NFL-Premiere in Berlin liefert emotionale und kuriose Szenen – Buhrufe und Tanz für Trump
NFL zu Besuch in Berlin
Seit 2022 trägt die NFL jedes Jahr mindestens ein Spiel in Deutschland aus. Nach München und Frankfurt war die National Football League am Sonntag nun zum ersten Mal in Berlin zu Gast. Genau 36 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer standen sich die Indianapolis Colts und die Atlanta Falcons gegenüber.
Die NFL wusste das auszunutzen und so wurde schon vor dem Beginn der Partie für einen emotionalen Moment gesorgt. Vor dem Start der Partie wurde im Olympiastadion das Lied «Wind of change» abgespielt. Vor 36 Jahren war der Song die Hymne des Mauerfalls, das legendäre Lied wurde vom deutschen Malik Harris performt.
360 Grad Choreo im Olympiastadion - Gänsehaut! #NFLBerlinGame pic.twitter.com/loCwXd2IFR
— NFL Deutschland (@NFLDeutschland) November 9, 2025
Währenddessen waren auf der Stadionleinwand Szenen und Bilder vom 9. November 1989 zu sehen. Über die ganze Arena wurde eine grosse Fahnen-Choreografie präsentiert in den Landesfarben von Deutschland und den USA. Wer die NFL kennt, weiss auch, dass die Show während der Partie ebenfalls nicht fehlen darf.
Seit Jahren wird bei Heimspielen der Indianapolis Colts nach einem Touchdown der Song «Maria (I Like It Loud)» von der deutschen Techno-Band Scooter abgespielt. Als das grosse Überraschungsteam der laufenden Saison über den ersten Touchdown des Spiels jubeln konnte, stand plötzlich Scooter-Sänger H.P. Baxxter in der Endzone und performte das 22-jährige Lied vor 72'000 Zuschauern live.
Colts-Touchdowns in Berlin münden in einem absoluten Scooter-Fiebertraum #DAZNmoment #ENDZN #NFLBerlinGame pic.twitter.com/Gx7DX63NZT
— DAZN DE (@DAZN_DE) November 9, 2025
Taylor rennt auch in Berlin jedem davon
Wie die ganze Show rund um die Partie war auch das Spiel ein absolutes Highlight. Am Ende setzten sich die Colts mit 31:25 nach Verlängerung durch. Wie so oft in dieser Saison war mal wieder Runningback Jonathan Taylor die ganz grosse Figur des Spiels.
Nachdem er bereits das Skore mit einem ersten Touchdown eröffnet hatte, sorgte der 26-Jährige zum Ende der Partie gleich für zwei riesige Highlights. Sechs Minuten vor dem Ende lief Taylor zu einem 83-Yard-Touchdown, was ein neuer Franchise-Rekord ist. Quarterback Daniel Jones lobte seinen Schützling nach der Partie: «Ich hab wirklich schon alles von ihm gesehen – 80-Yarder, 50-Yarder. Das wird nie langweilig, das ist immer wieder grossartig zu erleben.»
The Colts’ all-time leader in rushing touchdowns: Jonathan Taylor (65).
— SleeperColts (@SleeperColts) November 9, 2025
MVP.
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Doch damit noch nicht genug. In der Verlängerung entschied Taylor mit seinem dritten Touchdown die Partie in Berlin und stellte mit neu 65 Rushing-Touchdowns in seiner Karriere einen weiteren Rekord bei den Colts auf. Neben den drei Touchdowns sammelte Taylor insgesamt 286 Yards Raumgewinn. Als erster Akteur der laufenden Saison durchbricht Taylor die 1000-Rushing-Yard-Marke und ist auch bei den erzielten Touchdowns auf seiner Position eine Klasse für sich. Mit solchen Leistungen avanciert Taylor langsam aber sicher zu einem absoluten Favoriten auf den MVP-Titel. Seit 2013 ging diese Auszeichnung nur an Quarterbacks.
Trump wird ausgebuht
Zum erst dritten Mal besuchte gemäss US-Medien, ein amtierender US-Präsident ein Regular-Season-Game der NFL. Donald Trump war am Sonntagabend in Washington im Stadion, als die heimischen Commanders die detroit Lions empfingen. Bei allen kam dies nicht gut an und der 79-Jährige wurde von den Zuschauern im Stadion ausgebuht. Trotzdem liess es sich Trump in der Halbzeitpause nicht nehmen, in Szene zu treten.
Der US-Präsident las bei einem Aufnahmeverfahren der US-Armee einen Eid vor. Immer war Trump aber nicht verständlich zu hören, da die Fans im Northwest Stadium ihn weiterhin ausbuhten. Sein Besuch bei den Commanders hat auch einen politischen Hintergrund. Würde es nach Trump gehen, muss das Team aus der US-Hauptstadt wieder den alten Namen Washington Redskins annehmen. Nach einem jahrelangen Prozess änderte Washington den Namen zu Commanders, da sie immer wieder kritisiert wurde, dass Redskins zu rassistisch ist.
Die Commanders planen gerade ein neues Stadion und Trump hofft, dass die neue Heimstätte nach ihm benannt wird. Gegenüber ESPN sagte erst kürzlich ein hochrangiger Vertreter vom Weissen Haus: «Das ist es, was der Präsident will. Und es wird wahrscheinlich auch so kommen.» Das neue Stadion der Commanders soll etwa 3,7 Milliarden US-Dollar kosten.
In der zweiten Halbzeit ging die Trump-Show weiter. Beim TV-Sender Fox gab Trump über mehrere Minuten ein Interview und erzählte, dass auch er Football spielte und als Tight End agierte, allerdings sei damals der Quarterback zu schlecht gewesen.
