Noch nie in der Geschichte der amerikanischen College-Basketball Meisterschaft (NCAA) hatte ein Finalspiel so grosses Interesse ausgelöst wie jenes von 1979 in Salt Lake City, als sich Michigan State und Indiana State gegenüberstanden. Die Aufmerksamkeit galt jedoch nicht den beiden Universitäten. Alle Augen waren auf den 19-jährigen Earvin «Magic» Johnson und den drei Jahre älteren Larry Bird gerichtet. Die beiden prägten das College-Basketball und wurden in den Medien bereits als potentielle Superstars gefeiert.
Millionen von Zuschauern verfolgten den Showdown vor dem Fernseher. Sie sahen, wie sich Johnson in einem einseitigen Spiel 75:64 durchsetzte und mit Michigan State den Titel holte. Das packende Duell der beiden Ausnahmekönner hatte einen ersten Vorgeschmack geliefert, was die NBA im darauffolgenden Jahrzehnt erwartete.
Während Johnson, ein genialer Spielmacher, von den Los Angeles Lakers als Nummer 1 gedraftet wurde, verschlug es den begnadeten Distanzschützen Bird zu den Boston Celtics. Gegensätze wie aus dem Bilderbuch: Auf der einen Seite die glamouröse Westküsten-Metropole, auf der anderen die dominierende Sporthochburg aus dem Osten.
Das Duell «Johnson vs. Bird» polarisierte und war genau das, was der Basketball in den USA zu jener Zeit benötigte. Das Interesse an der NBA hatte in den Siebzigerjahren nämlich stark nachgelassen. Die Liga hatte ein Image- und Popularitätsproblem, das sich insbesondere mit dem Aufkommen neuer Drogen verschärfte. Der Aufstieg von Johnson und Bird wirkte für die NBA deshalb wie ein Befreiungsschlag.
Die beiden waren so verschieden – und damit wie geschaffen für eine Rivalität. Hier der dunkelhäutige, stets lächelnde, extrovertierte Grossstädter, der für die schillerndste Franchise der Liga, die Showtime-Lakers, spielte. Da das weisse, introvertierte und aus einem 2000-Seelen-Dorf stammende Landei, das für den erfolgreichsten Klub der NBA-Geschichte auflief.
Die Rivalität zwischen den Los Angeles Lakers und den Boston Celtics zog die USA danach fast ein Jahrzehnt lang in ihren Bann. In jeder einzelnen Final-Serie der Achtzigerjahre waren entweder die Lakers, die Celtics oder beide vertreten. Am Ende gewann Johnson fünf, Bird drei Meisterschaften. Dass sein Erzrivale zwei NBA-Titel mehr auf dem Konto hat als er, wurmt Bird bis heute, wie er vor Jahren bei einem gemeinsamen Auftritt in der Show von David Letterman verriet.
Die beiden Basketball-Genies waren regelrecht besessen davon, sich miteinander zu messen. Johnson erklärte, die Saison bestünde für ihn aus 80 normalen Spielen und den zwei Duellen gegen die Celtics. Ähnlich äusserte sich Bird: Das allererste, was ihn am Morgen nach dem Aufstehen interessiere, seien die neuesten Spielstatistiken von Johnson.
So erbittert Johnson und Bird auf dem Court um die Vorherrschaft in der NBA kämpften, so nahe standen sich die beiden fernab des Rummels. Über die Jahre entwickelte sich eine enge Freundschaft, die sie bis heute verbindet.
Als Johnson im November 1991 von einer HIV-Erkrankung überrascht wurde, informierte er Bird sogleich darüber, noch bevor die Öffentlichkeit davon erfuhr. Diesen nahm die Nachricht, die damals einem Todesurteil gleichkam, so mit, dass er erstmals in seinem Leben keine Lust verspürte, Basketball zu spielen.
Wegen der Verbundenheit war es deshalb nur logisch, dass Johnson bei der Abschiedszeremonie der Boston Celtics für Bird im Jahr 1993 die Laudatio hielt. Dabei trug er unter seiner Lakers-Jacke ein Shirt der Boston Celtics und hielt eine bewegende Lobrede – ebenso wie Bird neun Jahre später bei Johnsons Aufnahme in die Hall of Fame der NBA.
Einer der berührendsten Momente in der Geschichte von Johnson und Bird waren die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona. Der erkrankte Johnson und der von Rückenbeschwerden geplagte Bird fanden im «Dream Team» zu einem Kurz-Comeback zurück und standen zum ersten Mal im gleichen Trikot auf dem Parkett.
Sie gewannen mit der USA überlegen Gold und verabschiedeten sich mit diesem Triumph in den eigentlichen Ruhestand. Zwar kehrte «Magic» 1996 für ein paar Spiele noch einmal in die NBA zurück. Mit seinem Comeback, das nicht im ersten Anlauf klappte, bewies er (als Botschafter) vor allem, dass man auch als HIV-Infizierter Spitzensport treiben kann. Sportlich gesehen konnte er jedoch nicht mehr an die Erfolge vergangener Tage anknüpfen. Dazu fehlte ihm wohl auch sein Erzrivale aus Indiana, der ihn über all die Jahre ständig zu Höchstleistungen angetrieben hatte.
Mit der Rivalität zwischen den beiden absoluten Superstars jener Zeit bekam die NBA genau das, wonach sie all die Jahre gesucht hatte – eine Geschichte, welche die Leute in den Bann zieht und sie in Scharen in die Arenen strömen lässt. Johnson und Bird machten aus der NBA jene Geld- und Unterhaltungsmaschinerie, die sie heute ist, und aus Boston Celtics gegen Los Angeles Lakers eine der grössten Sportrivalitäten weltweit. (pre/sda)
Da können sich einige Stars von heute in diversen Sportarten ein Beispiel nehmen