Die Australierinnen und Australier zeigen sich gegenüber Novak Djokovic versöhnlich. Der Serbe darf nach viel Drama im Januar nun wieder bei den Australian Open 2023 antreten. Laut einer aktuellen Umfrage unterstützt das immerhin fast ein Drittel aller Australier, während es vielen anderen egal ist.
So ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Resolve Strategic für den «Sydney Morning Herald», dass 30 Prozent der Bevölkerung inzwischen dafür sind, dass der Sportler wieder nach Australen einreisen darf. Im Januar waren dies nur 14 Prozent gewesen. 29 Prozent sagten, dass es ihnen egal sei, ob er ungeimpft spielen dürfe oder nicht. 41 Prozent sind nach wie vor gegen seine Einreise. Vor einem Jahr waren es noch 71 Prozent gewesen.
Laut des Direktors von Resolve Strategic, Jim Reed, ist die zunehmende Unterstützung für Djokovic eine Folge der «neuen Realität, dass Menschen ohne Impfung in das Land einreisen dürfen», wie er sagte. Australien hat seine strengen Bestimmungen, dass nur geimpfte Reisende das Land besuchen dürfen, bereits im Juli gelockert, die Grenzen für internationale Reisende sind wieder vollständig geöffnet.
Im November hob Australiens Einwanderungsminister Andrew Giles dann das dreijährige Verbot auf, das mit der Annullierung von Djokovics Visum einhergegangen war. Damit kann der Tennisspieler am Turnier in Melbourne teilnehmen, obwohl er nach wie vor nicht gegen das Coronavirus geimpft ist. Jene fehlende Impfung war letztlich der Auslöser dafür gewesen, dass Djokovic Anfang dieses Jahres vom Grand-Slam-Turnier ausgeschlossen und des Landes verwiesen wurde.
Ursprünglich sollte der Serbe mit einer medizinischen Ausnahmegenehmigung an den Australian Open teilnehmen. Doch als er in Melbourne landete, erwartete den Tennisprofi eine böse Überraschung: Anstatt ihn einreisen zu lassen, setzten ihn die australischen Behörden am Flughafen fest. Eine vorherige Covid-Erkrankung wurde für die Ausnahmegenehmigung nicht anerkannt. Nachdem der Sportler mehrere Stunden gewartet hatte, hiess es schliesslich, sein Visum sei annulliert worden, er selbst werde deportiert.
Djokovic wehrte sich gerichtlich gegen die Entscheidung. Nach einem tagelangen Hin und Her schlug sich ein australisches Bundesgericht jedoch auf die Seite des früheren Einwanderungsministers, der den 21-maligen Grand-Slam-Turniersieger des Landes verweisen wollte. Djokovic, der zwischenzeitlich in einem Hotel festsass, das die australischen Behörden als eine Art Ad-Hoc-Auffanglager für Asylsuchende nutzten, musste das Land verlassen.
Nach seiner Abreise hatte sich in Australien zunächst Erleichterung breitgemacht, dass die Saga, über die weltweit berichtet wurde, ein Ende genommen hatte. Der damalige stellvertretende Premierminister Barnaby Joyce sprach in einem Fernsehinterview gar von einer «Seifenoper». Das Gerangel um den Serben hatte nicht nur Tennisfans rund um den Globus in Bann gehalten, den Live-Stream der länglichen Gerichtsanhörung verfolgten über 85'000 Menschen.
Noch im Januar standen die meisten Australier bei der Causa Djokovic hinter ihrer damaligen Regierung. Für diese war die Angelegenheit zum Politikum geworden. Denn Australien hatte sich zu dem Zeitpunkt fast zwei Jahre komplett vom Rest der Welt abgeschottet und auch das Reisen im Land erschwert. Strenge Lockdowns hielten die Covid-Zahlen lange Zeit niedrig.
Gemeinsam hätten die Australier eine der niedrigsten Sterblichkeitsraten, die stärkste Wirtschaft und die höchsten Impfraten der Welt erreicht, sagte der damalige Premierminister Scott Morrison. Die Australier hätten während der Pandemie viele Opfer gebracht, und «sie erwarten zurecht, dass das Ergebnis dieser Opfer geschützt wird», waren seine Worte. Einen ungeimpften Tennisspieler ins Land zu lassen, wäre damals konträr zu dem gewesen, was die Regierung über Monate propagiert hatte.
Ein Jahr später hat sich auch das Leben in Australien – trotz einer augenblicklichen Covid-Welle – wieder normalisiert und die seit Mai neu gewählte sozialdemokratische Regierung unter Anthony Albanese hatte dem Serben sehr früh ein Visum zugesagt. Und – wie die aktuelle Umfrage nun zeigt – scheinen auch viele Australierinnen und Australier diesen Entscheid zu unterstützen.
aber wenn ein "Normalo" ein solches Theater abgezogen hätte, wäre die Einreisesperre bestimmt nicht einfach so aufgehoben worden