Hängende Köpfe und Schultern, Sprachlosigkeit, sogar Tränen: Die Gefühlslage bei den Schweizern ist nach dem in der Verlängerung verlorenen WM-Final in Stockholm nachvollziehbarerweise nicht die gehobenste.
Anders beim Finalgegner. Die US-Amerikaner feiern euphorisch den ersten WM-Titel seit 65 Jahren. Doch im Moment des Triumphs und der totalen Ausgelassenheit sorgen die Spieler von Coach Ryan Warsofsky mit einer berührenden Geste für Aufsehen: Bei der Pokalübergabe hissen sie ein Trikot ihres im vergangenen Jahr auf tragische Weise verstorbenen Teamkollegen Johnny Gaudreau.
«Johnny Hockey», wie der NHL-Star genannt wurde, kam 2024 bei einem Verkehrsunfall zusammen mit seinem Bruder Matthew ums Leben. Die Gaudreau-Brüder waren in der Nähe ihrer Heimatstadt in den USA mit dem Velo unterwegs, als sie von einem SUV erfasst und dadurch tödlich verletzt wurden. Der Fahrer, der stark alkoholisiert war, wollte ein anderes Auto überholen und rammte die Gaudreaus.
Die Umstände des Todeszeitpunkts lassen einen leer schlucken: Die beiden Brüder wären am nächsten Tag Trauzeugen an der Hochzeit ihrer Schwester gewesen. Und: Ihre beiden Ehefrauen waren zum Zeitpunkt des Unfalls schwanger. Der Fahrer wurde wegen zweifacher fahrlässiger Tötung angeklagt, er befindet sich weiterhin in Untersuchungshaft. Ihm droht eine lebenslängliche Haftstrafe.
Johnny Gaudreau galt zeitweise als einer der aufregendsten Eishockeyspieler der Welt. In 763 Spielen für die Calgary Flames und die Columbus Blue Jackets erzielte er 743 Skorerpunkte. In seiner besten Saison 2021/2022 für Calgary markierte er in 82 Spielen 115 Punkte.
Der kleingewachsene, technisch aber umso beschlagenere Flügel vertrat zudem sein Heimatland häufig an internationalen Wettkämpfen, was für US-NHL-Profis nicht selbstverständlich ist. An Weltmeisterschaften trug er sich in 43 Spielen 47 Mal in die Skorerliste ein. Mit dem Hissen seines Trikots in dem für das amerikanische Eishockey historischen Moment zollen seine Teamkollegen Gaudreau nun gebührenden Respekt.