Ihre Runs sind an Lächerlichkeit kaum zu überbieten und ein gefundenes Fressen für Boulevardmedien. Von der «schlechtesten Teilnehmerin der Olympischen Spiele» ist die Rede.
In der Tat ist es erstaunlich, wie sich eine Athletin wie Elizabeth Swaney für Pyeongchang qualifizieren konnte. Denn die Ski-Freestylerin beherrscht kaum einen Trick.
Wie um alles in der Welt ist es möglich, sich mit so einer Darbietung für Olympia zu qualifizieren? Der Hauptgrund liegt bei der Konkurrenz, von der er es nur sehr wenig gibt. Swaney tritt bei Weltcup-Veranstaltungen an, bei denen es für die ersten 30 Punkte gibt. Manchmal nehmen aber nicht einmal so viele Sportlerinnen teil – was gut für die ist, die da sind.
Ein weiterer Grund dafür, dass sich Swaney den grossen Traum einer Olympiateilnahme erfüllen kann, liegt in ihrer Familie. Denn die Grosseltern der 33-Jährigen stammen aus Ungarn, weshalb sie diesen Pass erhalten konnte. Im US-Team wäre die Kalifornierin chancenlos: Brita Sigourney und Annalisa Drew klassieren sich im Halfpipe-Final hinter Olympiasiegerin Cassie Sharpe aus Kanada auf den Plätzen 3 und 4.
Es ist Swaneys zweiter Versuch, an Olympischen Spielen teilnehmen zu können. Der erste scheitert, als sie sich für Venezuela als Skeleton-Pilotin zu qualifizieren versucht. Ihre Mutter stammt aus dem südamerikanischen Land.
«Ich habe mich nicht für den Final qualifiziert, deshalb bin ich wirklich enttäuscht», sagt Elizabeth Swaney nach ihrem Ausscheiden. Gemäss den anwesenden Reportern wirkt sie dabei durchaus ernst.
«Ich habe viele Jahre darauf hin gearbeitet, bei Olympia dabei sein zu können», betont die Berkeley- und Harvard-Absolventin, die erst mit 25 Jahren erstmals auf Ski stand. Das Abenteuer finanzierte sie unter anderem mittels Crowdfunding, aber auch mit sehr viel Einsatz. Manchmal hat sie ein halbes Dutzend Teilzeitjobs gleichzeitig, um sich über Wasser zu halten und sich den Sport mit seiner Reiserei leisten zu können.
Swaney hat geschickt das Qualifikations-Reglement studiert und den Umstand ausgenutzt, dass sich nur wenige Frauen auf der Welt wettkampfmässig mit Ski in eine Halfpipe wagen. Für diese Cleverness kann man sie nur beglückwünschen, statt sie als Touristin oder «schlechteste Olympia-Teilnehmerin» zu verhöhnen.
Dass sie nicht das Niveau der Gegnerinnen hat, weiss sie wohl selber. Schliesslich liegt sie 13,60 Punkte hinter der Zweitletzten, die in beiden Runs gestürzt ist. Kümmern muss sie das nicht: Elizabeth «Liz» Swaney hat sich in Pyeongchang einen Lebenstraum erfüllt und darf sich seither offiziell und stolz Olympionikin nennen.
Und sie hat Blut geleckt. Nachdem sie während der Corona-Pandemie das Gewichtheben entdeckt hat, träumt Elizabeth Swaney davon, 2028 in Los Angeles in dieser Sportart an den Sommerspielen teilzunehmen. Im «San Francisco Chronicle» erklärt sie: «Ich habe das Gefühl, dass es fast mein Schicksal ist, denn ich wurde 1984 während der Olympischen Spiele von Los Angeles geboren. Wie cool wäre es, wenn ich dort antreten könnte?»