Novak Djokovic ist der Mann der Stunde. Nach seinem Turniersieg in Tel Aviv ist er der einzige Mann, der in diesem Jahr auf drei verschiedenen Belägen einen Titel gewonnen hat. Im Frühling triumphierte er in Rom auf Sand, im Sommer in Wimbledon auf Rasen, im Herbst in Israel auf einem Hartbelag. Jedes dritte Turnier, bei dem er teilnahm, gewann der Serbe.
Dennoch geht es für Novak Djokovic in diesen Wochen noch um etwas mehr als darum, seinen Trophäenschrank zu füllen. Grund dafür ist seine Entscheidung, sich nicht gegen das Coronavirus impfen zu lassen.
Bei den Australian Open konnte Novak Djokovic nicht antreten, weil ihm die Einreise verweigert worden war. Er war mit Ausnahmegenehmigung angereist und hatte eine kürzlich durchgemachte Covid-19-Infektion geltend gemacht. Bei der Einreise wurde ihm jedoch das Visum entzogen, das er in einem ersten Prozess aufgrund eines Formfehlers zurückerlangt hatte, ehe ihm der Einwanderungsminister Alexander Hawke erneut das Visum entzog und die Abschiebung anordnete. Er sah es als erwiesen an, dass Djokovic als «Ikone der Impfgegner» gelte und seine Anwesenheit eine Gefahr für Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung darstelle.
Bei den US Open konnte Djokovic nicht antreten, weil er als Ungeimpfter nicht in die USA einreisen konnte. Aus demselben Grund verpasste er die Masters-Turniere in Indian Wells und Miami im Frühling und in Cincinnati und Toronto im Herbst. Turniere, die besonders viele Punkte einbringen.
Djokovics Pech: In Wimbledon, wo er seinen siebten Titel feierte, wurden weder für die Weltrangliste noch für die Jahreswertung Punkte vergeben. Diese Entscheidung gab die Tennisspieler-Organisation ATP als Reaktion auf die Entscheidung der Turnierveranstalter bekannt, russische und belarussische Spieler vom Rasenklassiker in London auszuschliessen.
Leidtragender? Novak Djokovic. Am Montag lag der 35-Jährige in der Jahreswertung nur im 15. Rang. Allerdings hilft dem Serben im Rennen um die Qualifikation für die ATP-Finals in Turin (13. bis 20. November) eine Sonderregel, die bisher noch nie zum Tragen gekommen ist. Denn wer ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hat, muss sich nicht unter den ersten Acht des Jahres klassieren, sondern «nur» innerhalb der er ersten 20.
Besonders gespannt blicken die Organisatoren der Swiss Indoors Basel (ab 24. Oktober) nach Kasachstan. Denn sollte Djokovic das Turnier in Astana nicht gewinnen, könnte er auf Punkte angewiesen sein und eine Wildcard in Anspruch nehmen. Am Sonntag trifft er in Kasachstan im Final auf Stefanos Tsitsipas. Eine Wildcard wurde Dominic Stricker zugesprochen, zwei bis drei weitere kann der Turnierdirektor Roger Brennwald noch vergeben.
Zwar wurde als Ersatz für den inzwischen zurückgetretenen Roger Federer Wimbledon-Finalist Nick Kyrgios verpflichtet, doch dessen Antrittsgage dürfte tiefer sein als die des Rekordsiegers. Heisst: Die Swiss Indoors hätten Spielraum, Novak Djokovic nach Basel zu locken. Zumal dieser seine Planung kaum von finanziellen Überlegungen abhängig machen wird.
Für Novak Djokovic wäre es eine Rückkehr. 2009 gewann er in Basel den Titel nach einem Finalsieg gegen Federer, im Jahr darauf verlor er die Reprise. 2011 scheiterte er im Halbfinal am Japaner Kei Nishikori.
Gewinnt Djokovic das ATP-500-Turnier in Astana, ist Djokovic der Platz kaum mehr zu nehmen, zumal der vor ihm klassierte Alexander Zverev wegen einer Verletzung in diesem Jahr kaum mehr spielen wird. Und der Spanier Rafael Nadal wird demnächst erstmals Vater. Es würde nicht überraschen, wenn Nadal seine Saison vorzeitig beenden würde.
Mit US-Open-Sieger Carlos Alcaraz aus Spanien und dem French-Open- und US-Open-Finalisten Casper Ruud aus Norwegen führen die zwei Erstklassierten der Weltrangliste das Teilnehmerfeld in Basel an. Ebenfalls dabei sind der Kanadier Félix Auger-Aliassime (ATP 13), der Kroate Marin Cilic (ATP 16), US-Open-Sieger 2014, sowie die beiden dreifachen Grand-Slam-Sieger Stan Wawrinka aus der Schweiz und der Brite Andy Murray.
Novak Djokovic würde das Basler Feld noch veredeln.