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Endlich hat er den Tritt gefunden: «Unsere Linie funktioniert zurzeit super, aber wir sind erst gerade daran, uns aneinander zu gewöhnen», erklärte Sven Bärtschi am vergangenen Mittwoch, nachdem er gegen die Carolina Hurricanes gleich zwei Skorerpunkte verbuchte.
Und tatsächlich: Dem Schweizer läuft es an der Seite von Bo Horvat und Radim Vrbata in der zweiten Linie immer besser. Mit 15 Skorerpunkten ist der 23-jährige Langenthaler mittlerweile der siebtbeste Skorer der Canucks. Alleine in den letzten acht Partien verbuchte er durchschnittlich jeweils einen Punkt pro Spiel.
Bärtschi hat in Nordamerika einen harten und langen Weg hinter sich. Ein Rückblick:
2010 unterzeichnet er einen Vertrag beim kanadischen Junioren-Team Portland Winterhawks. Gleich im ersten Jahr erhält er in der Western Hockey League die Auszeichnung als bester Rookie der Liga. Dank der guten Leistung wird Bärtschi im folgenden NHL-Draft an 13. Position von den Calgary Flames gezogen.
Doch der talentierte Schweizer wird den Erwartungen beim kanadischen NHL-Team nicht gerecht und verbringt die folgenden drei Jahren zum grössten Teil nicht in Calgary, sondern beim Farmteam Adirondack Flames.
Im Sommer 2014 meint NHL-Scout John van Boxmeer – der den talentierten Schweizer mehrmals im Farmteam beobachtet hat – Bärtschi würde mit seinen Leistungen keine Argumente für eine Rückkehr in die NHL liefern. Er sei gegenüber seiner Juniorenzeit nicht mehr wiederzuerkennen. Bärtschi habe kaum noch Chancen bei den Flames, so der ehemalige Bern- und Lausanne-Trainer.
Am Ende wird van Boxmeer Recht behalten. Bärtschi wechselt in der folgenden Spielzeit zum Calgary-Erzfeind Vancouver Canucks.
Und siehe da, bei der neuen Franchise findet der Berner im Farmteam sein Selbstvertrauen wieder. Auch dank Trainer Travis Green, der Bärtschi bereits in Portland betreut hat: «Ich glaube an Sven. Er hat das Zeug ein Top-6 Stürmer zu werden, der auch im Powerplay eingesetzt werden kann.»
Für die Utica Comets skort der Stürmer 30 Punkte in 36 Spielen und stösst bis ins AHL-Finale vor. Die Canucks werden auf Bärtschi aufmerksam und holen den Schweizer noch in der gleichen Saison (14/15) für fünf Spiele ins NHL-Team.
Im Sommer 2015 erhält Bärtschi seinen ersten «One-Way-Vertrag». Soll heissen, im Falle einer Degradierung ins Farmteam würde ihm das komplette Salär ausbezahlt werden. Das wären bei Bärtschi rund 900'000 Dollar im Jahr. «Es ist ein Traum und ein Neubeginn für mich, nachdem ich ganz schwere Zeiten durchgemacht habe. Wenn dir, wie in der Vergangenheit geschehen, immer wieder erzählt wird, dass dein Defensivverhalten schlecht ist, dann spielst du irgendwann auch schlecht», erklärt der Schweizer im vergangenen Sommer.
Und genau dieses Vertrauen der Vancouver Canucks scheint nun beim Schweizer zu fruchten. Bärtschi bekundet anfangs dieser Saison zwar Mühe mit dem Skoren, doch seit Dezember scheint der Nationalspieler nach fünf harten Lehrjahren endlich in der NHL angekommen zu sein.