Wenn der Stadionsprecher seine Erfolge in Paris honoriert, findet das kein Ende mehr. 12 Mal hat Rafael Nadal die French Open gewonnen, und seit seinem ersten Triumph 2005 nur zwei Spiele verloren – 2009 gegen Robin Söderling und 2016 gegen Novak Djokovic, 2018 konnte er zudem wegen einer Verletzung nicht zur dritten Runde antreten.
Dementsprechend ist Rafael Nadal erneut turmhoher Favorit auf den Titel. Und der 34-jährige Spanier blieb bisher auch ohne Satzverlust. Allerdings zeigte der Italiener Jannik Sinner in den Viertelfinals, dass Nadal durchaus verwundbar wäre. Die neuen Wilson-Bälle, die wegen der Kälte und Feuchtigkeit schwerer sind, schaden tatsächlich seinem Spiel. Der Ball springt nach der Vorhand durchschnittlich fast 9 Zentimeter (!) weniger hoch ab als noch 2019.
Eine Tatsache, an der sich Nadal bereits seit zwei Wochen abarbeitet. Die Bälle seien gefährlich für Schultern und Ellbogen, ebenfalls, dass im Oktober in Paris Tennis gespielt werde, sei nicht gut für den Körper. Sein Gegner in den Halbfinals ist der Argentinier Diego Schwartzman (28, ATP 14).
In über fünf Stunden rang Diego Schwartzman US-Open-Sieger Dominic Thiem nieder, der in den letzten zwei Jahren jeweils im Final der French Open gestanden war und neben Novak Djokovic als erster Herausforderer von Rafael Nadal gegolten hatte. Schwartzman steht damit erstmals in den Halbfinals eines Grand-Slam-Turniers.
Völlig überraschend kommt das nicht, vor drei Wochen hatte das 1,70 Meter grosse Kämpferherz in den Viertelfinals von Rom im neunten Anlauf (!) erstmals Sandkönig Rafael Nadal besiegt, danach den Final erreicht und dort auch Novak Djokovic alles abverlangt. Zwar gab der 28-Jährige im Turnierverlauf erst zwei Sätze ab, allerdings ist fraglich, wie er den Kraftakt gegen Thiem, mit dem er sich 05:08 Stunden einen nicht nur mental, sondern auch körperlich aufreibenden Abnützungskampf geliefert hatte.
Und auch die Statistik ist nicht auf Schwartzmans Seite: Letztmals gewann 2005 ein Spieler, der zum ersten Mal die Halbfinals eines Grand-Slam-Turniers erreichte, auch den Titel. Sein Name? Rafael Nadal. Der Schauplatz? Die French Open.
Dass er das Tennisspielen nicht einfach verlernen würde, war natürlich nicht zu erwarten. Wie er die unglückliche Disqualifikation bei den US Open weggesteckt hat, wo er mit einem Ball eine Linienrichterin am Hals getroffen hatte, ist äusserst beeindruckend. Djokovic gewann das Turnier in Rom und steht nun bereits wieder in den Halbfinals der French Open, bei denen er 2016 seinen Karriere-Grand-Slam komplettiert hatte.
Die letzte sportliche Niederlage des Serben datiert vom 14. November 2019, als er bei den Finals der Jahresbesten Roger Federer unterlegen war. Allerdings gibt es Fragezeichen um die Fitness des 33-Jährigen. In den Viertelfinals behinderten ihn Probleme mit der linken Schulter und dem Nacken, und liess sich deswegen während der Partie behandeln. Sehr zum Ärger seines Gegners, Pablo Carreno Busta.
Dieser sagte nach der Niederlage: «Es ist etwas, was er schon seit Jahren tut. Immer, wenn es eng wird im Spiel, fragt er nach dem Physio.» Djokovic kann es egal sein. Zwar hat er gegen Nadal 19 Mal auf Sand verloren, diesen aber auch schon 7 mal auf dessen bevorzugter Unterlage besiegt. Und damit mehr als jeder andere.
Wer wissen will, wie sich brutale Niederlagen auf eine Karriere auswirken können, sollte bei Guillermo Coria nachfragen. Der filigrane Argentinier war Anfang des Jahrtausends der beste Sandplatzspieler der Welt. 2004 stand er bei den French Open im Final, wo er gegen seinen Landsmann Gaston Gaudio mit 2:0 Sätzen führte – und am Ende doch noch verloren.
Coria gewann danach nur noch ein Turnier. Eine ähnlich brutale Niederlage musste jüngst bei den US Open Stefanos Tsitsipas einstecken, als er gegen Borna Coric nicht weniger als 6 (!) Matchbälle nicht nutzen konnte. Danach zeigte er Galgenhumor, als er sagte: «Das ist möglicherweise das Lustigste und Traurigste zugleich, was mir je passiert ist.»
Bei den French Open drehte er in der Startrunde einen 0:2-Satzrückstand, danach gab er keinen Satz mehr ab. Nach dem Halbfinal-Einzug sagte er: «Ich bin jetzt ein richtiger Erwachsener.» Das ist er schon länger. Erst 23-jährig gehört der Grieche zum kleinen Kreis von nur acht Spielern, die sowohl Novak Djokovic, Rafael Nadal (auf Sand), als auch Roger Federer besiegt haben.
hauptsache nicht djoko
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