Die Ausgangslage ist klar, als die Playoffs um den Stanley Cup 1982 beginnen. Auf der einen Seite sind da die Edmonton Oilers mit ihren vielen Jungstars wie Wayne Gretzky, Mark Messier oder Jari Kurri. Auf der anderen Seite haben wir die Los Angeles Kings, die in der Regular Season nur halb so viele Punkte geholt haben wie die Oilers.
So klar wie es vor der Playoff-Serie scheint, so spektakulär anders als gedacht verläuft sie. Das beginnt schon mit dem Auftaktspiel. Die Oilers führen zuhause früh mit 4:1, doch zu Beginn des Schlussdrittels heisst es an einem «Tag der offenen Tore» 8:8 unentschieden. Am Ende siegen die Kings mit 10:8. Die achtzehn Treffer sorgen dafür, dass dieses Duell bis heute die torreichste Playoff-Partie um den Stanley Cup ist.
Auch Spiel 2, ebenfalls in der kanadischen Provinz Alberta ausgetragen, ist nichts für schwache Nerven. Der 21-jährige Gretzky erzielt in der Verlängerung den 3:2-Siegtreffer für Edmonton, das die Best-of-Five-Serie damit ausgleicht.
Nach zwei Partien in Kanada geht es nun nach Los Angeles. Die Fans der Kings sind zuversichtlich. Doch ihr Optimismus wird schon früh im Keim erstickt. Messier und Gretzky bringen die Oilers im Startdrittel mit 2:0 in Führung, zwanzig Minuten später ist das Spiel entschieden. Edmonton liegt nun mit 5:0 vorne, Gretzky ist mit einem weiteren Treffer und zwei Assists die grosse Figur.
Doch was dann geschieht, wird als «Miracle on Manchester» – am Manchester Boulevard befindet sich das Kings-Stadion – ins Geschichtsbuch der NHL eingehen.
Erst lassen Jay Wells und Doug Smith mit zwei Toren bis zur 46. Minute wieder zarte Hoffnungen aufkeimen. Etwas später verkürzen Charlie Simmer und Mark Hardy mit einem Doppelschlag (55./56.) auf 4:5 – plötzlich ist wieder alles möglich. Auch ein sechster Oilers-Treffer, allerbeste Chancen bieten sich reichlich. Aber Kings-Keeper Mario Lessard lässt sich nicht mehr bezwingen.
So leben die Los Angeles Kings weiter. Noch einmal erhalten sie die Möglichkeit, mit einem Mann mehr zu spielen. Und tatsächlich trifft Steve Bozek in diesem Powerplay fünf Sekunden vor der Schlusssirene zum nicht mehr für möglich gehaltenen 5:5-Ausgleich.
Sie hätten sich vor dem letzten Drittel vorgenommen, einfach dieses zu gewinnen und so etwas positiven Schwung ins vierte Spiel mitzunehmen, erinnert sich Kings-Stürmer Daryl Evans viele Jahre später. «Aber als dann das dritte Tor fiel, hat jeder auf die Uhr geschaut und gedacht: Jetzt haben wir eine Chance, wenn wir noch eins machen. So ging es immer weiter, und man konnte sehen, wie das Lächeln in den Gesichtern der Oilers-Spieler immer ein bisschen kleiner wurde.»
Evans, ein Rookie, macht die verrückte Wende in der Verlängerung komplett. Zweieinhalb Minuten sind in dieser gespielt, als er abdrückt. «Augen zu und hoffen, dass er im Netz landet», verrät der Matchwinner seine simple, aber letztlich erfolgreiche Taktik.
Diese Schlacht hat der Aussenseiter also gewonnen, doch die Oilers haben den Krieg noch nicht verloren. Spiel 4 holen sie sich mit einem 3:2-Sieg, wieder ist die Serie ausgeglichen. Und nun geht es für die Entscheidung zurück nach Edmonton.
Während die bisherigen vier Spiele sehr ausgeglichen sind, ist dieses deutlich – und zwar zugunsten des Underdogs. Die Kings gehen durch eine Doublette von Charlie Simmer früh mit 2:0 in Führung, nach zwei Dritteln liegen sie mit 6:2 vorne. Und den Oilers gelingt keine so spektakuläre Wende wie dem Gegner, bloss noch etwas Resultatkosmetik. Nach der 4:7-Niederlage ist Edmontons Saison unerwartet früh zu Ende.
Für die Los Angeles Kings endet sie eine Runde darauf, sie scheitern an den Vancouver Canucks. Den Stanley Cup holen sich – wie in den beiden Jahren zuvor – die New York Islanders. 1983 gewinnen sie den Titel zum vierten Mal in Folge, ehe dann mit etwas Verspätung doch noch die grosse Ära der Edmonton Oilers beginnt. Zwischen 1984 und 1990 gewinnen sie fünf Mal den Stanley Cup.