Trotz zwei WM-Titeln in der Kombination und dem Olympiasieg mit dem Team 2018 in Pyeongchang gilt Wendy Holdener als ewige Zweite. 29 Mal stand die 28-jährige Schwyzerin in ihrer Weltcup-Karriere schon auf dem Slalom-Podest – allerdings noch nie zuoberst.
Auch olympisches Einzel-Gold konnte Holdener noch nicht gewinnen: 2018 holte sie Slalom-Silber sowie Kombi-Bronze, letzte Woche fuhr sie in Peking im Slalom zu Bronze – und in der Kombination heute musste sie sich wieder einmal mit Silber begnügen.
Dabei hatte Holdener fast alles richtig gemacht: Nach dem Ausfall von Mikaela Shiffrin brachte sie ihren Lauf souverän ins Ziel und nahm der zuvor Führenden Federica Brignone acht Zehntel ab. Der langersehnte Olympiasieg schien endlich möglich: «Hoffen wir's!», sagte die Slalom-Spezialistin fast flehend in die Kamera.
Doch wieder einmal war eine schneller als Holdener: Michelle Gisin legte einen Traumlauf in den Kunstschnee von Yanqing und schnappte Holdener mit 1,05 Sekunden Vorsprung die Goldmedaille vor den Augen weg.
Für Holdener brach eine Welt zusammen: Statt sich über Silber freuen zu können, trauerte sie dem verpassten Olympiasieg nach. Gisin musste ihre Teamkollegin im Zielraum gar trösten: « ... es ist trotzdem mega geil. Was du machst, ist unglaublich», flüsterte ihr Gisin ins Ohr. Was Holdener dann sagte, war im TV leider nicht verständlich. Gisin entgegnete aber: «Das stimmt nicht. Das hast du mehr als genug bewiesen.»
Auch noch beim ersten Siegerfoto war die Enttäuschung nicht ganz aus Holdeners Gesicht gewichen. Erst bei der Siegerehrung konnte sich Holdener dann wenigstens halbwegs mit Silber anfreunden. Endlich hatte sie ihr Lächeln wieder gefunden. (pre)