
Sag das doch deinen Freunden!
Die Florida Gators gehören zu den Schwergewichten im amerikanischen College-Basketball. Regelmässig pilgern über 10'000 Fans zu den Heimspielen im O'Connell Center. Kein Wunder: Mit zwei NCAA-Titeln (2006 und 2007) und als Sprungbrett für neun aktuelle NBA-Spieler hat sich das Team der University of Florida einen formidablen Namen gemacht.
Entsprechend skeptisch wird Neuzugang Zach Hodskins zu Beginn der Saison 2014/15 von vielen Experten beurteilt. «Ein reiner PR-Stunt», ist noch einer der freundlicheren Kommentare zum neuen Shooting Guard. Der Grund: Zach Hodskins wurde im Februar 1996 mit einem schweren Handicap geboren. Ihm fehlt ab dem Ellbogen der komplette linke Unterarm.
«Du hast mehr Chancen auf den Sprung ins Weisse Haus als in die NBA», muss sich der Frischling anhören. Was sucht so einer auf dem Court einer Multi-Millionen-Kaderschmiede für die besten Basketballer des Landes? Nun hat der 19-Jährige die Antwort geliefert und beim 89:65-Erfolg über die Jacksonville Dolphins seine ersten College-Punkte geworfen.
Die Erleichterung ist Hodskins nach dem geglückten Wurf deutlich anzusehen. Bisher war er während anderthalb Saisons in neun Einsätzen ohne Punkte geblieben. Umso beeindruckender ist die Geschwindigkeit und die technische Finesse, mit welcher der Youngster nun zu seinem ersten Korb auf Top-Niveau gelangt. Das kommt nicht von ungefähr: Seit Hodskins seine Sportbegeisterung als Jugendlicher auf Basketball fokussiert hat, arbeiten zwei Spezialtrainer ständig mit ihm daran, die körperliche Schwachstelle durch exzellente Technik zu kompensieren. Wenn die Einheiten vorbei sind, trainiert Hodskins alleine weiter – oft bis die rechte Hand blutet.
Mit seiner mentalen Stärke hat der handicapierte Basketballer zudem einen weiteren Pfeil im Köcher. Vater Bob gibt einen Einblick in die Psyche seines Sohnes: «Er war bereits als Kind ein Sturkopf. Wenn er hingefallen ist und man ihm aufhelfen wollte, dann hat er das nicht akzeptiert.» Hodskins selbst zählt unzähmbares Selbstvertrauen zu seinen grossen Stärken: «Ich zweifle nie an mir, auch wenn Andere das tun. Für mich ist es inakzeptabel, mich von jemandem bezwingen zu lassen. Auch wenn derjenige zwei Arme hat.»
Mit seinem Handicap geht Hodskins offensiv um: «Mich stört es, wenn junge Menschen versuchen, ihre Behinderung mit weiter Kleidung zu kaschieren. Man kann sich nicht sein ganzes Leben lang verstecken.» Stattdessen punktet er mit Humor, erzählt zum Spass auch ab und zu, ein Hai habe ihm den Arm abgebissen. Unvergessen bleibt eine Diskussion mit einem High-School-Schiedsrichter, der Hodskins ein zweihändiges Foul abgepfiffen hatte. Der lakonische Kommentar des erwischten Übeltäters: «Mensch, Junge, ich habe doch nicht einmal zwei Hände!»
Bis in die NBA wird es Zach Hodskins voraussichtlich nie schaffen. Der Sprung ist jedes Jahr auch für Hunderte körperlich nicht handicapierter College-Athleten zu gross. Doch schon jetzt hat der Youngster Menschen rund um den Globus inspiriert. Gar nicht schlecht für einen, der eigentlich keine Chance hatte. Dafür hat Zach Hodskins bereits ein massives «High five» verdient. (dux)