Die Verhältnisse mit der regennassen Strasse seien schwierig gewesen, so Bissegger. «Im Frauen-Rennen gab es einige Stürze, vielleicht ging ich es etwas zu vorsichtig an. Da ich in einigen Kurven trotzdem rutschte, glaube ich, war ich trotzdem nahe am Limit. Es gab zehn Leute mit dem Potenzial aufs Podest, jeder will gewinnen. Manchmal reicht es, manchmal nicht, heute war es leider nicht der Fall.»
«Die Uhr lügt im Zeitfahren nie» – Küng und Bissegger bei Evenepoels Triumph geschlagen
Als Stefan Bissegger mit der Startnummer 14 durchs Ziel fuhr, leuchtete mit Grün die Bestzeit auf. Doch dass dem Europameister von 2022 der grosse Wurf nicht gelingen würde, war schnell klar. Knapp fünf Minuten später unterbot Wout van Aert Bisseggers Marke um über eine Minute.
Der Belgier klassierte sich am Ende als Dritter, nur geschlagen vom Italiener Filippo Ganna und seinem überlegenen siegreichen Landsmann Remco Evenepoel. Dieser bewältigte die 32,4 km lange Strecke durch Paris mit einem Vorsprung von 15 respektive 26 Sekunden auf Ganna und Van Aert.
«Platz 6 ist keine Schande»
Bissegger musste sich als Sechster wie Küng als Achter mit einem Diplom begnügen. Die angestrebte Medaille lag ausser Reichweite. «Die Leistung war eigentlich gut. Ich habe das Beste gemacht, was möglich war», sagte er im SRF. «Der 6. Platz ist natürlich nicht das, was ich wollte. Er ist aber auch keine Schande und trotzdem okay. Vor dem Start verfolgte ich das Rennen der Frauen und ging es vielleicht etwas zu vorsichtig an, weil es so viele Stürze gab. Da ich in einigen Kurven trotzdem rutschte, glaube ich, war ich trotzdem nahe am Limit.»
Bei Küng kommt das Verpassen der Medaillenränge nicht überraschend. Der 30-Jährige wollte in Paris eigentlich Verpasstes nachholen, nachdem er drei Jahre zuvor in Tokio nur um vier Zehntel die Bronzemedaille verpasst hatte. Doch in der Vorbereitung wurde er gleich zweimal von der Gesundheit ausgebremst. Acht Tage nach seinem krankheitsbedingten Ausstieg aus der Tour de France war er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, um sich den Traum von einer olympischen Medaille zu erfüllen.
«Ich habe das Maximum herausgeholt und kann mir nichts vorwerfen», befand Küng im SRF-Interview. «Durch die verkorkste Vorbereitung fehlte mir das letzte Quäntchen Selbstvertrauen. Ich war gefühlt zu passiv unterwegs, aber auf diesem Kurs hätte man aggressiv auftreten müssen. Es ist, wie es ist und die Uhr lügt im Zeitfahren nie.»
Von A bis Z der Schnellste
Die grosse Show lieferte bei schwierigen Bedingungen im Regen Remco Evenepoel ab. Beim 24-jährigen Belgier war keine Spur von Müdigkeit zu sehen, nachdem er die Tour de France am Sonntag als Gesamtdritter beendet hatte.
Evenepoel stellte auf dem nahezu komplett flachen und technisch nicht besonders anspruchsvollen Parcours in allen drei Streckenabschnitten die Bestzeit auf. Zehn Monate nach dem Gewinn des WM-Titels darf sich das belgische Wunderkind fortan auch Olympiasieger im Zeitfahren nennen. (ram/sda)
Das war der Liveticker:
Bissegger im Interview
Die Verhältnisse mit der regennassen Strasse seien schwierig gewesen, so Bissegger. «Im Frauen-Rennen gab es einige Stürze, vielleicht ging ich es etwas zu vorsichtig an. Da ich in einigen Kurven trotzdem rutschte, glaube ich, war ich trotzdem nahe am Limit. Es gab zehn Leute mit dem Potenzial aufs Podest, jeder will gewinnen. Manchmal reicht es, manchmal nicht, heute war es leider nicht der Fall.»
