Jetzt wird es ungemütlich für die Trainer: Zwei Schweizer sind in dieser Saison im Slalom auf das Podest gefahren. Und einen davon werden die Verantwortlichen wohl trotzdem nicht im WM-Rennen starten lassen. Wie ist das möglich?
Der Reihe nach: Ramon Zenhäusern stand am Sonntag in Chamonix wie schon am Tag zuvor als Zweiter auf dem Podest. Am Samstag wurde er nur vom Franzosen Clément Noël besiegt, am Sonntag war einzig der Norweger Henrik Kristoffersen schneller.
Zu den zwei Podestplätzen in Frankreich kommt noch der Sieg in Alta Badia zu Beginn der Saison. Zenhäusern ist der derzeit beste Schweizer Slalomfahrer und für die WM gesetzt. Dass der «Doppelmeter» in Chamonix zweimal Zweiter wurde, sei fast logisch, witzelte der Walliser im SRF. «Schliesslich hatte mein Hotelzimmer die Nummer 222.»
So weit, so klar. Doch nun wird es kompliziert und schuld ist Sandro Simonet, der am Sonntag sensationell auf den dritten Rang fuhr. Es war nicht nur der erste Podestplatz für den 25-Jährigen im Weltcup, er erfüllte sogleich auch locker die Selektionskriterien für die WM in Cortina.
Simonet, der zuvor im Weltcup noch nie besser als Achter war, verbesserte sich im zweiten Lauf um 27 Positionen. Das ist Rekord im Weltcup. Einzig dem Schweden Mattias Hargin gelang 2011 in Zagreb ein gleich grosser Sprung nach vorne.
Für den Exploit braucht es aber auch etwas Glück. Simonet war als 30. des ersten Laufs nur eine Hundertstel schneller als Erik Read. Und nur darum erreichte er überhaupt Durchgang zwei und startete in diesem als Erster. Es war der Schlüssel zum Erfolg. Simonet sagt:
Simonet nutzte die Gelegenheit und zeigte eine starke Fahrt. Dies, gepaart mit dem Fakt, dass die Piste unter den Bedingungen deutlich litt, ermöglichte ihm den Exploit. Damit standen erstmals seit dem 13. Dezember 1978, als in Madonna Martial Donnet vor Peter Lüscher siegte, zwei Schweizer in einem Slalom auf dem Podest.
Der Zufall will, dass es ebenfalls in Madonna war, als Daniel Yule 2018 eine elfjährige Durststrecke ohne Schweizer Slalomsieg beendete. Und ausgerechnet Yule steckt nun in einer Krise und muss sogar um seinen WM-Platz zittern. In dieser Saison stand der dreifache Slalomsieger des vergangenen Winters noch nie auf dem Podest. In Chamonix klassierte sich Yule auf den Rängen 15 und 18. Seine Bestresultate in diesem Winter sind zwei siebte Plätze.
Neben dem gesetzten Zenhäusern verbleiben drei Plätze im WM-Team der Slalomfahrer. Gemessen an den Resultaten bekommt auch Loïc Meillard einen Startplatz. Gleiches gilt für Luca Aerni. Er stand 2017 ebenfalls in Madonna als erster Schweizer nach sieben Jahren auf einem Slalompodest. Danach wurde er aber von seinen Teamkollegen links und rechts überholt.
Erst jetzt, nach schwierigen Jahren, ist der 27-Jährige Aerni nach einem Materialwechsel zurück in der erweiterten Spitze und ein Kandidat für einen der WM-Plätze.
Bleiben Yule, Simonet und Tanguy Nef, der die Selektionskriterien für die WM ebenfalls erfüllte. Bei Nef zeigt die Formkurve deutlich nach unten. Für Simonet ist Rang 3 am Sontag das einsame Highlight in diesem Winter. Darum werden ihn die Trainer, so hart es ist, wohl nicht für das WM-Rennen aufbieten. Und stattdessen auf Yule setzen, der mehr Erfahrungen mitbringt und der das Potenzial hat, trotz Krise um eine Medaille zu fahren. Den ungemütlichen Entscheid müssen die Trainer schon bald fällen.
Yule sollte auf jeden Fall fahren. Nebst Birnenweich und Meillard ein potentieller Siegfahrer, trotz Krise. an der WM ist es Wurst wenn man alle 4 in den Top Ten hat, einzig das Podest zählt.