Der Super-G am Weltcupfinal in Sun Valley bot eine aussergewöhnliche Ausgangslage. Für einmal fuhren Männer und Frauen nicht nur auf der gleichen Strecke, sondern auch auf dem identischen Kurs und auch noch am selben Tag. Die Startzeiten der beiden Rennen lagen nur 90 Minuten auseinander – die Verhältnisse waren also ebenfalls vergleichbar.
Und so gab es für einmal die Chance, die Zeiten der Frauen und Männer in einen Vergleich zu stellen. Wer war auf dem steilen Hang im US-Bundesstaat Idaho und auf dem technischen Kurs des Österreichers David Fill im Vorteil? Kamen die Frauen mit ihrem etwas kürzeren Ski und weniger Gewicht vielleicht etwas besser durch die Kurven? Oder setzt sich der höhere Grundspeed der Männer doch durch?
Die Rennen vom Sonntagabend haben gezeigt, dass die Männer wenig überraschend noch etwas schneller unterwegs sind als die Frauen. Doch eine Frau konnte mit den Männern mithalten: Lara Gut-Behrami. Mit ihrer fantastischen Fahrt auf der «Challenger»-Piste raste die Tessinerin in der geschlechterübergreifenden Rangliste auf Platz 10.
Gut-Behrami verlor 1,39 Sekunden auf die Bestzeit von Sieger Lukas Feurstein, aber weniger als eine halbe Sekunde auf Saisondominator Marco Odermatt oder 18 Hundertstel auf Vincent Kriechmayr. Andere grosse Namen wie Justin Murisier, James Crawford (Super-G-Weltmeister von 2023) oder Loic Meillard liess sie deutlich hinter sich. Die Mehrheit der anderen Frauen konnte einzig Jared Goldberg, der in seiner Fahrt einen grossen Bock einbaute, hinter sich lassen.
Das unterstreicht die Tatsache, die nach diesem Rennen auch statistisch feststeht: Lara Gut-Behrami ist die beste Super-G-Fahrerin der Geschichte. Mit dem Sieg in Sun Valley hat sie die kleine Kugel in der Disziplinenwertung Federica Brignone wieder abgeluchst und bereits zum 6. Mal gewonnen. Damit übertrumpfte sie Ski-Legenden wie Lindsey Vonn, Katja Seizinger, Hermann Maier oder Aksel Svindal, die die Super-G-Kugel allesamt fünf Mal gewinnen konnten. Daneben kann die 33-Jährige in dieser Disziplin Olympiagold und einen kompletten WM-Medaillensatz vorweisen.
Mit ihren Leistungen verblüffte sie auch die Konkurrenz. «Es war unmöglich, Lara heute zu schlagen», sagte beispielsweise Federica Brignone, die am Sonntag 1,33 Sekunden auf Gut-Behrami verlor. Die Schweizerin selbst schien einfach erleichtert zu sein, dass sie die Freude am Skifahren wieder gefunden hat: «Es ist wieder einfacher, der Ski ist freier.»
Mit dieser wiedergefundenen Freude lassen sich vielleicht auch nochmals neue Ziele stecken. Auch wenn sie einst ankündigte, dass nach dieser Saison Schluss sein soll, kann sich Lara Gut-Behrami mittlerweile vorstellen, auch den nächsten Winter mit den Olympischen Winterspielen noch zu bestreiten. Die Rennen der Frauen finden in Cortina d'Ampezzo – quasi in ihrem Wohnzimmer – statt. Wer weiss, vielleicht schreibt sie dann ihre eigene Super-G-Legende noch weiter.
- 90min Startzeitverschiebung können einen riesen Unterschied machen (Sonne, Schnee)
- Auf der abgefahrenen Piste nach 25 Frauen zu starten war ein Nachteil für die Männer, wad man an den immensen Schlägen sag.
Aber ja: Lara hat eine phantastische Fahrt gezeigt. Es hat riesen Freude gemacht zuzuschauen und sie hätte problemlos 99.999% aller Männer dieser Welt geschlagen (wieso auch immer das für gewisse Leute wichtig sein soll).