Wie zwei australische Medien unabhängig voneinander berichten, muss Novak Djokovic Australien wieder verlassen. Ihm wurde die Einreise verweigert. Der Tennisspieler geht mit Anwälten gegen das Urteil vor.
Es klingt wie das Drehbuch eines Krimis, doch es ist Fakt, nicht Fiktion. Kurz vor seinem Abflug verkündet Novak Djokovic, er sei von der Impfpflicht in Australien befreit worden. Während er sich in der Luft befindet, wird er zum Spielball der Politik. Premierminister Scott Morrison sagt, die Grenzbehörde sei in das Verfahren nicht involviert gewesen. Djokovic müsse glaubhaft belegen können, dass er Anspruch auf Befreiung von der Impfpflicht habe. «Kann er das nicht, sitzt er im ersten Flieger zurück.»
Als Djokovic um 23.30 Uhr in Melbourne am Flughafen Tullamarine landet, ist der Fall längst zur Staatsaffäre geworden. Nach Angaben serbischer Medien wird der 20-fache Grand-Slam-Sieger festgesetzt, weil er ein falsches Visum beantragt habe. Serbische Medien schreiben, der Tennisspieler werde verhört und wie ein Krimineller behandelt. Als Quelle nennt das Portal Djokovics Vater Srdjan, der aus Belgrad verlauten lässt, wenn sein Sohn nicht innerhalb einer halben Stunde entlassen werde, gehe man auf die Strasse. Doch dazu kommt es selbstverständlich nicht.
Aber Serbien schickt Australien eine diplomatische Protestnote, der Präsident Aleksandar Vucic greift zum Telefon und versichert dem besten Tennisspieler der Gegenwart seine Loyalität. Er lässt verlauten: «Serbien kämpft für Novak Djokovic, für die Gerechtigkeit und die Wahrheit.» Was die Wahrheit ist, weiss die Öffentlichkeit nicht. Die Expertengremien, die Djokovic aus medizinischen Gründen von der Impfpflicht befreit haben, sind ans Berufsgeheimnis gebunden. Und der Serbe schweigt dazu.
Während mehr als acht Stunden wird Djokovic in einem Raum, der von zwei Polizisten bewacht werde, verhört. Um 08.15 Uhr Ortszeit melden die australischen Tageszeitungen «The Age» und «Sunday Morning Herald» übereinstimmend, dass Djokovic die Einreise verweigert worden sei. Er müsse das Land am Donnerstag wieder verlassen. Denn Djokovic habe nicht glaubhaft darlegen können, dass er legitimen Anspruch auf eine Befreiung von der Impfpflicht hat. Zudem sei es zu Unregelmässigkeiten im Zusammenhang mit seinem Antrag auf ein Visum gekommen.
Djokovics Anwälte gehen gegen dieses Urteil in Berufung, wie «The Age» und «The Sydney Morning Herald» auf Berufung auf zwei voneinander unabhängigen Quellen berichten. Unterdessen musste sich der neunfache Australian-Open-Sieger und Titelverteidiger in Hotelquarantäne begeben.
Djokovic gilt als Impfskeptiker. Im Frühling 2020, als noch kein Impfstoff Marktreife erlangt hatte, sagte er: «Ich bin gegen Impfungen. Denn ich möchte nicht, dass mich jemand zwingt, einen Impfstoff einzunehmen, um zu reisen. Ich entscheide, was für meinen Körper am besten ist.» Zuletzt hatte er sich auf den Standpunkt gestellt, medizinische Angelegenheiten seien Privatsache.
Im Sommer 2020 hatte sich der Serbe infiziert. Von der Impfpflicht befreit werden kann man aus vier Gründen. Erstens: eine schwere entzündliche Herzerkrankung innerhalb der letzten drei Monate. Zweitens: eine akute Erkrankung. Drittens: eine starke Reaktion auf eine Coronaimpfung. Viertens: Eine Covid-Infektion seit 1. August 2021.
Am Flughafen gestrandet sein soll Djokovic aber nicht etwa wegen seines Impfstatus, sondern wegen Visaproblemen. Wie die australische Zeitung «The Age» berichtet, sollen die Behörden des Bundesstaats Victoria das Gesuch des Serben kurz vor dessen Ankunft in Australien abgelehnt haben. (aargauerzeitung.ch)