Die Schweizerin Viktorija Golubic steht beim Australian Open erstmals in der 3. Runde. Die 31-jährige Zürcherin gewinnt einen Abnützungskampf gegen die Tschechin Katerina Siniakova 6:3, 2:6, 6:4.
Mit rund vierstündiger Verspätung wegen Regens und einem Fünfsatz-Marathon zuvor kam Viktorija Golubic (WTA 85) mit den kühlen und vor allem windigen Verhältnissen besser zurecht als Katerina Siniakova (WTA 49), die sich insgesamt 52 unerzwungene Fehler leistete – die letzten beiden nach 2:20 Stunden bei den letzten zwei Punkten.
Die Doppel-Olympiasiegerin – im Final gegen Golubic und Belinda Bencic – ging schnell 3:1 in Führung, verlor den Faden dann aber komplett. Umgekehrtes Bild im zweiten Satz, den die Schweizerin klar verlor und dann im Entscheidungssatz auch gleich 0:2 in Rückstand geriet. mit vier gewonnenen Games wendete sie das Blatt aber wieder.
Am Ende steigerten sich beide Spielerinnen, das Niveau der Partie nahm deutlich zu. Siniakova versuchte, Druck zu machen, Golubic hielt mit ihrem Variantenreichtum dagegen und verleitete die vier Jahre jüngere Tschechin nach zum Teil langen Ballwechseln zum Fehler. Bei 5:4 wehrte die Zürcherin noch einmal eine Breakchance ab, ehe sie ihren ersten Matchball nutzte.
Noch nie hatte Golubic bei zuvor sieben Anläufen die Startrunde überstanden, nun steht sie erstmals in der 3. Runde. Dort trifft sie am Samstag auf die als Nummer 19 gesetzte Jelina Switolina. Das bisher einzige Duell gewann die Ukrainerin vor fünf Jahren am Australian Open klar.
Die Zusammenarbeit zwischen dem Weltranglisten-Achten Holger Rune und dem Schweizer Coach Severin Lüthi startete nicht erfolgreich. Der 20-jährige Däne unterlag in der 2. Runde in vier Sätzen dem Franzosen Arthur Cazaux. Die Nummer 122 der Welt bestreitet erst ihr viertes Grand-Slam-Turnier und kam erstmals über die Startrunde hinaus. Für Rune gehen damit die enttäuschenden Resultate der zweiten Jahreshälfte 2023 weiter. Lüthi und Runes zweiter Coach Boris Becker, der nicht nach Australien reiste, haben noch viel Arbeit vor sich.
16 Matchbälle brauchte es, um die letztjährige Australian-Open-Finalistin und Weltnummer 3 Jelena Rybakina aus Kasachstan und die Russin Anna Blinkowa (WTA 57) zu trennen. Rybakina hatte sechs Chancen, die Partie zu beenden, die als Aussenseiterin angetretene Blinkowa nutzte ihren zehnten zum 22:20 im entscheidenden Match-Tiebreak des dritten Satzes. Es war das längste, das je bei einem Grand-Slam-Turnier gespielt wurde. Neben der Kasachin scheiterte mit der Amerikanerin Jessica Pegula auch die Nummer 4.
Die Weltnummer 1 Iga Swiatek, die am Australian Open noch nie über die Halbfinals hinaus gekommen ist, musste sich ihren Sieg in der 2. Runde gegen Danielle Collins hart verdienen. Im dritten Satz lag die 22-jährige Polin gegen die Finalistin von 2022 bereits mit zwei Breaks 1:4 im Hintertreffen, ehe sie das Blatt mit fünf gewonnenen Games in Serie noch wendete. «Keine Ahnung, wie ich das geschafft habe», meinte sie danach. «Eigentlich war ich ja schon im Flugzeug.» Und sie verriet auch gleich, womit sie sich belohnen wird. «Mit getoastetem Bananenbrot. Wenn die Coaches nicht hinschauen...»
Der an sechster Stelle gesetzte Zverev kämpfte gegen die Weltnummer 163 Lukás Klein um den Einzug in die nächste Runde. In einer intensiven Partie über 4 Stunden und 30 Minuten setzte sich Zverev schliesslich mit 7:5, 3:6, 4:6, 7:6 (7:5), 7:6 (10:7) durch. Im vierten Satz stand der Deutsche gegen den slowakischen Qualifikanten kurz vor einer Niederlage, konnte das Spiel aber noch einmal drehen,
«Er hat unglaublich gespielt», sagte Zverev nach dem Spiel über seinen Gegner: «Ich wusste teilweise nicht, was ich tun sollte. Er hatte es mehr verdient, zu gewinnen. Seine Weltranglistenposition sagt überhaupt nichts aus. Ich dachte, ich muss heute nach Hause fliegen».
Die Nummer 3 Daniil Medwedew, Finalist von 2021 und 2022, zog in der frühen Morgenstunde und geplagt von einer Blase am Fuss den Kopf gegen den Finnen Emil Ruusuvuori (ATP 53) nach einem 0:2-Satzrückstand noch aus der Schlinge. Den vierten Durchgang entschied er im Tie-Break 7:1 zu seinen Gunsten, ehe der Widerstand von Ruusuvuori gebrochen war. Den fünften Satz gewann Medwedew in nur 28 Minuten 6:0.
Nach Novak Djokovic musste auch sein mutmasslich härtester Herausforderer Carlos Alcaraz erstmals hart kämpfen. Der Weltranglistenzweite und Wimbledonsieger brauchte dreieinhalb Stunden, um sich 6:4, 6:7 (3:7), 6:3, 7:6 (7:3) gegen den italienischen Davis-Cup-Sieger Lorenzo Sonego (ATP 46) durchzusetzen. Danach zeigte sich der 20-jährige Spanier sehr zufrieden. «Das war ein Spiel auf sehr hohem Niveau von beiden», meinte Alcaraz.
(kat/sda)