𝗧𝗥𝗘𝗡𝗗𝗜𝗡𝗚: President Donald Trump's FULL interview on Fox during the Commanders vs. Lions game.
— Dov Kleiman (@NFL_DovKleiman) November 9, 2025
We have never seen anything like this before... pic.twitter.com/4BVK5iRr5S
Amon-Ra St. Brown tanzt für Trump
Bevor Trump überhaupt im Stadion war, kam es bereits zur ersten Szene, welche auch den 45. und 47. Präsidenten der USA betraf. Nach dem Lions-Receiver Amon-Ra St. Brown ein Touchdown gelang, zeigte der Deutsch-Amerikaner in die Zuschauerränge und zeigte den YMCA-Tanz, welcher Trump selbst während seiner Wahlkampagne jeweils zum Besten gab.
#Lions WR Amon-Ra St. Brown scored a TD and did the Trump Dance: pic.twitter.com/7DUJsrgcnC
— Ari Meirov (@MySportsUpdate) November 9, 2025
«Ich hatte gehört, dass Trump beim Spiel sein würde. Ich weiss nicht, wie oft der Präsident noch einmal bei Spielen sein wird, also dachte ich, ich hätte einfach ein bisschen Spass», erklärte St. Brown nach dem 44:22-Sieg seiner Lions. Bei allen kam diese Aktion aber nicht gut an.
Kurz nach dem Tanz von St. Brown attackierte DaRon Payne seinen Gegenspieler und schlug dem 26-Jährigen auf den Kopf. Für Payne war die Partie danach beendet, ob der Ausraster aufgrund des Jubels war, ist unklar.
Daron Payne PUNCHES Amon Ra St Brown and was EJECTED.
— Dov Kleiman (@NFL_DovKleiman) November 9, 2025
😳😳😳pic.twitter.com/XVLEarNi1d
Bills enttäuschen in Miami
Für die grösste Überraschung am zehnten Spieltag sorgten die Miami Dolphins. Mit einem klaren 30:13-Sieg setzten sich die klaren Aussenseiter aus Florida gegen Divisions-Rivale Buffalo Bills durch. Die starke Bills-Offense blieb klar unter den Erwartungen und skorte erst im letzten Viertel die ersten Punkte. Dies reichte aber nicht, um die 0:16-Hypothek aus den vorherigen 45 Minuten wettzumachen.
Mit insgesamt über 200 Yards und zwei Touchdowns war Runningback Devon Achane die grosse Figur des Spiels. Besonders sehenswert war sein erster Touchdown, welcher über 59 Yards ging. Trotz des Erfolgs werden die Dolphins wohl keine Chance mehr auf die Playoffs haben. So war der Coup gegen die Bills erst der dritte Saisonsieg.
Coach, darf ich den Touchdown machen oder nicht?
Durch die Niederlage von Buffalo konnten die New England Patriots nach dem 28:23-Sieg bei den Tampa Bay Buccaneers die Führung in der AFC-East-Division ausbauen. Dabei kam es kurz vor Schluss zu einer durchaus kuriosen Situation.
Treveyon Henderson war innerhalb der letzten zwei Minuten kurz davor, seinen zweiten Touchdown zu erzielen. Bevor er aber in die Endzone rannte, bremste er ab und fragte die Trainer mit Handzeichen, ob er den Touchdown nehmen soll oder vor der Endzone anhalten soll, damit die Zeit von der Uhr genommen werden kann. Der Rookie erhielt die Erlaubnis und der Sieg der Patriots war kurz darauf sicher.
🚨HAVE NEVER SEEN ANYTHING LIKE THIS🚨#Patriots running back TreVeyon Henderson slowed down before going to the end zone to ask his coaches if he should score a touchdown…
— MLFootball (@MLFootball) November 9, 2025
Or fall down and let the clock run out and end the game.
Have never seen this. pic.twitter.com/seYahycPTo
Ravens träumen von historischem Comeback
Nach einem Horrorstart mit nur einem Sieg aus den ersten sechs Partien konnten die Baltimore Ravens bereits zum dritten Mal nacheinander als Gewinner vom Platz gehen. Lamar Jackson war im zweiten Spiel nach seiner Verletzungspause in ordentlicher Verfassung. Baltimore setzte sich schlussendlich mit 27:19 bei den Minnesota Vikings durch.
Damit liegen die Ravens in der AFC North nur noch einen Sieg hinter den Pittsburgh Steelers, welche die Division anführen. Erst vier Teams erreichten nach einem 1-5 Saisonstart noch die Playoffs. Zuletzt 2020 die Washington Commanders.
Matthew Stafford schreibt Geschichte
Die Los Angeles Rams bleiben auf Playoffkurs. Mit einem deutlichen 42:26 setzten sich die Rams gegen die San Francisco 49ers durch. Dabei zeigte Quarterback Matthew Stafford eine weitere starke Leistung und sorgte für einen neuen Rekord. Als erster Spieler der NFL gelangen ihm innerhalb von sechs Partien zwanzig Touchdowns, ohne eine einzige Interception zu werfen.
Im Duell gegen die 49ers gelangen Stafford gleich vier Touchdowns. Auch Runningback Kyren Williams zeigte, was in ihm steckt und erreichte die Endzone zweimal. Nach zehn Partien haben die Rams erst zwei Niederlagen kassiert.
Scorigami-Alarm in Houston
Beim Spiel zwischen den Houston Texans und den Jacksonville Jaguars kam es in der NFL zu einem Novum. Zum ersten Mal endete ein Spiel mit einem 36:29 und es kam zu einem sogenannten Scorigami. Es ist das 1094. einzigartige Resultat in der National Football League.
Dabei zeigten die Texans mit Ersatz-Quarterback Davis Mills ein phänomenales Comeback und drehten in den letzten 15 Minuten einen 10:29-Rückstand.
