Auch ein Weltmeister und Triple-Gewinner wie Thomas Müller fängt einmal klein an. Vor dreizehn Jahren gibt das Bayern-Juwel sein Debüt in der Nationalmannschaft, im Freundschaftsspiel gegen Argentinien.
Müller spielt von Anfang an, zeigt eine ansprechende Leistung und wird in der 67. Minute durch Mesut Özil ersetzt. Die Deutschen verlieren mit 0:1, doch das Ergebnis bleibt eine Randnotiz. In den Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit rückt die anschliessende Pressekonferenz.
Neben Müller wird auch der damalige argentinische Trainer Diego Maradona aufgeboten. «El pibe de oro» ist sich natürlich gewohnt, neben Königen, Kaisern oder zumindest Jogi Löw zu sitzen, aber nicht neben irgend so einem pickligen Jungspund.
Maradona blickt erst völlig entgeistert aus der Wäsche, lamentiert dann wild gestikulierend über diese unhaltbare Situation und verzieht sich – ohne den für nicht ebenbürtig befundenen Müller eines einzigen Grusswortes zu würdigen.
Der unerfahrene Müller ist verständlicherweise etwas vor den Kopf gestossen und geht dann milde lächelnd auf die Aufforderung der DFB-Verantwortlichen ein, die PK zu räumen.
Der Mann mit dem Jahrhunderttor sitzt derweil entspannt im Nebenraum und gibt Autogramme. Wenig später kehrt die Ikone auf das mittlerweile «ausgemüllerte» Podium zurück – und macht die verwirrende Aussage: «Ich wusste nicht, dass das ein Spieler war.»
Minuten zuvor hat er noch lauthals kundgetan, dass er nicht mit einem deutschen Spieler zusammen eine PK geben wolle. Seltsam. Zumal Müller gerade 70 Minuten unter den Augen Maradonas auf und ab gerannt ist. Immerhin entschuldigt er sich sogleich beim «Spieler».
Müller kennt vier Monate später, als sich die beiden erstmals wiedersehen, dennoch kein Pardon: Im Viertelfinal der Weltmeisterschaft 2010 gegen Maradonas Truppe köpft der spätere WM-Topskorer nach nur drei Minuten zum 1:0 ein – am Ende reisen die Südamerikaner mit einer 0:4-Packung im Gepäck zurück nach Hause. Und spätestens jetzt kennt Maradona Thomas Müller nur zu genau.