In der Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika stehen Argentinien und sein Trainer Diego Maradona unter Druck: Der Weltmeister von 1978 und 1986 droht das Turnier zu verpassen. Gegen das letztklassierte Peru ist ein Heimsieg Pflicht – andernfalls ist der Nationalheilige seinen Job wohl los.
38'000 Zuschauer sind ins Stadion von River Plate gekommen, um in der zweitletzten Quali-Runde dabei zu sein. Sie werden lange enttäuscht. Erst zwei Minuten nach der Pause geht Favorit Argentinien in Führung.
Wer nun daran glaubt, dass sich Peru geschlagen gibt, der irrt. Der Aussenseiter kann die Partie offen halten – und in der 90. Minute den Ausgleich bejubeln. Unfassbar!
Aber die Partie im strömenden Regen von Buenos Aires ist noch nicht abgepfiffen. Tief in der Nachspielzeit noch einmal ein Corner für Argentinien. Hin und her geht der Ball, bis er irgendwie zu Martin Palermo kommt. Der Liebling der Massen, schon fast 36-jährig und von Maradona eingewechselt, steht am zweiten Pfosten frei. Er drückt den Ball über die Linie und sorgt mit dem 2:1 für Ekstase.
Im Überschwang der Gefühle belässt es Diego Maradona nicht bei einem Hüpfer und der geballten Siegerfaust. Der ganze aufgestaute Druck muss raus, die riesige Freude macht aus dem Nationaltrainer einen Turmspringer. Bäuchlings schlittert «El Pibe de Oro» über den klatschnassen Rasen. Es ist ein Moment für die Ewigkeit.
Der ultraspäte Sieg bedeutet, dass die Ausgangslage Argentiniens in der WM-Qualifikation wieder ein wenig komfortabler ist – aber nur auf den ersten Blick. Denn Argentinien hat zwar einen Punkt mehr als Uruguay, muss in der letzten Runde aber auswärts beim Nachbarn antreten.
Vier Tage später kommt es in Montevideo zur Finalissima. Lange steht es 0:0 und dieses Unentschieden würde Argentinien ja bereits reichen. Doch es kommt noch besser: Vier Minuten nach seiner Einwechslung gelingt Mario Bolatti das 1:0 für die «Gauchos». Wieder sticht einer von Maradonas Jokern. Mehr Tore fallen nicht: Argentinien siegt, Argentinien jubelt, Argentinien holt sich das Ticket für die WM 2010 in Südafrika.
Diego Armando Maradona ist für viele der beste Fussballer der Geschichte. Während darüber diskutiert werden kann, herrscht bei einem anderen Thema Einigkeit: Maradona ist kein Diplomat.
Dass ihn viele Reporter während der schwachen WM-Qualifikation oft ins Visier genommen haben, nimmt er ihnen übel. Also freut er sich nicht einfach über den Erfolg. Sondern sagt an der Medienkonferenz nach dem Sieg in Uruguay, was er denkt:
Nicht jugendfrei ist auch die Fortsetzung seiner Wutrede:
Trotzdem darf Maradona bleiben. An der WM führt er Argentinien mit vier Siegen in den Viertelfinal, wo es gegen Deutschland eine 0:4-Klatsche gibt. Kurz nach dem Turnier in Südafrika wird Maradona entlassen.