Linke Schulter, rechte Schulter, Blinddarm, beide Handgelenke, beide Knie, Rücken, Bauch, Hüfte, Oberschenkel – die Verletzungsgeschichte von Rafael Nadal ist ein Streifzug durch die Anatomie. Vom Scheitel bis zur Sohle, nach zwei Jahrzehnten auf der Tennis-Tour ist kein Körperteil des Spaniers unversehrt.
Am Freitag musste er zum fünften Mal in seiner Karriere vor einem Spiel die Segel streichen: der Halbfinal von Indian Wells gegen Roger Federer.
Es klang verbittert, als er sein Aus erklärte. «Es ist schwer, zu akzeptieren, was ich alles durchmachen muss. Manchmal bin ich traurig, weil ich gegenüber allen meinen Gegnern einen Nachteil habe», sagte Nadal. Er spielt seit 2005 mit Schmerzmitteln und stand wegen einer angeborenen Fehlstellung des Fusses mit 19 Jahren bereits vor dem Karriereende. Zwar bekam Nadal diese Probleme mit Einlagen in den Griff, diese lösten aber Knieprobleme aus.
Hear from @RafaelNadal on his decision to withdraw from #BNPPO19 pic.twitter.com/YZsSB5zBiF
— BNP Paribas Open (@BNPPARIBASOPEN) 17. März 2019
Roger Federer wird im August 38 Jahre alt. Bis im Jahr 2016, als er sich beim Einlassen eines Bades für seine Kinder den Meniskus riss und später ein halbes Jahr aussetzte, blieb er von Verletzungen weitestgehend verschont. Allerdings bereitete ihm der Rücken immer wieder Probleme. Dennoch widerspricht er der Darstellung Nadals nach dem gegen Dominic Thiem verlorenen Final in Indian Wells auf Frage eines Schweizer Journalisten vehement.
«Ich spielte oft mit Schmerzen und würde es wieder tun. Ich möchte nicht so tun, als hätte ich nie mit Schmerzen gespielt. Wir (Nadal, d.Red.) sind definitiv zwei der Spieler, die am meisten mit Schmerzen gespielt haben.» Was sie unterscheide, sei die Herangehensweise. Es bringe nichts, darüber zu sprechen. «Im Gegenteil: Es hilft dem Gegner.» In Australien sagte er auf die Frage der «Aargauer Zeitung»: «Mein Vorteil ist es, dass ich meinen Körper gut spüre.»
Roger Federer bestreitet in der kommenden Woche das Masters-Turnier in Miami. «Mein Körper fühlt sich sehr gut an, obwohl ich in den letzten drei Wochen praktisch täglich gespielt habe.»
Rafael Nadal hingegen musste seinen Verzicht erklären und reiste in seine Heimat nach Mallorca, wo er sich erst weiteren Abklärungen unterziehen und dann auf Sand trainieren wird. Nadal möchte ab Mitte April beim Masters-Turnier in Monte Carlo zurückkehren.
Aber Kräfte hinterlassen Spuren.
Er beansprucht sein Körper über das, was sein Körper verträgt.
Wie die Knie bei den Skifahrer, welche mit der Technik nicht mithalten konnten.