Am letzten Mittwoch wurden die Paralympics in Paris eröffnet, seit Donnerstag wird um Goldmedaillen gelaufen, gefahren, geschwommen und gekämpft. Obwohl alle Athletinnen mit ihren Leistungen trotz der zum Teil grossen Beeinträchtigungen beeindrucken, haben es uns einige Sportarten und Sportler besonders angetan.
Zum Beispiel die Para-Bogenschützin Sheetal Devi, die ihren Viertelfinal im Einzel zwar knapp verlor, aber im Team mit Rakesh Kumar in der Vorrunde einen neuen Weltrekord aufstellte. Und das, obwohl die 17-jährige Inderin anders als viele ihrer Kontrahentinnen ohne Arme geboren wurde.
Sheetal Devi is poetry in motion.
— Shiv Aroor (@ShivAroor) September 1, 2024
Just 17 years old.
Born without arms.
Right leg to lift bow.
Right shoulder to draw the string.
Strength of jaw to release arrow.
Opened with bullseye.
Missed victory by a single point.
A true hero.
Listen to the crowd. 🥹🔥 pic.twitter.com/dtIJXUm8A1
Einer ihrer Mentoren ist der US-Amerikaner Matt Stutzman, der ebenfalls ohne Arme auf die Welt kam. Aus diesem Grund hält er den Bogen mit dem rechten Fuss und spannt ihn mit der Schulter. Um zu schiessen, lehnt er sich leicht zurück und übt mit dem Kinn Druck aus. Der 41-Jährige gewann am Sonntag erstmals Gold bei Paralympics – unter anderem dank dieses Schusses, der perfekter nicht sein könnte.
Mark Stuzman that is audacious! 🔥
— Paralympic Games (@Paralympics) September 1, 2024
What a way to end the shoot-off in today's Para archery!
🇺🇸 🎯#Paralympics | #Paris2024 pic.twitter.com/3KtUp4JUKY
Nicht minder beeindruckend sind die Schwimmerinnen und Schwimmer, die lediglich ihre Beine oder gar nur ihre Arme benutzen können. Im 100-m-Freistil-Final der Kategorie S5 lieferten sich der Ukrainer Oleksander Komarow und der Chinese Guo Jincheng ein packendes Finish. Während Sieger Komarow im Rollstuhl sitzt, fehlen Guo beide Arme.
Sich so nur schon über Wasser zu halten, ist schwer vorstellbar, aber dann auch noch so schnell zu schwimmen wie der 23-Jährige, ist unfassbar. Und hätte er nicht mit dem Kopf anschlagen müssen, hätte Guo statt Silber nun wohl Gold um den Hals hängen. Immerhin klappte der Triumph dann mit der Mixed-Staffel über 4 x 50 m Freistil.
Bereits zweimal Gold sicherte sich der Brasilianer Gabriel dos Santos Araujo, genannt Gabrielzinho, über 50 und 100 m Rücken. Der 22-Jährige verfügt weder über Arme noch über vollständig ausgebildete Beine, sorgt mit seinen Schwimm-Leistungen aber dennoch für grosses Staunen.
Viele Spiele vom Blinden-Fussball haben in Paris noch nicht stattgefunden. Aber Highlights von vergangenen Paralympics zeigen, wie gut die Teilnehmer mit dem Ball umgehen können, obwohl sie diesen nur hören und nicht sehen. Wie der Iraner Behzad Zadaliasghar, der in Rio de Janeiro 2016 ein Solo-Tor erzielte, auf das auch ein Lionel Messi stolz wäre.
Golazo de Zadaliasghar que emuló a Maradona o Messi en una jugada que pasará a la historia de los Juegos Paralímpics pic.twitter.com/myIIrjmOaB
— FAIR PLAY SPORTS MANAGEMENT (@agenciafairplay) September 13, 2016
Der Ball ist im Blindenfussball mit einer Rassel oder einer Glocke ausgestattet, damit die Spieler – an den Paralympics nehmen nur Männerteams teil – diesen orten können. Ausserdem können die Trainer an der Mittellinie sowie jeweils ein Betreuer hinter dem Tor ihren Spielern Anweisungen geben. Auf dem Feld sind die Torhüter die einzigen, die sehen können. Und trotzdem schaffen es Spieler wie der Brasilianer Jefinho den gegnerischen Goalie zu übertölpeln.
@paralympics Dancing through defenders 🕺
♬ original sound - paralympics
Jeferson Goncales traf auch bei der Auftaktpartie an den Paralympischen Spielen in Paris einmal. Damit die Fussballer den Ball und ihre Trainer hören können, muss das Publikum während der Partie ruhig sein. Nur so sind Tore wie dieses vom Argentinier Maximiliano Espinillo auf dem Weg zur Silbermedaille in Tokio 2021 möglich. Der siebenfache Torschütze von vor drei Jahren ist am laufenden Turnier ebenso wieder dabei.
Eindruck hinterlassen haben bei uns auch die Weitspringerinnen und Weitspringer, deren Sehkraft eingeschränkt oder die gar blind sind. Damit alle die gleichen Chancen haben, werden Brillen getragen, die ihnen jegliche Sicht nehmen. Hinter der Sandgrube steht die Trainerin und ruft oder klatscht, damit sich die Weitspringer orientieren können und wissen, wann sie abspringen müssen. Immer klappt das mit der Orientierung aber nicht, und die Athletinnen landen auch mal neben der Grube.
Beim Chinesen Di Dongdong hat jedoch alles zusammengepasst. Der 30-Jährige brach mit einer Weite von 6,85 Meter seinen eigenen Weltrekord und holte sich natürlich paralympisches Gold. Anders als in anderen Weitsprung-Wettbewerben gibt es hier keinen Balken und wird die Distanz zwischen Absprung und Landung gemessen. Der genaue Absprungpunkt wird mithilfe von weissem Kalkpulver auf der Anlaufbahn bestimmt.
@paralympics Breaking your own world record to claim gold 💫 #Paris2024 #Paralympics ♬ PHONK BRASILEIRO FRESCO - DJ MOIGUS & DJ FKU