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NBA-Schweizer Clint Capela über Rassismus und Demonstrationen in den USA

Houston Rockets center Clint Capela, center, goes up for a basket between Denver Nuggets forward Paul Millsap, left, and center Nikola Jokic in the first half of an NBA basketball game Tuesday, Nov. 1 ...
Bis im Februar 2020 spielte Clint Capela (mitte) für die Houston Rockets.Bild: AP/AP

Clint Capela: «Als Kind musste ich mir Affenlaute anhören – so etwas prägt dich»

15.06.2020, 11:4015.06.2020, 12:57
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Seit Wochen sind die USA in einem Ausnahmezustand. Nach dem Tod von George Floyd kommt es in vielen Städten zu regelmässigen Demonstrationen. «Black Lives Matter», so der Slogan der Protestanten, Schwarze sollen in den USA genauso respektiert werden wie Weisse.

Stark betroffen durch die ganze Debatte ist auch der Schweizer Basketballer Clint Capela. Man kriege überall davon mit, auch in Atlanta, wo er derzeit lebt, berichtet Capela gegenüber «L'Illustré».

«Die Situation ist sehr angespannt. Es hat seit zwei Wochen praktisch täglich Proteste. Die Leute sind auf der Strasse, es hat viele Ausschreitungen, gewisse Leute zerstören alles, was sich in ihrem Weg befindet. Die Bewegung ist Teil einer friedlichen Unterstützung für George Floyd, aber ich habe das Gefühl, dass nicht alle aus dem gleichen Grund demonstrieren.»
Clint Capela über die Proteste in den USA.

Als Schwarzer versteht Capela die Demonstranten gut. In Amerika gebe es noch viele Probleme, führt der NBA-Spieler aus. Vor allem, weil die Diskriminierung von Schwarzen den Weissen früher Erfolg gebracht hat.

«Wir Schwarzen haben alle schon Ungerechtigkeiten erlebt in unserem Leben. Wir haben genug davon. Gewisse weisse Amerikaner fühlen sich überlegen und denken, es sei normal, dass sie privilegiert sind. Aber die Sklaverei ist seit über 150 Jahren verboten! Leider ist der Rassismus Teil des Systems, weil er zum Erfolg dieses Landes geführt hat. Jedes Land baut auf der Ausbeutung von schlecht bezahlten und wenig beachteten Menschen auf.»
Clint Capela über Rassismus in den USA.

Nach seiner Ankunft in den USA habe er schnell gemerkt, wie heikel das Thema Rassismus noch ist. sagt Capela. Als Schweizer habe er neu lernen müssen, dass man über gewisse Dinge nicht sprechen darf.

«In einem meiner ersten Interviews habe ich erklärt, dass einer der grossen Unterschiede zwischen Europa und der NBA ist, dass es in Europa mehr weisse Spieler gibt und dass das Spiel dort weniger athletisch ist als in der NBA, wo es mehr Schwarze hat. Man hat mir dann erklärt, dass ich solche Dinge nicht sagen dürfe. Ich habe schnell realisiert, dass das Thema Rassismus noch bei weiten nicht erledigt ist.»
Clint Capela über seine ersten Erfahrungen in den USA.

Capela erzählt weiter, dass er in seinem Leben auch schon regelmässig rassistisch beleidigt wurden ist. Auch als Kind wurde er nicht verschont – dies präge einem, so Capela.

«Ich bin in Genf aufgewachsen, es hatte viele Ausländer in meiner Klasse. Wie andere Kinder wurde ich beleidigt. Aber meine schlimmsten Erinnerungen sind mit dem Basketball verbunden. In der U16-Nati war ich der einzige Schwarze. Bei Spielen in Italien und Serbien musste ich mir immer wieder Affenlaute anhören. So etwas mit 14 Jahren zu erleben, prägt dich.»
Clint Capela zu seinen persönlichen Erfahrungen mit Rassismus.
Bildnummer: 14146201 Datum: 04.08.2013 Copyright: imago/Majerus
Clint CAPELA (Schweiz - 13) klatscht Roberto KOVAC (Schweiz - 10) ab - 04.08.2013 Basketball M�nner: Luxemburg - Schweiz - EuroBasket 2 ...
Clint Capela bei einem Spiel für die Schweiz im Jahr 2013.

Im Rahmen seiner Stiftung «CC15 Foundation» hat Capela zudem erfahren, dass Schwarze nicht die einzigen sind, welche in den USA diskriminiert werden. Andere Minderheiten haben ebenfalls ein schwieriges Leben, allerdings werde darüber weniger gesprochen.

«Viele Afro-Amerikaner sind betroffen, aber auch Hispanics. Es ist ein Teil der Gesellschaft, der weniger gehört wird, aber ebenfalls extrem leidet. Was mich sehr getroffen hat, ist, dass gewisse Hispanics bereit waren, ihre Herkunft zu verleugnen, um akzeptiert zu werden. Dass sie sich zum Beispiel «Mary» anstatt «Maria» nennen, ihren Akzent vertuschen oder nicht mehr Spanisch sprechen.»
Clint Capela über die Erlebnisse mit seiner Stiftung.

(dab)

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Miicha
15.06.2020 13:31registriert März 2014
Das fängt doch schon bei den Kindern an. Meinen würde ich was erzählen, würden sie jemanden so behandeln. Kindern Respekt zu vermitteln ist etwas vom Wichtigsten.
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Atavar
15.06.2020 14:02registriert März 2020
"Aber meine schlimmsten Erinnerungen sind mit dem Basketball verbunden. In der U16-Nati war ich der einzige Schwarze. Bei Spielen in Italien und Serbien musste ich mir immer wieder Affenlaute anhören."
Stelle ich mir sehr einschneidend / erniedrigend vor.

Die Lösung kann nicht aus der Politik kommen. Wir brauchen nicht noch eine Ausrede, um keine Zivilcourage zu zeigen. Ich erwarte von Mitspielern & Coaches - nein, eigentlich von Menschen - dass sie dort, wo es passiert, dann, wenn es passiert, die Fehlbaren klar und konkret ansprechen.

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