Am Ende war es wie so oft in den letzten 15 Jahren: Erst lag Rafael Nadal mit allen Vieren ausgestreckt auf dem Pariser Sand, dann biss er schon in die «Coupe des Mousquetaires». Mit 6:3, 5:7, 6:1, 6:1 besiegte der «Stier aus Manacor» im Final von Roland Garros den Österreicher Dominic Thiem und krönte sich damit zum 12. Mal in seiner Karriere zum French-Open-Champion.
Nur kurz durften die 15'000 Zuschauer im ausverkauften Court Philippe-Chatrier auf etwas Spannung hoffen – und zwar, als Thiem sich dank viel Kampfgeist den zweiten Satz sicherte. Doch Nadal schlug sofort zurück. Er holte sich die ersten elf Punkte des dritten Durchgangs und schon bald führte er 3:0 mit Doppelbreak.
Danach war der Widerstand des Österreichers gebrochen. Gegen die unerbittlichen Peitschenhiebe der Mensch gewordenen Ballmaschine («Süddeutsche») war der zweitbeste Sandplatzspieler der letzten Jahre schlicht chancenlos.
So selbstverständlich Nadals zwölfter Paris-Triumph auf den ersten Blick erscheint, so wundersam ist er eigentlich. Der 33-jährige Mallorquiner kämpfte in den letzten zwei Jahren immer wieder mit körperlichen Verschleisserscheinungen seines kräftezehrenden Spielstils. An den letzten 18 Hartplatz-Turnieren, an denen er gemeldet war, endete sein jeweils letztes Spiel nur dreimal mit einem ordentlichen Matchball, ansonsten musste er aufgeben oder trat erst gar nicht an.
Nur auf Sand war auf ihn und seinen Körper stets Verlass, doch in diesem Jahr lief die Vorbereitung für einmal gar nicht rund. In Monte Carlo, Barcelona und Madrid erlitt Nadal ungewohnte Niederlagen auf seiner Lieblingsunterlage, erst in Rom folgte dann der erste Turniersieg des Jahres. Dieser gab dem «Sandkönig» das nötige Selbstvertrauen für Paris.
«Ich hatte zwei harte Jahre mit vielen Verletzungen, aber ich gewann zweimal Paris in dieser Zeit. Das macht diesen Erfolg so besonders für mich», sagte Nadal nach seinem Triumph an der Pressekonferenz mit Blick zurück auf die schwierige Zeit. Doch die meisten Fragen richteten sich nach vorne und drehten sich um den Grand-Slam-Rekord von Roger Federer.
So nahe ist Nadal diesem noch nie gekommen. Mit 18 Major-Siegen liegt der Spanier nur noch zwei Titel hinter seinem Erzrivalen aus der Schweiz und die Bestmarke wankt. Federer ist 37 Jahre alt und im Spätherbst seiner Karriere, Nadal ist fast fünf Jahre jünger und der eine oder andere French-Open-Titel ist ihm trotz des geschundenen Körpers auch in den kommenden Jahren zuzutrauen. Bleibt er gesund, gehört er auch in New York und Melbourne zu den absoluten Titelanwärtern.
Von Federers Rekord will Nadal aber noch nichts wissen. «Das ist das Letzte, woran ich denke. Wir pushen uns, aber ich habe wegen Verletzungen vielleicht 15 Grand-Slam-Turniere verpasst. Hole ich den Rekord, freue ich mich, aber ich bin nicht besessen davon. Ich mache mir keine Gedanken um ihn. Es darf dich nicht frustrieren, wenn der Nachbar ein grösseres Haus hat, einen grösseren Fernseher oder einen grösseren Garten, so sehe ich das Leben nicht. Behält Roger den Rekord, dann bleibt er für mich genau so unglaublich, wie er es wäre, wenn ich ihn einhole.»
Mit Wimbledon steht das nächste Major-Turnier bereits vor der Tür, schon in drei Wochen geht es im Südwesten Londons los. Da reist Nadal fast schon traditionell ohne Spielpraxis an. «Ich liebe Gras, aber ich kann nicht mehr so lange hintereinander spielen wie noch vor zehn Jahren. Daher werde ich vor Wimbledon nur trainieren. Gesund zu bleiben lässt mir mehr Chancen, dort erfolgreich zu sein, als vorher viele Matches zu spielen», erklärt er.
Es tönt wie eine Kampfansage an Federer, der in seinem «Wohnzimmer» mit dem neunten Titel wieder etwas Distanz zwischen ihn und Nadal bringen will. Doch Federer ist in Wimbledon nicht in gleichem Masse Topfavorit wie Nadal in Paris. Denn da ist ja auch noch Novak Djokovic. Die serbische Weltnummer 1 ist Titelverteidiger und hat das traditionsreichste der vier Major-Turniere auch schon viermal gewonnen. Mit seinem 16. Grand-Slam-Titel würde sich der 32-Jährige endgültig in den Zweikampf zwischen Federer und Nadal einmischen.
Ich mache mir keine Gedanken um ihn. Es darf dich nicht frustrieren, wenn der Nachbar ein grösseres Haus hat, einen grösseren Fernseher oder einen grösseren Garten, so sehe ich das Leben nicht. Behält Roger den Rekord, dann bleibt er für mich genau so unglaublich, wie er es wäre, wenn ich ihn einhole.»
Ein Ehrenmann. Mir egal ob er oder Roger. Sind beide anständig und super Spieler.
Natürlich ist mir Federer als Schweizer am sympatischsten von allen dreien 🙂