Kaum hat die Tour de France begonnen, hat es schon den ersten ärgerlichen Zwischenfall mit einem Zuschauer gegeben. Auf der 1. Etappe kam es knapp 46 Kilometer vor dem Ziel zu einem Massensturz, weil eine Zuschauerin am Strassenrand ein Schild in die TV-Kamera hielt, statt sich auf die Fahrer zu konzentrieren. Mit einem grossen, beschrifteten Karton wollte die Frau im gelben Regenmantel ihre Grosseltern grüssen und merkte nicht, dass Tony Martin aus dem Team Jumbo-Visma voll darauf zuraste.
Der vierfache Zeitfahrweltmeister rechnete wohl damit, dass der weibliche Fan das Schild im letzten Moment noch zurückziehen werde, was aber nicht geschah und so kam es schliesslich zur Kollision.
Martin ging zu Boden, die folgenden Fahrer konnten nicht mehr ausweichen und so kam es zu einem Massensturz, in den das halbe Feld involviert war.
Ein riesiger Knäuel aus Fahrern lag auf der Strasse, darunter auch viele der Topfavoriten sowie der Schweizer Marc Hirschi. Erst nach einigen Minuten des Stillstands ging es weiter. Hirschi musste lange auf ein neues Velo warten, auch für Martin ging es mit zwei blutigen Ellbogen schliesslich weiter. Für den Deutschen Jasha Sütterlin war das Rennen nach dem Massensturz dagegen zu Ende, er konnte nicht mehr weiter fahren.
Ansonsten hatte der Massencrash keine grossen Auswirkungen. Die meisten Fahrer schafften den Anschluss ans Hauptfeld wieder. Kurz vor dem Ziel kam es allerdings zu einem erneuten Massensturz – dieses Mal von einem Fahrer ausgelöst. Wohl an die 40 Fahrer waren bei hohem Tempo involviert, unter ihnen auch Mitfavoriten auf den Gesamtsieg wie Chris Froome, Richie Porte und Miguel Angel Lopez.
Die Etappe wurde wenig später von Weltmeister Julian Alaphilippe gewonnen. Der Franzose hatte im kurzen, aber steilen Schlussaufstieg auf die Cote de la Fosse einmal mehr die stärksten Beine. Alaphilippe triumphierte nach einer Attacke gut zwei Kilometer vor dem Ziel mit acht Sekunden Vorsprung vor den ersten Verfolgern.
What finish! Relive the final KM as 🇫🇷 @alafpolak1 attacked to grab the win on the 1st stage and take Yellow!
— Tour de France™ (@LeTour) June 26, 2021
Quel final ! Revivez le dernier KM ! 🇫🇷 @alafpolak1 attaque, remporte la 1ère étape et prend le @MaillotjauneLCL !#TDF2021 pic.twitter.com/aZVtn3B3gT
Zweiter wurde der Australier Michael Matthews, Dritter der Slowene Primoz Roglic. Dessen Landsmann, Vorjahressieger Tadej Pogacar, überquerte die Ziellinie als Sechster. Alaphilippe ist durch seinen sechsten Tour-Etappensieg gleichzeitig zurück im Maillot jaune, welches er schon 2020 an drei und 2019 an 14 Tagen trug.
Der gestürzte Froome konnte eigenständig ins Ziel fahren, er wirkte jedoch ziemlich lädiert und handelte sich bereits einen beträchtlichen Rückstand ein. 14:47 Minuten verlor auf Tagessieger Alaphilippe. Noch schlimmer erwischte es Marc Hirschi, der mit 18:19 Minuten Rückstand als Letzter ins Ziel kam.
Bester der sechs in Brest gestarteten Schweizer war Stefan Küng mit 1:49 Minuten Rückstand als 49. In der gleichen Zeit klassierte sich Stefan Bissegger (53.).
» Hier geht's zum Klassement der 1. Tour-Etappe.
Die 2. Etappe am Sonntag wird ebenfalls in der Bretagne durchgeführt. Sie startet in Perros-Guirec und endet 183,5 km später oben auf der Mûr-de-Bretagne. Auf den letzten 2 km beträgt die durchschnittliche Steigung 6,9 Prozent. Genau das Terrain also, welches Alaphilippes Fähigkeiten perfekt entspricht.
Idyllisch ist es im vor zwei Jahren eröffneten Campus des dänischen Meisters, eine Viertelstunde östlich von Herning in Ikast. Kaum ein Wölkchen am stahlblauen Himmel. Einzig ein recht bissiger Wind erinnert daran, dass man sich im Norden Europas befindet. «Es ist nicht immer so schönes Wetter», wird Kevin Mbabu später lachend versichern.