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Olympia 2024

Olympia 2024 in Paris mit Athleten aus Russland? Das IOC übt den Spagat

People take a photographs of the Olympic rings in front of the Paris City Hall, in Paris, Sunday, April 30, 2023. Olympic contestation is picking up online and starting to spill onto streets, because  ...
Erste Hinweise auf die Olympischen Spiele im nächsten Jahr findet man in Paris schon jetzt.Bild: keystone

Olympia mit Athleten aus Russland? «Sind mit unvereinbaren Positionen konfrontiert»

Das Internationale Olympische Komitee lädt die Weltmedien zur Fragestunde mit Präsident Thomas Bach. Auch wenn über die Teilnahme russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten 2024 in Paris noch kein Entscheid gefällt wurde, befindet sich das IOC im andauernden Erklärungsmodus.
19.07.2023, 07:4819.07.2023, 18:04
Rainer Sommerhalder / CH Media
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Die «härteste» Frage kam aus England. Der britische Journalist erinnerte Thomas Bach daran, dass ihm Russland seit seinen ersten Olympischen Spielen als Präsident 2014 in Sotschi auf der Nase herumtanze, sei es mit Dopingbetrug, der politischen Instrumentalisierung des Sportes oder mit dem Bruch des Olympischen Friedens:

«Und trotzdem haben Sie es nie geschafft, die russischen Sportlerinnen und Sportler gänzlich von den Spielen auszuschliessen. Wollen Sie mit deren Teilnahme nun auch in Paris wirklich riskieren, dass diese Tatsache als Ihr Vermächtnis in Erinnerung bleibt?»

Bach betonte mit gewohnt stoischer Ruhe, dass man durchaus harte Sanktionen gegen Russland verhängt habe, dass man aber nicht Athleten für die Taten der Regierungen bestrafen dürfe. «Das wünscht sich keine Sportlerin und kein Sportler aus irgendeinem Land.»

epa10705504 International Olympic Committee (IOC) President Thomas Bach (L) speaks next to IOC Director General Christophe de Kepper during the 140th IOC Session at the Olympic House, in Lausanne, Swi ...
IOC-Präsident Thomas Bach.Bild: keystone

Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) lud ein Jahr vor den Sommerspielen zu einem Roundtable-Gespräch mit Medienvertretern aus aller Welt. Während der 69-jährige Deutsche in seinen einleitenden Worten die Geschlechtergleichheit sowie die Nachhaltigkeit als herausragende Elemente von Paris 2024 lobte, interessierten sich die Journalisten fast ausschliesslich für die Frage, ob russische und belarussische Athletinnen und Athleten in Paris starten dürfen.

Russland-Entscheid an keinen Terminplan gebunden

Bach betonte, dass man diese Entscheidung «mit aller Sorgfalt» treffen werde und sich nicht auf einen verbindlichen Zeitplan festlegen wolle. Der frühere Spitzenfechter sagte aber einmal mehr, dass er sich von den Regierungen wünsche, die Idee der Spiele als «friedlicher Wettkampf aller Nationen» zu respektieren und sie nicht als Waffe der Politik zu missbrauchen. «Wir tun alles, um diese Mission zu erfüllen», so Bach.

Die Idee, dass sich die Jugend der Welt lieber auf dem Sportplatz duelliert, anstatt sich auf dem Schlachtfeld zu bekriegen, stammt vom Franzosen Pierre de Coubertin und gilt als Leitlinie der Gründung des IOC im Jahr 1894. Coubertins Vision war es, jenseits der nationalen Interessen für eine internationale Verständigung einzutreten. Bach klammert sich bei der Russland-Frage an diese Idee.

Zugleich gab das IOC zu, in einem riesigen Spannungsfeld zu stecken: «Wir sind mit zwei unvereinbaren Positionen konfrontiert. Die russische Seite möchte, dass das IOC den Krieg ignoriert. Die ukrainische Seite möchte, dass wir jeden mit einem russischen und belarussischen Pass vollständig isolieren. Beide Positionen stehen im diametralen Widerspruch zum Auftrag des IOC und zur Olympischen Charta.»

An WM dabei, an EM nicht

Offiziell empfiehlt das IOC, dass Russen als neutrale Athleten an internationalen Wettkämpfen antreten dürfen, wenn sie den Krieg nicht aktiv unterstützen und nicht beim Militär oder anderen Sicherheitskräften angestellt sind. Ausgeschlossen sind Teams und Staffeln. Die Umsetzung der Empfehlung liegt bei den einzelnen Sportarten, was zu diametral unterschiedlichen Situationen führt.

epa09313862 Members of Russian National Olympic team arrives to the meeting with Russian President Vladimir Putin in Moscow's Kremlin, Russia, 30 June 2021. The Summer Olympic Games, rescheduled  ...
Teilnehmer des russischen Olympiateams von Tokio 2020 zu Besuch bei Wladimir Putin.Bild: keystone

Leichtathletik und Pferdesport verbieten die Teilnahme weiterhin, der Turnweltverband entscheidet diesen Mittwoch. Beim Fechten hat der Weltverband Ja, der europäische Kontinentalverband hingegen Nein gesagt. Auch von den sportartenübergreifenden Europaspielen Ende Juni in Polen waren Russland und Belarus ausgeschlossen.

Während sich das IOC auf eine weltweite Mehrheit von Athleten, Verbänden und Regierungen beruft, die keine Diskriminierung von Sportlern aufgrund ihres Passes wünschen und das Vorgehen des IOC unterstützen, haben jüngst 41 westliche Staaten – darunter auch die Schweiz – in einer Konferenz-Erklärung gefordert, dass Russland nicht ermöglicht werden sollte, mit dem Sport den Krieg zu legitimieren. Der ukrainische Teilnehmer an dieser Veranstaltung gab die Anzahl der im Krieg getöteten ukrainischen Spitzensportler und Trainer mit 317 an.

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quelle: keystone / wu hong
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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pummelfee
19.07.2023 09:24registriert Mai 2020
Da liegt der Mann absolut falsch. Sport ist in Russland Staatsangelegenheit und die Sportler wissen das, denn sie werden vom Staat gesponsert und bezahlt. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Oder auch: mitgegangen, mitgehangen.
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Derpsie
19.07.2023 09:01registriert November 2017
Russland versteht nur eine Sprache: Härte. Das rumgeire hat schon bei den Doping-Skandal nichts gebracht. Solange das IOC dies nicht versteht, wird Russland auf die olympische Ideale und Regeln pfeifen.
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Joe23
19.07.2023 09:32registriert April 2023
BACH hat kein und hatte nie Rückgrat!
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