Timea Bacsinszky trifft in ihrem ersten Grand-Slam-Halbfinal auf Serena Williams. Eine Herkules-Aufgabe für die 26-Jährige aus Lausanne. Noch nie konnte die Schweizerin gegen die Weltnummer 1 gewinnen. 2010 verlor sie in der ersten Runde von Rom 6:7, 1:6 und 2015 in Indian Wells 5:7, 3:6. Beide Male hielt sie vor allem im ersten Satz gut mit, was ihr Zuversicht für die heutige Partie gibt.
Ein Blick in die Statistik verheisst wenig Gutes für die Schweizerin. Serena Williams ist – trotz kleinerer Schwächephasen – die mit Abstand beste Tennisspielerin der letzten Jahre. Die jüngere der beiden Williams-Schwestern ist unheimlich konstant. Seit 120 Wochen (insgesamt 243) liegt die 33-jährige Amerikanerin unangefochten an der Spitze der Weltrangliste. Und auch sonst können sich die Statistiken von Serena sehen lassen.
Doch auch bei Serena Williams ist längst nicht alles Gold, was glänzt. In den letzten Tagen trat die Weltnummer 1 nicht immer sehr souverän auf. Dreimal in Serie musste sie in Paris einen Satzrückstand aufholen, an ihre Schmerzgrenze gehen. «Zwei harte Matches sind gut, aber drei sind zu viel. Ich bin überrascht, dass ich überhaupt noch dabei bin, um ganz ehrlich zu sein. Ich lebe gefährlich», ist sich die Amerikanerin bewusst.
Vor allem beim sonst so unwiderstehlichen Aufschlag zeigte Williams ungewohnte Schwächen. In Rom musste sie für die Zweitrunden-Partie gegen Christina McHale mit einer Verletzung am am rechten Ellbogen aufgeben. Vor dem French Open bestätigte sie, dass sie nicht zu 100 Prozent fit sei. In fünf Partien servierte sie zwar starke 41 Asse, produzierte aber auch 25 Doppelfehler – zwölf mehr als ihre heutige Gegnerin.
Ein Mittel, wie die French-Open-Siegerin von 2002 und 2013 aus dem Konzept zu bringen ist, kennt Bacsinszky auch schon. Beim Duell in Rom 2010 spielte die Lausannerin einen Return auf Serenas zweiten Aufschlag als Stoppball. Mit Erfolg. Williams hämmerte Bacsinszky daraufhin ein Ass um die Ohren und fragte danach übers Netz: «Willst du nochmals einen Stoppball spielen?» Beim Seitenwechsel murmelte die Amerikanerin dann leicht genervt: «So eine Juniorin.»
Doch Williams zu provozieren, kann auch gefährlich sein. Victoria Asarenka musste in der 4. Runde der French Open am eigenen Leib erfahren, zu was eine in Rage geratene Serena Williams fähig ist. Asarenka führte bereits mit 6:3, 4:2, doch Williams schlug zurück. Nach einem umstrittenen Schiri-Entscheid bei einem wichtigen Punkt machte Asarenka eine abschätzige Geste in Richtung Williams. Diese gab zurück: «Mach das gefälligst nicht mit mir» und gewann zehn der letzten zwölf Games zum 3:6, 6:4, 6:2-Sieg.