Es gibt Sportler wie Roger Federer, die eine unheimliche Konstanz haben und jahrelang Triumph an Triumph reihen können. Und es gibt Sportler, die einen einzigen, absolut perfekten Tag in ihrer Karriere erleben. Der amerikanische Leichtathlet Bob Beamon gehört zu letzterer Kategorie.
Als er am 18. Oktober 1968 in Mexiko-Stadt an der Weitsprung-Konkurrenz der Olympischen Spiele teilnimmt, katapultiert er sich gleich mit seinem ersten Versuch in bislang unbekannte Sphären. Weil alles, was aufgehen muss, auch aufgeht. Beamon erhält die gerade noch zulässige Unterstützung von 2,0 Metern Rückenwind pro Sekunde. Er trifft den Absprungbalken millimetergenau. Und die dünne Luft auf 2240 Metern über Meer begünstigt einen weiten Flug.
In der Sandgrube weiss Beamon lange nicht, wie weit er tatsächlich gesegelt ist. Er weiss nur: Es muss sehr weit sein. Denn einerseits sieht er das ja selber und andererseits bemerkt er die Aufregung der Funktionäre. Der Grund: Der Sprung geht für die Messanlage zu weit.
Niemand rechnet damit, dass ein Athlet die Weltrekordmarke von 8,35 m gleich derart übertreffen kann, wie es Beamon soeben getan hat. Nach zehn Minuten können die Kampfrichter endlich ein Massband besorgen, das lang genug ist. Danach steht die Weite fest: 8,90 m. Beamon übertrifft den alten Weltrekord um unfassbare 55 Zentimeter.
Als die Zuschauer im Stadion die Sensation schon bejubeln, weiss aber ausgerechnet Beamon selber immer noch nicht, was er vor wenigen Minuten geschafft hat – denn er kennt sich im metrischen System nicht aus. Erst als der Stadionspeaker verkündet, die 8,90 m würden 29 Fuss und 2,5 Inches entsprechen, reisst der Schlaks aus dem New Yorker Stadtteil Queens seine Arme in die Höhe und feiert.
Bei der Siegerehrung zieht Beamon seine Hosen hoch, um die schwarzen Socken zu zeigen, die er trägt. Es ist sein Protest gegen die Rassen-Diskriminierung in den USA, den zwei Tage vor ihm die Sprinter Tommie Smith und John Carlos mit ihrer denkwürdigen Aktion bei der Vergabe der Medaillen über 200 m zu einem Weltthema machen.
Beamons Fabel-Weltrekord hält fast 23 Jahre lang. Erst an der WM 1991 in Tokio wird er geknackt. Die Amerikaner Carl Lewis und Mike Powell liefern sich ein faszinierendes Duell. Lewis kommt auf 8,91 m (mit zu starkem Rückenwind), Powell setzt sogar erst bei 8,95 m in der Sandgrube auf. Die zwei sind bis heute die einzigen Menschen, die Beamons Marke übertreffen konnten.
Der Olympiasieg 1968 bleibt der einsame Höhepunkt in der Karriere Bob Beamons. Nach seinen 8,90 m von Mexiko springt er nie mehr weiter als 8,22 m. Aber Neil Armstrong war ja auch nur einmal auf dem Mond.
Und vorallem, nur 2 Leute sind je weiter gesprungen!
Also hat er in den 60ern mit - aus heutiger Sicht - doch einiges rückständigerem Trainings- und Technikwissen, nicht den neusten SuperAirFloaterX22.5 Schuhen etc. einfach mal bis heute eine eigentlich nie mehr erreichte Leistung erbracht? Echt sacksackstark. Und das ist noch untertrieben.
Echter Jahrhundert-Sprung.