Am Ende musste Marco Odermatt seine Führung in der Disziplinenwertung nicht mehr verteidigen. Aufgrund des vielen Schnees und des dazu kommenden Winds musste die Abfahrt beim Weltcup-Finale in Sun Valley abgesagt werden. Der 27-Jährige, der bereits als Gesamtweltcupsieger festgestanden hatte, holte sich so nach der Super-G- und der Riesenslalom- auch noch die Abfahrtskugel.
Nachdem er schon in der letzten Saison vier Kristallkugeln gewonnen hatte, steht der vierfache Gesamtweltcupsieger nun insgesamt bei 13 Kugeln. So viele sammelte vor Odermatt noch kein Skifahrer in der Zeitspanne von vier Saisons. Bei den Frauen hält Lindsey Vonn den Rekord mit 14 Kristallkugeln in vier Jahren – triumphiert Odermatt im nächsten Jahr erneut in vier Wertungen, bricht er auch diesen Rekord. Ganz glücklich war Odermatt nach seinem Erfolg trotzdem nicht.
Eigentlich wäre er im US-Bundesstaat Idaho nämlich lieber noch gefahren. Nach der Absage erklärte der Nidwaldner beim SRF: «Es ist nicht die schönste Art, eine Kugel zu gewinnen. Es ist ein komisches Gefühl.» Doch er wäre ohnehin kaum noch von der Spitze zu verdrängen gewesen. Mit 83 Punkten Vorsprung auf Teamkollege Franjo von Allmen wäre er ins Rennen gegangen, selbst im Falle eines Siegs des Berner Oberländers hätte Odermatt ein 14. Platz gereicht. So sagte er dann auch: «Man gewinnt eine Kugel über die gesamte Saison und nicht im letzten Rennen.»
Von Allmen zeigte sich ebenfalls enttäuscht, aber als fairer Verlierer: «Ich hätte Marco schon gerne noch etwas Feuer unter dem Arsch gemacht. Doch er ist über die ganze Saison besser gefahren und hat es von daher verdient.» Für den 23-Jährigen ist schon Platz 2 ein riesiger Erfolg. Schliesslich war es für von Allmen erst die zweite Saison im Weltcup und mit Siegen im Super-G von Wengen, sowie den Abfahrten in Crans-Montana und Kvitfjell erlebte er einen fulminanten Winter. Der Höhepunkt der Saison war aber definitiv die WM mit Goldmedaillen in der Abfahrt und in der Team-Kombination gemeinsam mit Loïc Meillard.
«Ich war die ganze Saison im Flow, da passieren die Dinge einfach, man nimmt es wahr, aber so richtig einordnen kann ich das noch nicht», sagte ein überwältigter von Allmen und gab zu: «Es braucht noch etwas Zeit, das zu realisieren.»
Neben Odermatt und von Allmen stand mit Alexis Monney noch ein dritter Schweizer auf dem Podest. Der 25-jährige Freiburger lobte denn auch den Teamspirit, als er über seine Saison sprach: «Da sind natürlich der Sieg in Bormio, das Podest in Kitzbühel und die WM (Bronze in der Abfahrt, Silber in der Team-Kombi, Anm. d. Red.). Aber die ganze Saison mit dem Team und den Trainern war einfach unglaublich. Ich hoffe, dass es so weitergehen wird.»
Weshalb ihre Karrieren in dieser Saison so steil nach oben zeigten, konnten weder von Allmen noch Monney so richtig erklären. «Vielleicht müssen wir mal gemeinsam darüber sprechen», erklärte Letzterer. Beim Grillieren? «Ja, vielleicht. Mit ein, zwei Bier. Das wäre cool.»