich lasse ab und zu einen Schrei raus, dann geht’s wieder.»
Stefans Schreie dürften auch bei der 2. Etappe durch die wunderschöne Walliser Bergwelt gehallt sein. Aber sie erreichten das Ziel erneut. Während es bei der 1. Etappe noch der zweitletzte Rang ihrer Kategorie war, schafften die Bikemonkeys dieses Mal auf den drittletzten Platz. «Das Ziel bleibt Zermatt. Dort wollen wir am Samstag einfahren.» Man muss einfach nur den Hut ziehen vor der Leidensfähigkeit der Teilnehmer im hinteren Bereich des Feldes.