Swiss Indoors spielen wegen Jérôme Kym auf Zeit – Dominic Stricker droht die Höchststrafe
Zwar können die Swiss Indoors Basel auch 2025 mit einem guten Feld und einigen klingenden Namen aufwarten. Mit dem parallel stattfindenen ATP500-Turnier in Wien kann Basel in diesem Jahr aber klar nicht mithalten.
Mit Jannik Sinner spielt dort die aktuelle Nummer 2 der Welt, der Sieger der Australian Open und von Wimbledon. Fünf von zehn Top-Ten-Spielern schlagen in Österreich auf. Nicht einmal gesetzt ist der Russe Daniil Medwedew, US-Open-Sieger 2021 und frühere Nummer 1 der Welt. Veredelt wird das Teilnehmerfeld mit Stefanos Tsitsipas, Grigor Dimitrow, Frances Tiafoe, Alexander Bublik und Lorenzo Musetti.
Einen Grand-Slam-Sieger der letzten neun Jahre können die Swiss Indoors Basel nicht bieten. Angeführt wird die Setzliste von den Amerikanern Taylor Fritz (ATP 4) und Ben Shelton (ATP 6). Sie sind in diesem Jahr die einzigen Top-Ten-Spieler.
Immerhin ist es gelungen, mit dem Brasilianer Joao Fonseca (ATP 43) und dem Tschechen Jakub Mensik (ATP 16) zwei Talente anzulocken.
Wawrinka als bester Schweizer
Was nichts am Fazit ändert: Wien stellt die Swiss Indoors in diesem Jahr klar in den Schatten. Umso wichtiger sind Erfolge von Einheimischen. Doch wie immer seit 2019, als Roger Federer zum zehnten Mal gewann und den letzten seiner 103 Turniersiege feierte, schafft es kein Schweizer direkt ins Hauptfeld.
Wer in der Weltrangliste nach dem weissen Kreuz auf rotem Grund sucht, wird erst auf Position 131 fündig, wo der 40-jährige Stan Wawrinka klassiert ist.
Henry Bernet als Hoffnungsträger
Schon länger ist klar, dass der Romand eine von drei Wildcards für das Hauptfeld erhält, wie das Basler Talent Henry Bernet (18, ATP 503). Der Sieger des Juniorenturniers der Australian Open gewann im Sommer in der Schweiz seine ersten Profiturniere, erst in Muttenz, kurz darauf in Lausanne.
Eine Wildcard können die Swiss Indoors Basel (18. bis 26. Oktober) für das Hauptfeld noch vergeben, bis am Tag der Auslosung, die am Samstag in einer Woche über die Bühne geht. Wer diese erhält, ist noch völlig offen.
Rückschlag für Leandro Riedi
Die heissesten Kandidaten sind Jérôme Kym (ATP 154) und Leandro Riedi (ATP 171), die bei den US Open für Aufsehen gesorgt hatten. Der 22-jährige Fricktaler Kym qualifizierte sich in New York erstmals fürs Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers, und stiess dort gleich bis in die dritte Runde vor.
Riedi erreichte bei den US Open sogar den Achtelfinal, nachdem er unter anderem einen Spieler aus den Top 20 nach 0:2-Satzrückstand ausgeschaltet hatte. Nach mehreren Operationen am Knie und neun Monaten Pause war der 23-Jährige im Juni dieses Jahres auf Rang 559 der Weltrangliste abgerutscht.
Jérôme Kym zuletzt erfolglos
Seit seinem Erfolg in New York hat Riedi jedoch kein Turnier mehr bestritten, und auch in Basel wird er wegen einer Verletzung nicht antreten können. Dem Vernehmen nach wird der 23-Jährige die Saison frühzeitig beenden.
Auch Jérôme Kym hatte zuletzt mit kleineren Verletzungen zu kämpfen. Einer Teilnahme in Basel, wo er sich 2024 durch die Qualifikation gespielt hatte, dürfte aber nichts im Weg stehen.
Seit den US Open wartet Kym aber auf einen Sieg. Sowohl im Davis Cup gegen Indien als auch bei einem Challenger-Turnier in Lissabon unterlag er deutlich schlechter klassierten Gegnern.
Fragezeichen um Dominic Stricker
Das grösste Sorgenkind im Schweizer Männertennis ist weiterhin Dominic Stricker. Der 23-jährige Berner, 2020 Juniorensieger der French Open und 2023 Achtelfinalist bei den US Open, hat in diesem Jahr nur ein Spiel auf ATP-Stufe gewonnen, in Gstaad. Als Nummer 247 der Welt muss Stricker selbst bei Challenger-Turnieren die Qualifikation bestreiten, was ihm in dieser Woche im französischen Roanne geglückt ist, und wo er die zweite Runde erreichte.
Zwischen 2022 und 2024 erhielt Stricker in Basel jeweils eine Wildcard fürs Hauptfeld und zahlte das Vertrauen von Turnierdirektor Roger Brennwald mit starken Leistungen zurück. 2023 bezwang er den dreifachen Grand-Slam-Finalisten Casper Ruud und erreichte den Viertelfinal.
Stricker nur neuntbester Schweizer
Doch inzwischen ist Dominic Stricker sogar für die Qualifikation (18./19. Oktober) auf eine der drei Wildcards angewiesen. Wenn man die nackten Zahlen betrachtet, fehlen ihm auch dafür die Argumente. Nicht weniger als acht (!) Schweizer haben in dieser Saison mehr Punkte gesammelt als er.
Gesetzt sein dürfte der 20-jährige Baselbieter Mika Brunold (ATP 328), der in diesem Jahr bei zwei Challenger-Turnieren den Halbfinal erreichte. Die weiteren Kandidaten sind: Marc-Andrea Hüsler (ATP 250), Rémy Bertola (ATP 257), Jakub Paul (ATP 299) und der 20-jährige Kilian Feldbausch (ATP 334).
Turnierdirektor Roger Brennwald hat bei der Vergabe der Wildcards einmal mehr die Qual der Wahl – und Dominic Stricker womöglich das Nachsehen. Es wäre ein weiterer Tiefpunkt. (aargauerzeitung.ch)