Dominic Stricker schlägt ein neues Kapitel auf organisiert sein Umfeld neu. Die wichtigste Personalie betrifft den Trainerposten. Nach gut drei Jahren kehrt Sven Swinnen in den Schoss des Schweizer Verbands zurück. Neuer Haupttrainer ist der 40-jährige Deutsche Dieter Kindlmann, der ebenfalls eine Vergangenheit bei Swiss Tennis hat. Er war bisher vor allem auf der Frauentour unterwegs, gilt als extrem ehrgeiziger Typ und betreute auch schon Spitzenspielerinnen wie Angelique Kerber und Arina Sabalenka.
Kindlmann hat damit genau das Profil, nach dem Stricker in den letzten Monaten intensiv gesucht hat, um den nächsten Schritt in der Karriere zu machen. Der Deutsche sagt: «Ich bin extrem hungrig, habe richtig Bock auf diese Aufgabe.» Er werde rund um die Uhr da sein, und wolle mithelfen, Stricker noch mehr Struktur zu geben. Es gehe für ihn darum, an einzelnen Rädchen zu drehen. Viel konkreter könne und wolle er noch nicht werden.
Für die lockeren Sprüche ist an diesem Nachmittag in einem kleinen Raum in Biel ein anderer zuständig: Peter Lundgren. Danach gefragt, woran er mit Stricker arbeiten wolle, sagt er: «Das ist ein Geheimnis, das wir nicht vor den Medien verraten wollen.» Gelächter. Ungewohnt konkret wird er, als er gefragt wird, was er Stricker zutraut. «Top 50, mindestens», sagt der Schwede mit illustrer Vergangenheit. Lundgren war 2003 Trainer von Roger Federer, als dieser in Wimbledon seinen ersten Grand-Slam-Titel gewann. Mit Marcelo Rios und Marat Safin betreute er auch zwei frühere Weltranglistenerste, später auch Grigor Dimitrov und Stan Wawrinka
Seit Anfang März gehört Peter Lundgren zum Team von Dominic Stricker, vorerst probehalber. Ob und welche Rolle der Schwede in Zukunft spielt, ist noch offen. Sein letztes Engagement (an der Seite von Stan Wawrinka) liegt bereits zwölf Jahre zurück. Nach den Turnieren in Biel in dieser und in Lille in der nächsten Woche werde man sich zusammensetzen. Lundgren sieht sich in der Rolle des Impulsgebers und will maximal 12 Wochen auf der Tour unterwegs sein. Lundgren sagt: «Ich bin bereit, weiterzumachen.»
Stricker attestiert Lundgren, «enormes Potenzial», weshalb er auch nicht viel Bedenkzeit gebraucht habe, als die Anfrage gekommen sei. Hergestellt hat den Kontakt Alessandro Greco, Leiter Spitzensport bei Swiss Tennis. Zwar möchte der Verband, dass Dominic Stricker nun seinen eigenen Weg geht, doch Biel bleibe die Trainingsbasis, wo ihm neben der exzellenten Infrastruktur mit Hallen- und Sandplätzen auch die Konditionstrainer um den extrem erfahrenen Beni Linder zur Verfügung stehen wird.
Für Dominic Stricker stehen zwei wegweisende Wochen an. Mit guten Resultaten bei den Challenger-Turnieren in Biel und Lille könnte er erstmals den Sprung unter die Top 100 der Weltrangliste schaffen. Gehört Stricker am 17. April, sechs Wochen vor den French Open, diesem Kreis an, verhindert er den Gang durch die Qualifikation und kommt in Paris, wo er im Herbst 2020 das Junioren-Turnier im Einzel und im Doppel gewonnen hat, zu seiner Feuertaufe im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers. (aargauerzeitung.ch)