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Alle sechs bisherigen Duelle mit Milos Raonic hatte Roger Federer gewonnen – die letzten drei Begegnungen 2013 und 2014 sogar ohne Satzverlust. In der Halle von Paris-Bercy läuft der Kanadier jedoch zu grosser Form auf.
Im ersten Durchgang geht es nach einer einzigen – von Federer vergebenen Breakchance – ins Tiebreak. Dort zeigte sich der 23-jährige Raonic, der im Wimbledon-Halbfinal gegen Federer noch chancenlos geblieben war, cool und holt sich nach 46 Minuten den ersten Satz, obwohl sein Schweizer Gegner nur fünf unerzwungene Fehler begangen hatte.
Die Zahlen Federers, der zuletzt in überzeugender Manier die Turniere in Schanghai und Basel für sich entschieden hatte, bleiben auch im zweiten Durchgang ansehnlich. Bis zum Ende reihte er 25 Gewinnschläge und 13 Fehler aneinander. Lange Ballwechsel sind jedoch rar, die Partie entwickelt sich ganz nach dem Gusto des gebürtigen Montenegriners, dessen erste Aufschläge im Durchschnitt mit 216 km/h Richtung Federer schiessen.
federer lost i want to cry
— Joey Lallman (@Lallmanidas) 31. Oktober 2014
Gegen Ende des zweiten Satzes verpasst Federer die einzige kleine Chance, einen entscheidenden Vorteil herauszuholen, als er bei 5:4 zu einem Satzball kommt. Raonic reagierte mit einem Ass – einem von insgesamt 21 in 93 Minuten Spielzeit. Wenig später holt er sich mit einem Rückhand-Passierball der Spitzenklasse das einzige Break der Partie. Dass er sogar mit seinem eigentlich schwächsten Ball punktet, ist Beweis seiner Glanzform.
Dabei steht für beide Spieler enorm viel auf dem Spiel. Federer verpasst mit dieser Niederlage die Chance, Novak Djokovic am Montag als Nummer 1 ablösen zu können. Dafür hätte er mindestens den Final erreichen müssen. Und Raonic wahrt seine Chance, sich als erster Kanadier für die ATP-Finals zu qualifizieren. Er muss dafür in Paris weiter kommen, als sein direkter Konkurrent David Ferrer. Bei einer Niederlage wäre er im Rennen um ein Ticket für London ausgeschieden gewesen.
Roger Federer zeigt sich an der Pressekonferenz nach der Partie enttäuscht: «Es tut weh, so zu verlieren. Aber er verdient Respekt für sein Aufschlagsspiel und seine Risikobereitschaft. Ich habe nicht viel falsch gemacht, aber immer wenn ich eine Chance hatte, dann war er schon da.»
Trotzdem kann er der Niederlage auch eine positive Seite abgewinnen: «Ich habe immer gedacht, dass sich alles in London entscheiden wird. Diese Niederlage bedeutet nur, dass ich mich gut auf diese Entscheidung vorbereiten kann. Und ob ich Ende dieses Jahr oder nach ein oder zwei Wochen im nächsten Jahr nochmals die Nummer 1 werde, spielt eigentlich keine Rolle.»
Federer wird seinen Fokus vornehmlich auf maximale Erholung richten: «Zwei Tage sind viel wert in dieser Situation. Es ist nicht so, dass ich hier nicht gewinnen wollte, doch ich wusste von Beginn weg, dass es hart wird. Ich freue mich auf einige freie Tage und werde meinem Körper so viel Gutes tun wie möglich.» (dux/si)