Touristen lieben die Zugfahrt von St.Moritz nach Zermatt. Die Glacier Bike Tour richtet sich an Velofahrerinnen und Velofahrer und ist in zehn Etappen unterteilt. Doch es geht auch anders – mit den «richtigen» Beinen.
Die 38-jährige Nathalie Schneitter bewältigte die 385 Kilometer mit knapp 9500 Höhenmetern am Stück. Schneitter ist Weltmeisterin – zwar mit dem E-Mountainbike, aber auch das fährt nicht nur wegen des Motors.
Für ihren Nonstop-Trip entlang der Bahnroute des Glacier Express hockte sich Schneitter auf ein herkömmliches Gravelbike, eine Mischung aus Rennvelo und Mountainbike. Immer mit dem Bild des Matterhorns im Kopf und der Vorstellung, wie dieses in echt aussehen wird, wenn sie Zermatt erreicht hat. Entstanden ist ein 16 Minuten langer Film, auf dem Nathalie Schneitter bei ihrer Fahrt von Ost nach West begleitet wird:
Schneitter fand in den letzten Jahren immer mehr Gefallen an den Ultra-Distanzen. «Früher dachte ich immer, dass bei jemandem, der so lange Velo fährt, wahrscheinlich etwas im Kopf nicht ganz richtig ist», sagt sie. Doch mittlerweile verstehe sie die Faszination. «Man fährt so lange von A nach B, startet an einem Ort und kann sich kaum vorstellen, so lange und so weit im Sattel zu sitzen. Seit ich das zum ersten Mal gemacht habe, möchte ich es immer wieder machen.»
Der Weg vom Engadin ins Wallis führte die Sportlerin über den Albula-, Oberalp- und Furkapass. Oft fuhr sie auf kleinen Strassen und Wegen abseits der Hauptroute – was bei gesperrten Wanderwegen problematisch sein kann. Es sind neben dem ungewohnten Fahren durch die Nacht gerade auch Erfahrungen wie die spontan notwendigen Umplanungen, die für jene, die sie unternehmen, das Gesamterlebnis solch langer Velotouren ausmachen.
Regen, Kälte, lange Anstiege: Velofahren ist eine Leidenschaft, die Leiden schafft. Nathalie Schneitter tat am Ende alles weh. «Und doch habe ich Pedaltritt um Pedaltritt gemacht, bis ich schlussendlich in Zermatt angekommen bin.» Wo sie das Matterhorn an einem wolkenfreien Himmel erwartete. Ein Anblick, der viele Mühen vergessen lässt. (ram)