Die Fragezeichen um seinen Fitness- und Formstand zerstreute Stan Wawrinka in der ersten Partie des Turniers in der zweitgrössten Arena im Melbourne Park rassig. Letzte Woche rang der Waadtländer an einem der beiden Vorbereitungsevents Michail Kukuschkin und Alex Bolt nieder, trat am Freitag aber zwei Stunden nach dem Sieg gegen den Australier Bolt zum Viertelfinal gegen Jérémy Chardy wegen Müdigkeit nicht mehr an.
Im ersten Duell gegen Pedro Sousa, die Nummer 108 der Welt, zeigte sich Wawrinka von den Strapazen gut erholt – und er erhielt gegen den drei Jahre jüngeren Portugiesen kaum Gelegenheit, müde zu werden. Wawrinka dominierte mit dem Aufschlag und gestand dem Gegner während der 96 Minuten keinen einzigen Breakball zu. Einzig zu Beginn des dritten Satzes lag er für drei Minuten 0:1 in Rückstand. Ansonsten führte er immer. In allen drei Sätzen gelang ihm ein frühes Break.
«Für eine erste Runde war es eine sehr gute Partie», sagte Wawrinka. «Ich war konzentriert, agierte aggressiv und habe besser gespielt als letzte Woche.» Er habe sich auf dem Platz sehr wohl gefühlt, was der Gegner aber auch zugelassen habe. Wawrinka gelangen 36 Gewinnschläge bei nur 25 unerzwungenen Fehlern – und ein Durchmarsch ohne jeglichen Durchhänger. Ähnlich souverän war er letztmals 2015 in das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres gestartet, als er im Melbourne Park als Titelverteidiger antrat.
Vom souveränen Erfolg liess sich Wawrinka aber nicht blenden. Bereits in der 2. Runde am Mittwoch dürfte er deutlich mehr gefordert werden, wenn er auf Marton Fucsovics aus Ungarn trifft. Die Nummer 55 des Rankings setzte sich gegen den Australier Marc Polmans (ATP 125) nach mehr als vier Stunden mit 6:3 im fünften Satz durch. «Eine schwierige Aufgabe», sagte Wawrinka, der im Direktduell mit dem 28-Jährigen aus Budapest 3:1 führt. «Ich kenne ihn sehr gut, er ist ein gefährlicher Gegner.» An einem Grand-Slam-Turnier treffen die beiden erstmals aufeinander.
Die Partie gegen Fucsovics wird mehr Aufschluss darüber geben, wie stark Wawrinka tatsächlich ist, nachdem ihn eine Covid-19-Erkrankung Ende des letzten Jahres in der Vorbereitung auf die Saison zurückgeworfen hatte. Fucsovics erreichte am Australian Open schon zweimal die Achtelfinals, wo er sowohl 2018 als auch im letzten Jahr jeweils an Roger Federer scheiterte. Am French Open in Paris bezwang Fucsovics im Herbst in der Startrunde den Russen Daniil Medwedew, ehe er in den Achtelfinals an dessen Landmann Andrej Rublew knapp scheiterte. (zap/sda)