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Raygun 2018: Liz Swaney wird bei Olympia «Eddie the Eagle der Halfpipe»

Elizabeth Marian Swaney, of Hungary, runs the course during the women's halfpipe qualifying at Phoenix Snow Park at the 2018 Winter Olympics in Pyeongchang, South Korea, Monday, Feb. 19, 2018. (A ...
Der grosse Traum ist erfüllt: Elizabeth Swaney bei den Olympischen Spielen.Bild: AP
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Liz Swaney wird in Pyeongchang zu «Eddie the Eagle der Halfpipe»

19. Februar 2018: Die Ski-Freestylerin Elizabeth Swaney wird in der Halfpipe-Qualifikation Letzte. Die für Ungarn startende Amerikanerin ist dennoch eine Inspiration: Dafür, dass man sich Träume erfüllen kann, wenn man alles dafür macht.
19.02.2025, 00:01
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Ihre Runs sind an Lächerlichkeit kaum zu überbieten und ein gefundenes Fressen für Boulevardmedien. Von der «schlechtesten Teilnehmerin der Olympischen Spiele» ist die Rede.

In der Tat ist es erstaunlich, wie sich eine Athletin wie Elizabeth Swaney für Pyeongchang qualifizieren konnte. Denn die Ski-Freestylerin beherrscht kaum einen Trick.

Swaney und die Konkurrenz im Vergleich.Video: YouTube/Attila Papp
«Ich habe mich nicht für den Final qualifiziert, deshalb bin ich wirklich enttäuscht.»
Elizabeth Swaney

Ein Sport, den fast niemand macht

Wie um alles in der Welt ist es möglich, sich mit so einer Darbietung für Olympia zu qualifizieren? Der Hauptgrund liegt bei der Konkurrenz, von der er es nur sehr wenig gibt. Swaney tritt bei Weltcup-Veranstaltungen an, bei denen es für die ersten 30 Punkte gibt. Manchmal nehmen aber nicht einmal so viele Sportlerinnen teil – was gut für die ist, die da sind.

Ein weiterer Grund dafür, dass sich Swaney den grossen Traum einer Olympiateilnahme erfüllen kann, liegt in ihrer Familie. Denn die Grosseltern der 33-Jährigen stammen aus Ungarn, weshalb sie diesen Pass erhalten konnte. Im US-Team wäre die Kalifornierin chancenlos: Brita Sigourney und Annalisa Drew klassieren sich im Halfpipe-Final hinter Olympiasiegerin Cassie Sharpe aus Kanada auf den Plätzen 3 und 4.

«Wenn du Zeit und Mühe aufwendest, um hier dabei zu sein, dann verdienst du es genau so, wie ich es tue.»
Cassie Sharpe, Olympiasiegerin

Es ist Swaneys zweiter Versuch, an Olympischen Spielen teilnehmen zu können. Der erste scheitert, als sie sich für Venezuela als Skeleton-Pilotin zu qualifizieren versucht. Ihre Mutter stammt aus dem südamerikanischen Land.

Applaus statt Häme

«Ich habe mich nicht für den Final qualifiziert, deshalb bin ich wirklich enttäuscht», sagt Elizabeth Swaney nach ihrem Ausscheiden. Gemäss den anwesenden Reportern wirkt sie dabei durchaus ernst.

«Ich habe viele Jahre darauf hin gearbeitet, bei Olympia dabei sein zu können», betont die Berkeley- und Harvard-Absolventin, die erst mit 25 Jahren erstmals auf Ski stand. Das Abenteuer finanzierte sie unter anderem mittels Crowdfunding, aber auch mit sehr viel Einsatz. Manchmal hat sie ein halbes Dutzend Teilzeitjobs gleichzeitig, um sich über Wasser zu halten und sich den Sport mit seiner Reiserei leisten zu können.

Exotisches Trio: Swaney mit den Langläufern German Madrazo aus Mexiko (links) und Pita Taufatofua aus Tonga.

Swaney hat geschickt das Qualifikations-Reglement studiert und den Umstand ausgenutzt, dass sich nur wenige Frauen auf der Welt wettkampfmässig mit Ski in eine Halfpipe wagen. Für diese Cleverness kann man sie nur beglückwünschen, statt sie als Touristin oder «schlechteste Olympia-Teilnehmerin» zu verhöhnen.

Elizabeth Marian Swaney, of Hungary, runs the course during the women's halfpipe qualifying at Phoenix Snow Park at the 2018 Winter Olympics in Pyeongchang, South Korea, Monday, Feb. 19, 2018. (A ...
Stylisch mit einem Lächeln: Elizabeth Swaney bei ihrem Lieblingstrick.Bild: AP

Dass sie nicht das Niveau der Gegnerinnen hat, weiss sie wohl selber. Schliesslich liegt sie 13,60 Punkte hinter der Zweitletzten, die in beiden Runs gestürzt ist. Kümmern muss sie das nicht: Elizabeth «Liz» Swaney hat sich in Pyeongchang einen Lebenstraum erfüllt und darf sich seither offiziell und stolz Olympionikin nennen.

Auch das gehört zu Olympia: Swaney präsentiert ihre gesammelten Pins.

Und sie hat Blut geleckt. Nachdem sie während der Corona-Pandemie das Gewichtheben entdeckt hat, träumt Elizabeth Swaney davon, 2028 in Los Angeles in dieser Sportart an den Sommerspielen teilzunehmen. Im «San Francisco Chronicle» erklärt sie: «Ich habe das Gefühl, dass es fast mein Schicksal ist, denn ich wurde 1984 während der Olympischen Spiele von Los Angeles geboren. Wie cool wäre es, wenn ich dort antreten könnte?»

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quelle: ap/ap / michael probst
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Video: srf
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