Das Schlussklassement
SILBER: Filippo Ganna ITA +0:14
BRONZE: Wout van Aert BEL +0:25
Josh Tarling ist der Pechvogel des Tages. Wegen eines Defekts musste der Brite sein Velo wechseln. Er verpasste als Vierter eine Medaille nur um zwei Sekunden.
Stefan Bissegger und Stefan Küng gewinnen mit den Rängen 6 und 8 olympische Diplome. In den Kampf um die Medaillen konnten sie nicht eingreifen.
Evenepoel ist Olympiasieger
Ganna überholt van Aert
Küng im Ziel
Tarling knapp hinter WvA
Schrecksekunde für Ganna
Evenepoel auf Gold-Kurs
1. Remco Evenepoel
2. Wout van Aert +0:11
3. Filippo Ganna +0:16
4. Josh Tarling +0:18
6. Stefan Bissegger +0:52
9. Stefan Küng +1:00
Küng bei der 2. Zwischenzeit
Van Aert im Ziel
Bissegger im Ziel
Evenepoel bei der 1. Zwischenzeit
1. Remco Evenepoel
2. Filippo Ganna +0:07
3. Wout van Aert +0:10
4. Lucas Plapp +0:11
5. Magnus Sheffield +0:13
9. Stefan Küng +0:32
10. Stefan Bissegger +0:33
Ganna bei der 1. Zwischenzeit
Küng bei der 1. Zwischenzeit
Van Aert überlegen
Josh Tarling trotz Radwechsel schnell
Bissegger bei der 2. Zwischenzeit
Pech für Tarling
Crap, Josh Tarling needed to change bikes. Hope he didn't crash and was just a puncture. The dream of gold medal is probably over though. #Paris2024 pic.twitter.com/J05RXkM9w2
— Mihai Simion (@faustocoppi60) July 27, 2024
Alle 34 Teilnehmer gestartet
Van Aert setzt sich an die Spitze
Sheffield legt stark los
Start von Stefan Küng
Bissegger bei der 1. Zwischenzeit
Aktueller Zwischenstand
Bald haben wir eine erste Ahnung
Wout van Aert
Start von Stefan Bissegger
Bald startet Bissegger
Defekt bei Tratnik
Die ersten Athleten sind unterwegs
Die Entscheidung im Frauen-Rennen
Einzige Schweizer Starterin war Elena Hartmann (Bild). Die Bündnerin belegte mit 3:20 Minuten Rückstand den 17. Rang. «Ich hatte vor dem Start einige Tränen in den Augen, weil ich mich so gefreut habe, dass ich tatsächlich an den Olympischen Spielen antreten kann», sagte sie im SRF. «In einem Kreisel ging ich zu Boden, das ist traurig, ist aber so. Es waren wohl schwierige Bedingungen, wenn ich nun höre, dass auch bessere Fahrerinnen stürzten.»
Das Wetter
Taylor Knibb is not having a fun ride - even her mechanic is crashing with the bike!#Paris2024 #OlympicGames pic.twitter.com/UDlsEmfzIS
— Mathew Mitchell (@MatMitchell30) July 27, 2024
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Die grössten Favoriten
Ein anderer, den viele auf dem Zettel haben, ist Filippo Ganna (links). Der Italiener wurde in den Jahren 2020 und 2021 Weltmeister im Kampf gegen die Uhr.
Ausserhalb der Szene wenig bekannt ist der dritte Kandidat, der häufig genannt wird, wenn es um Olympia-Gold geht: Joshua Tarling (rechts). Der Brite ist erst 20 Jahre alt, aber im letzten Jahr wurde er schon Dritter im WM-Zeitfahren der Elite.
Eine ausführliche Analyse findest du hier bei Pro Cycling Stats.