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Roger Federer am Laver Cup: «Ich fürchtete den Moment am Mikrofon»

epa10202805 Team Europe player Roger Federer (R) of Switzerland is interviewed on court by Jim Courier after his doubles match with Rafael Nadal of Spain against Team World double Jack Sock of the US  ...
Im Interview auf dem Platz übermannten Roger Federer seine Emotionen.Bild: keystone

«Ich fürchtete den Moment, in dem ich etwas sagen sollte» – Federer über seinen Abschied

Wie Roger Federer die Tage und Stunden vor seinem letzten Spiel als Tennisprofi erlebt hat, wovor er Angst hatte, und welche Augenblicke er für immer in Erinnerung behalten wird.
24.09.2022, 16:0724.09.2022, 16:07
Simon Häring, London / ch media
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Die Tenniskarriere von Roger Federer ist vorbei. Nach 24 Jahren, nach 1750 Spielen, nach 310 Wochen an der Spitze der Weltrangliste. Nicht im Zenit seiner sportlicher Schaffenskraft, aber mit einem emotionalen Höhepunkt nimmt Federer Abschied – an der Seite seines langjährigen Rivalen Rafael Nadal, der zum Freund geworden ist und der wie er weint, als der letzte Vorhang fällt. Danach stellte sich Federer ein letztes Mal den Fragen. Auf Englisch, auf Französisch, auf Deutsch. Bis um 02:25 Uhr in der Nacht.

... über die letzten Tage vor dem Abschied

«Die letzten zwei Tage waren hart. Es gab einige Momente, in denen ich schrecklich nervös war, wie vor einem grossen Final. Dann solche, in denen ich es völlig vergass, weil ich mit den anderen zusammen war und wir eine gute Zeit hatten. Und dann erinnerst du dich wieder daran, dass du in 15 Minuten spielst. Viel intensiver war der Monat davor, in dem ich viel durchgemacht habe. Für mich war es schwierig, Telefonanrufe zu machen, und den Menschen meine Entscheidung mitzuteilen. Dort fühlte ich Schmerz. Nun bin ich glücklich und erfüllt.»
«Ich weiss, wie unmöglich ich bin, wenn ich emotional bin.»

... seine Emotionen und die Tränen nach dem Spiel

«Ich fürchtete den Moment, in dem ich vor dem Mikrofon etwas sagen sollte, weil ich weiss, wie unmöglich ich bin, wenn ich emotional bin. Davor habe ich Angst gehabt. Zum Glück ist es mir gelungen, mich auf dem Platz daran zu erinnern, wie wundervoll dieser Moment ist. Das ist nicht das Ende, das Leben geht weiter. Ich bin gesund, ich bin glücklich. Das ist ein Augenblick in meinem Leben. Ich bin glücklich, dass ich das nicht alleine, in einem kleinen Zimmer durchleben musste, sondern auf einem Platz, vor Tausenden Zuschauern. Ich konnte es geniessen. Ich hätte niemals erwartet, dass es sich so schön anfühlt. Ich habe aus einer tiefen inneren Zufriedenheit geweint.»
An emotional Roger Federer of Team Europe acknowledges the crowd after playing with Rafael Nadal in a Laver Cup doubles match against Team World's Jack Sock and Frances Tiafoe at the O2 arena in  ...
Verabschiedet sich von den Fans in der O2-Arena in London: Roger Federer.Bild: keystone

... die Momente, die ihm in Erinnerung bleiben werden

«Ich wusste, dass es nicht einfach werden wird, wenn ich das Mikrofon in die Hand nehmen muss. Doch ich habe das Gefühl, dass ich sagen konnte, was mir wichtig ist. Woran ich mich erinnern werde, sind die Umarmungen, die Gesichter. Wenn jeder Zweite Tränen in den Augen hat, ist das schon sehr speziell. Mir bleiben mir auch jene Momente von diesem Abend, in denen ich Gelegenheit hatte, Menschen meinen Dank auszusprechen und ihnen nur das Beste auf Erden zu wünschen.»

... die Gedanken vor seinem letzten Spiel

«Ich hatte Angst, dass ich nicht mit den anderen auf einer Höhe sein werde. Zum Glück war ich das und ich habe mich beruhigt. Ich wollte nicht zu viel darüber nachdenken, wie es sein wird. Ich habe versucht, es zu geniessen, wollte einen anständigen Match spielen.»

... weshalb er sich als Mannschaftssportler sieht

«Ich hatte immer den Eindruck, dass ich ein Mannschaftssportler bin. Es macht mir nicht Angst, Fehler zu machen, oder Verantwortung zu übernehmen, auf die Nase zu fallen und wieder aufzustehen. Ich habe mich nie als besser als andere gesehen. Deshalb war es mir auch immer wichtig, egal, wie viele oder wenige – gute Menschen um mich herum zu haben, auch wenn ich am Ende alleine auf dem Feld stand.»
Team Europe's Roger Federer is lifted by fellow players after playing with Rafael Nadal in a Laver Cup doubles match against Team World's Jack Sock and Frances Tiafoe at the O2 arena in Lond ...
Roger Federer wird von den anderen Spielern gefeiert.Bild: keystone

... die Zukunft des Tennis in der Schweiz

«Es ist klar, dass die Schweiz, dieses kleine Land, nicht immer so viel Erfolg auf diesem Niveau haben wird, wie wir es mit Stan Wawrinka und mir, mit Belinda Bencic oder davor mit Martina Hingis hatten. Doch ich glaube, dass die Menschen in der Schweiz das Tennis zu lieben gelernt haben, auch die internationalen Spieler kennen. Deshalb denke ich, dass es wichtig bleiben wird, weiter zu diesen Turnieren zu reisen. Das Tennis ist ein grossartiger Sport, der wunderbare Werte wie Respekt lehrt. Mein grösster Rivale wurde zum Freund. Das ist bizarr, aber es ist möglich. Ich bleibe ein Botschafter dieses Sports.»
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