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Sinner spricht nach Sieg am Australian Open über drohende Dopingsperre

Jannik Sinner of Italy holds the Norman Brookes Challenge Cup after defeating Alexander Zverev of Germany in the men's singles final at the Australian Open tennis championship in Melbourne, Austr ...
Ein Dopingschatten begleitet Jannik Sinner noch mindestens bis im April.Bild: keystone

Sinner: «Wenn ich wüsste, dass ich schuldig wäre, würde ich nicht so spielen»

Jannik Sinner trotzt am Australian Open sämtlichen Nebengeräuschen und körperlichen Problemen. Zusammen mit Carlos Alcaraz steht der Italiener für eine neue Ära im Männertennis.
26.01.2025, 16:06
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Vom weiss verschneiten Südtirol über das Mailänder Fussballstadion San Siro, wo die Milan-Fans zu Beginn der zweiten Hälfte dem auf dem Bildschirm eingeblendeten Jannik Sinner eine Standing Ovation schenkten, bis zum fernen sonnengebadeten Australien: Der 23-jährige Rotschopf aus dem Sextener Tal konnte sich der Ehrerbietungen am Sonntag kaum mehr erwehren.

Seine Leistung war auch im Final des Australian Open gegen einen einmal mehr überforderten Alexander Zverev ausgesprochen dominant. Sinner ist derzeit vor allem Hartplatz das Mass aller Dinge – oder wie es der desillusionierte Zverev sagte: «Mit Abstand der Beste.» Nach dem Australian Open vor einem Jahr und dem US Open im September gewann Sinner in Melbourne auch den dritten Grand-Slam-Final seiner Karriere.

Beeindruckende mentale Stärke

Der zweifache Australian-Open-Champion und TV-Experte Jim Courier rief nach dem Final flugs eine Ära aus: die der «Neuen Zwei». Er meint damit Jannik Sinner und den noch zwei Jahre jüngeren Carlos Alcaraz, der im letzten Jahr die übrigen zwei Grand Slams in Paris und Wimbledon gewann.

Bei Sinner beeindruckt neben der herausragenden Beinarbeit und der Fähigkeit, den Ball scheinbar ohne grosse Aufwand unglaublich zu beschleunigen, vor allem seine mentale Stärke. In Melbourne kämpfte er im Achtelfinal gegen Holger Rune mit Kreislaufproblemen, behielt aber kühlen Kopf und setzte sich in vier Sätzen durch. Im Halbfinal gegen Ben Shelton litt er zwischenzeitlich unter Krämpfen, machte den Sack aber in drei Sätzen zu. Im Final fasste er sich im zweiten Satz kurz an den Oberschenkel.

Sinner wollte auf seine kleinen körperlichen Probleme nicht weiter eingehen. «In einem Halbfinal oder Final hast du zwar mehr Druck, doch auch viel Adrenalin in deinem Körper», meinte er nach dem Final. «Das hält dich aufrecht.» Zudem war der Südtiroler, der die italienischen Tennisrekorde laufend neu schreibt, wie so oft bei den wichtigen Punkten eine Klasse für sich. Er bleibt immer cool, wird aber nicht wie Zverev zu passiv, sondern greift resolut an.

Drohende Dopingsperre

Sinners mentale Stärke zeigt sich auch darin, dass er scheinbar mühelos ausblenden kann, dass noch immer das Damoklesschwert einer Dopingsperre über ihm schwebt. Im letzten April hatte er zwei positive Dopingproben abgeliefert, war von der Sanktionsinstanz des Tennis aber wegen fehlendem Eigenverschulden freigesprochen worden.

Die Internationale Anti-Doping-Agentur (Wada) akzeptierte dies aber nicht, im kommenden April wird der Fall vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS verhandelt. «Es ist erstaunlich, wie Jannik Sinner diese Nebengeräusche kaltlassen», staunte auch die deutsche Tennislegende Boris Becker auf Eurosport. «Ich spiele weiter, weil ich einen klaren Kopf habe, was passiert ist», sagte Sinner nach seinem Triumph in Melbourne. «Wenn ich wüsste, dass ich schuldig wäre, würde ich nicht so spielen.»

Es macht den Anschein, dass nur eine Dopingsperre die Nummer 1 der Weltrangliste stoppen könnte. Denn er ist sich sicher: «Es gibt klar noch Verbesserungsmöglichkeiten.» Sinner nennt zum Beispiel den zweiten Aufschlag, «den ich noch etwas aggressiver schlagen könnte. Auch noch mehr ans Netz schleichen könnte ich sicher.» Für die Gegner sind das erschreckende Aussichten. (ram/sda)

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Die besten Bilder der Australian Open 2025
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Ancora una volta: Wie 2024 gewinnt Jannik Sinner auch 2025 die Australian Open. Im Final schlägt er Alexander Zverev in drei Sätzen.
quelle: keystone / james ross
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