Es passte so gar nicht in ihren Plan. Die Geschichte von Mikaela Shiffrin, bisher ein Erfolgs-Märchen, nahm im Dezember eine unerwartete Wendung. Eine Verletzung war im Drehbuch nicht vorgesehen, wie sie selbst zugibt. «Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich verletzen könnte. Ich habe immer hart gearbeitet, um Unfälle zu vermeiden», sagt Shiffrin im Interview mit ihrer Skifirma Atomic.
Passiert ist es trotzdem: Shiffrin riss sich das Innenband im rechten Knie und zog sich eine Knochenprellung zu. «Dabei stürze ich fast nie», sagt sie. «Im Fitnesscenter sorge ich dafür, dass ich die Kraft und Ausdauer habe, um zu verhindern, dass ich mir wehtue.» Es war der erste Rückschlag in einer Karriere, die bisher steil nach oben verlief. Obwohl sie am 13. März erst 21 Jahre alt wird, ist Shiffrin bereits Olympiasiegerin und Doppelweltmeisterin im Slalom. Sie hat 17 Weltcuprennen gewonnen und zuletzt dreimal in Folge den Slalom-Weltcup für sich entschieden.
Zu Beginn dieses Winters hatte Shiffrin erstmals an einem Weltcup-Super-G teilgenommen und mit Rang 15 überzeugt. Mit der Ausweitung ihres Programms will sie die Voraussetzungen schaffen, dereinst auch den Gesamtweltcup zu gewinnen. Immer weiter: Sie lebt dieses Motto.
Trotzdem oder gerade deswegen kam es zu kritischen Fragen. Wollte Shiffrin zu früh, zu viel? Die Amerikanerin weist dies entschieden von sich. «Ich habe mich im Riesenslalom-Training verletzt, in einer Disziplin, die ich schon mein Leben lang fahre. Hätte ich mich bei meinem ersten Super-G-Einsatz verletzt, würde ich jetzt vielleicht anders denken. Doch so ändern sich meine Speed-Pläne nicht.»
Vorerst kehrt die Amerikanerin aber im Slalom zurück in den Weltcup. Wenn am Montag in Crans-Montana das abgebrochene Rennen von Maribor nachgeholt wird, steht Shiffrin am Start – nur 65 Tage nach ihrer Verletzung. Die Rückkehr erfolgt schneller als erwartet. Zuerst ging sie vom Saisonende aus, dann verkündete sie Ende Februar, Anfang März zurück zu sein. Nun also das Comeback in der Schweiz.
Dass Shiffrin schneller zurückkehrt, erstaunt nicht. Sie sagt: «Ich hatte Glück, dass zwei Dinge in meinem Knie kaputt gegangen sind, die von selbst gut heilen. Hätte es eine Operation gebraucht, wäre es schwieriger geworden.» Doch Glück alleine ist es nicht. Wie andere Stars der Szene arbeitet Shiffrin hart. Härter als der Durchschnitt. Auf Facebook teilte sie ihre Fortschritte in der Reha stets mit, oft mit dem Hinweis: «Liebes Skifahren, du fehlst mir.»
Drei Tage nach der Verletzung sass sie wieder auf dem Hometrainer. Trainieren, essen, schlafen – und die Skirennen vor dem Fernseher schauen. «Ich habe jedes Rennen gesehen. Es war richtig cool, den Männern zuzuschauen. Sie fahren jedes Rennen als wäre es ihr letztes.» Nur sie selbst will die Risiken noch tief halten. «Wenn ich Angst habe, bremse ich lieber, als einen schweren Sturz zu riskieren.» All zu viel zu bedeuten hat dies nicht. Shiffrins Trainer erklärte, dass sie bereits fast wieder so schnell sei wie vor dem Unfall.