«Es ist ein Wahnsinn, wenn man so die WM beenden kann.» Wendy Holdener durfte stolz auf das, was sie in St. Moritz geleistet hat. «Gottseidank hatte ich schon eine Goldene aus der Kombination. Aber trotzdem hat jeder erwartet, dass ich wieder eine hole, wieder ein Medaille.»
Wendy Holdener wird die WM als eine der prägenden Figuren abschliessen. Vor dem abschliessenden Slalom der Männer vom Sonntag stehen einzig der Kanadier Erik Guay, der Österreicher Marcel Hirscher und die Amerikanerin Mikaela Shiffrin wie sie mit Gold und Silber zu Buch.
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Der Jubel war ohrenbetäubend, als Wendy Holdener als Zweite des ersten Laufes über die Ziellinie rauschte. Da war klar, dass sie ihr primäres Ziel erreicht hatte. «Ein paar Fehler hatten sich in meine Fahrt schon eingeschlichen. Ich kann es sicher besser.» Im zweiten Lauf resultierte für sie nur die achtbeste Zeit, doch in der Addition beider Durchgänge war sie 11 Hundertstel schneller als die Schwedin Frida Hansdotter, die letztlich viertplatzierte Slowakin Petra Vlhova lag 25 Hundertstel zurück. «Ich bin überglücklich, dass es zum 2. Platz gereicht hat», sagte die Innerschweizerin.
Hans Flatscher, der Cheftrainer der Schweizer Frauen, war sichtlich stolz auf seine Vorzeige-Athletin. «Ich bin brutal erleichtert, dass es Wendy nach Hause gebracht hat. Dafür, dass sie dem Druck an dieser WM während zwei Wochen so gut standgehalten hat, verdient sie meinen höchsten Respekt. Sie ist nun bei den ganz Grossen angekommen.»
Holdener war letztlich aber «nur» die Beste des Rests. Denn ganz obenaus schwang ein weiteres Mal die überragende Technikerin Mikaela Shiffrin, die auf einem Niveau fährt, wie es dies wohl noch nie gab. In dem von ihrem Trainer Mike Day ausgeflaggten zweiten Durchgang kam die erst 21-Jährige Ausnahmekönnerin der Perfektion ziemlich nahe.
«So gut habe ich noch nie umsetzen können, was ich mir vorgenommen habe», freute sich Shiffrin über die Darbietung, die ihr am Ende die unglaubliche Reserve von 1.64 Sekunden eintrug. Einen so grossen Vorsprung gab es letztmals in einem WM-Slalom vor 47 Jahren.
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Seit Mikaela Shiffrin 2013 ihren ersten WM-Titel im Slalom errungen hat, ist sie an Grossanlässen in ihrer stärksten Disziplin ungeschlagen. 2014 in Sotschi wurde sie ja auch noch Olympiasiegerin. Das hat in der skisportlichen Neuzeit noch niemand geschafft. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Lara Gut wird sie zudem in diesem Winter auch noch den Gesamt-Weltcup ein erstes Mal gewinnen – bei dieser Prognose braucht man kein Prophet zu sein.
«Ziel muss sein, Shiffrin in Zukunft fordern zu können», sagte Wendy Holdeners Bruder und Manager Kevin, der den Blick in die nahe Zukunft richtete. Doch das wird nicht einfach sein. Anfang Januar war die Amerikanerin in Zagreb erstmals seit Dezember 2012 in einem Weltcup-Slalom ausgefallen und wenige Tage später wurde sie – müde wirkend – zeitgleich mit Holdener Dritte, geschlagen von Hansdotter und der Norwegerin Nina Löseth.
An der WM in St. Moritz ging Shiffrin deshalb mit ihren Kräften haushälterisch um. Die erste Woche liess sie komplett aus, sie startete weder im Super-G noch in der Kombination und dem Team-Wettbewerb. Der Lohn: Silber im Riesenslalom und Gold im Slalom. (pre/sda)