OnlyFans ist eine populär gewordene Website, die nur für ein erwachsenes Publikum bestimmt ist. Ihre Nutzerinnen und Nutzer verbreiten Inhalte, um mithilfe eines Abonnement-Systems Geld zu verdienen.
Die Plattform hat einen zweifelhaften Ruf, wird als «Instagram des Pornos» bezeichnet und ist bei den Schöpfern erotischer Inhalte beliebt. Inzwischen haben selbst Spitzensportlerinnen Konten, um ihr Taschengeld aufzubessern.
Die 33-jährige Elise Christie, eine Kurzbahn-Eisschnellläuferin, hat dies getan. Sie sagte der «Nottingham Post»: «OnlyFans hat mir das Leben gerettet.»
Es dauert vielleicht eine Weile, bis die Information im Gehirn ankommt, aber es ist eine Tatsache: OnlyFans rettet Leben.
Für die Britin, die 2017 dreifache Goldmedaillengewinnerin bei den Weltmeisterschaften war und insgesamt drei Olympiateilnahmen vorweisen kann, war das Ende ihrer Karriere gleichbedeutend mit einer bitteren, sehr bitteren Erfahrung. Auf ihrem Höhepunkt wurde sie von der «Sunday Times» zur Sportlerin des Jahres gewählt.
Aber warum muss eine Athletin dieses Kalibers Fotos auf einer solchen Website veröffentlichen?
Nach einer Knöchelverletzung, die ihr Karriereende im Jahr 2022 beschleunigte, war Christie finanziell am Ende. Sie hatte mehrere Jobs, unter anderem als Kellnerin und Flughafenangestellte. Wie bei vielen Sportlern ist die Zeit nach der Karriere keine leichte Aufgabe.
Um ihren Kopf aus dem Wasser zu ziehen, beschloss sie, sich auf der Website OnlyFans zu bewerben. Die Plattform hat ihr ein «stabiles und zuverlässiges» Einkommen ermöglicht, versichert die ehemalige Sportlerin, die sich zur Content Creatorin umgeschult hat.
Christie ist bei weitem nicht die einzige, der die Plattform nutzt, um ihren Lohn ein wenig aufzubessern. Jack Laugher, der sowohl im Einzel- als auch im Synchronspringen vom 3-m-Brett antreten wird, ist ebenfalls in dieser Situation. Ein weiterer Brite, der sich in das Abenteuer stürzte, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Trotz seiner drei olympischen Medaillen ist sein Sport nicht lukrativ und medial exponiert. Laugher erklärte der «Daily Mail», dass «mit Wasserspringen nicht viel Geld zu verdienen ist».
Der Sportler legte nach und erzählte dem Boulevardblatt, dass er 33'000 Euro von seinem Sponsor erhält, was weit entfernt ist von den millionenschweren Sportlern der US-Basketballmannschaft, den Tennisspielern Novak Djokovic und Rafael Nadal oder dem Radfahrer Remco Evenepoel.
Laut dem Wasserspringer entspricht das Einkommen nicht den Anforderungen eines Spitzensportlers - eine Ursache dafür sind seiner Meinung nach die geringen Preisgelder der Wettkämpfe im Wasserspringen.
Auf Anraten seines Vaters (!) hat er im Vorfeld der Olympischen Spiele 2021 in Tokio mit OnlyFans begonnen, um sich abzusichern. Laugher paraphrasierte seinen Vater mit folgenden Worten:
Der Rat ist nicht auf taube Ohren gestossen. Der Taucher hat seine Daten bei OnlyFans registriert und seine Abonnenten zahlen nun etwas mehr als 10 Euro pro Monat, um seine Inhalte anzusehen. Vollständig nackt zeigt sich Laugher aber nicht.
Die «Daily Mail» zitiert ihn ebenfalls mit den Worten, dass diese Methode seinem Bankkonto genutzt habe. Die OnlyFans-Aktion hat ihm mehrere Tausend Euro eingebracht.
Die Nachricht verbreitete sich im britischen Wasserspringerteam, und angesichts eines solchen Geldsegens zogen andere Wasserspringer aus der Nationalmannschaft wie der 24-jährige Noah Williams, der 27-jährige Daniel Goodfellow und der 26-jährige Matty Lee nach.
Und die Frage wird immer drängender: Wird OnlyFans zur Normalität? Viele Sportler haben ihre Präsenz in dem sozialen Netzwerk nicht verheimlicht. Es ist schwer, dem Ruf des schnellen Geldes zu widerstehen, vor allem, wenn man im Kraftraum hart an seiner Figur gearbeitet hat.
Das gilt auch für die Stabhochspringerin Alysha Newman. Auch die australische Basketballspielerin Liz Cambage, viermaliger All-Star der US-Profiliga WNBA, ist aktiv und stellt zahlreiche Inhalte zur Verfügung.
Dies tut auch Elena Kulichenko. Die Russin mit zypriotischem Pass verstrickte sich damit in eine nationale Kontroverse. Die 21-jährige Hochspringerin war die Fahnenträgerin ihres Landes. Doch in Zypern hagelte es Kritik und ihre nackten Videos sorgten für viel Gesprächsstoff. Ihre Anwesenheit als Symbol der Nation bei der Parade warf ethische Fragen innerhalb des Verbandes (und sogar politisch) auf.
Angesichts des landesweiten Aufschreis liess Kulichenko über ihre Anwälte mitteilen, dass diese Videos lediglich das Ergebnis künstlicher Intelligenz seien. Das zypriotische Olympische Komitee wusste davon und forderte sie Berichten zufolge auf, ihr Konto zu schliessen. Sie soll sich jedoch geweigert haben. Eine Weigerung, die auch auf nackten Tatsachen basiert.
Eigemtlich ist es traurig, dass in so vielen Sportarten nicht mal die Besten vom Sport leben können.