Sport
Olympia 2024

Imane Khelif: Die Boxerin aus Algerien sorgt an Olympia für Furore

Algeria's Imane Khelif, reacts after defeating Italy's Angela Carini in their women's 66kg preliminary boxing match at the 2024 Summer Olympics, Thursday, Aug. 1, 2024, in Paris, France ...
Die Olympia-Teilnahme von Imane Khelif ist umstritten.Bild: keystone

2023 einen Geschlechtstest nicht bestanden – Wirbel um algerische Olympia-Boxerin

Bei der WM 2023 wird Boxerin Imane Khelif wegen eines nicht bestandenen Geschlechtstests disqualifiziert. Bei Olympia darf sie starten – und gewinnt nach 46 Sekunden durch Aufgabe ihrer Gegnerin.
02.08.2024, 07:1902.08.2024, 09:07
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Nach dem Wirbel um ihre Olympia-Zulassung hat die algerische Boxerin Imane Khelif ihren Achtelfinal in Paris nach nur 46 Sekunden gewonnen. Ihre italienische Gegnerin Angela Carini klagte nach wenigen Schlägen über Schmerzen in der Nase und gab auf. Den im Boxen üblichen Handschlag gab es nach dem Duell nicht.

Khelifs Teilnahme an den Spielen in Paris hatte wegen ihrer Disqualifikation bei der Weltmeisterschaft im Vorjahr für viel Aufsehen gesorgt. Damals hatte die 25-Jährige den Final wegen erhöhter Werte des männlichen Sexualhormons Testosteron nicht bestreiten dürfen. In Paris darf sie hingegen um Medaillen kämpfen. Das IOC macht die Resultate der Hormontests im Gegensatz zu den Weltverbänden nicht öffentlich.

Carinis Trainer Emanuele Renzini sagte in einer ersten Reaktion: «Ich will nicht für das IOC urteilen und ich weiss, dass das Thema schwierig ist, aber dieser Kampf war unfair». Das Internationale Olympische Komitee hatte Khelif für Paris zugelassen.

Nach der Bekanntgabe ihrer Niederlage sank die Italienerin im Ring weinend auf die Knie. Auch Minuten später wurde sie während zahlreicher Interviews immer wieder von ihren Emotionen überwältigt. «Ich bin in den Ring gestiegen, um alles zu geben. Die Person, die vor mir steht, interessiert mich in dem Moment nicht. Die Schmerzen an der Nase waren zu stark. Ich konnte nicht mehr atmen», berichtete Carini.

epa11515333 Angela Carini of Italy kneels in the ring as she abandons her bout in the Women 66kg preliminaries round of 16 against Imane Khelif of Algeria of the Boxing competitions in the Paris 2024  ...
Angela Carini gab nach wenigen Sekunden auf.Bild: keystone

Derweil versuchen rechte Politiker in Italien und der ganzen Welt, darunter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, Carinis Niederlage für ihre Weltsicht zu instrumentalisieren. Sie behaupten, Imane Khelif sei eine trans Athletin, die als Mann geboren worden sei, wofür es keinerlei Beweise gibt. Hingegen gibt es Bilder, die Khelif als kleines Mädchen zeigen. Sie ist also eine cis-Frau – sie identifiziert sich mit dem Geschlecht, das bei der Geburt bestimmt wurde.

Weitere Boxerin wurde bei WM disqualifiziert

Die WM vor einem Jahr wurde vom Internationalen Box-Verband IBA organisiert, der vom IOC nicht mehr anerkannt ist. Auch die taiwanesische Boxerin Lin Yu-Ting wurde nach dem Gewinn ihrer Bronzemedaille bei der WM nachträglich disqualifiziert, darf aber bei den Olympischen Spielen antreten. Sie boxt am Freitag im Federgewicht gegen die Usbekin Sitori Turdibekowa. Sowohl Yu-Ting als auch Khelif waren schon bei den Sommerspielen 2021 in Tokio dabei.

IOC verteidigt Starterlaubnis

IOC-Sprecher Mark Adams verteidigte die Zulassung der beiden Boxerinnen. «Es sind Menschen involviert, wir sprechen über das Leben von Menschen. Sie sind in Frauenwettbewerben angetreten, sie haben gegen Frauen gewonnen und sie haben gegen Frauen verloren über die Jahre», sagte Adams.

Das algerische Olympische Komitee verurteilte die Kritik vieler Boxfans, die vor allem in den sozialen Medien auf Khelif hereinprasselte. «Diese auf Lügen basierenden Diffamierungsversuche sind völlig unfair, insbesondere in einem entscheidenden Moment, in dem sie sich auf die Olympischen Spiele, den Höhepunkt ihrer Karriere, vorbereitet», hiess es in einer Stellungnahme. «Wir stehen alle hinter dir, Imane. Die ganze Nation steht hinter dir und ist stolz auf deine Leistungen.» (abu/sda/dpa)

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128 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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What’s Up, Doc?
01.08.2024 19:01registriert Dezember 2015
Meloni sagt bei ANSA aber auch:
«Ich bin der Meinung, dass Athletinnen mit männlichen Merkmalen nicht an Frauenwettbewerben teilnehmen sollten. Dies nicht, weil wir jemanden diskriminieren wollen, sondern um das Recht der weiblichen Athleten zu schützen.»

Und da hat sie nun einmal recht und ich stehe normalerweise gar nicht auf gewisse Äusserungen aus dem rechten Spektrum.
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Zanzibar
01.08.2024 18:49registriert Dezember 2015
Wer nicht zu 100% eine Frau ist soll einfach bei den Männern antreten. Das ist Wettbewerbsverzerrung!
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Esthi
01.08.2024 20:48registriert April 2023
Khelif wurde letztes Jahr wegen nicht bestandenem Geschlechtstest bei der WM disqualifiziert und der Internationale Boxverband IBA äussert Bedenken. Das wird ja auch seine Gründe haben.
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