An der Tour de Romandie feierte Stefan Küng im Mai einen Solosieg. Schlägt er auch an der Tour de Suisse zu?Bild: KEYSTONE
18.06.2019, 08:0518.06.2019, 08:04
Die Tour de Suisse führt ab Samstag vom Emmental in die Nordwest- und weiter in die Ostschweiz. Danach müssen im Zentrum der Alpen die hohen Pässe bezwungen werden. Im offiziellen Magazin der Landesrundfahrt präsentieren neun Schweizer Fahrer die neun Etappen:
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1. Etappe
15. Juni: Langnau – Langnau, Einzelzeitfahren 9,5 km
Die erste Hälfte des kurzen Rennens geht leicht bergab, es ist ein Highspeed-Kurs. Anschliessend geht es ins Ziel sanft ansteigend. Der Schweizer Zeitfahr-Meister Stefan Küng sagt:
«Es ist wichtig, vom Start an keine einzige Sekunde zu verschenken, vom ersten Meter an voll anzugreifen und die Kurven perfekt zu fahren. Denn am Ende entscheidet jede Sekunde, Fehler können im Gegensatz zu langen Zeitfahren nicht korrigiert werden.»
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2. Etappe
16. Juni: Rundkurs mit Start und Ziel in Langnau, 160 km
Michael Schär gilt seit Jahren als einer der besten Helfer im Profifeld. Auf eigene Rechnung kann er nur selten fahren. Seine Einschätzung zur 2. Etappe:
«Diese Etappe ist für mich eine Definition des modernen Radsports. Solche Circuits sind attraktiv für die Zuschauer, da sie uns nicht nur einmal vorbeisausen sehen. Der Parcours ist sehr selektiv. Das Chuderhüsi ist so steil und kurz vor dem Ziel, dass die reinen Sprinter kaum überleben. In meinen Augen haben Puncher wie Peter Sagan, Michael Albasini oder mein Teamkollege Greg van Avermaet die besten Chancen.»
3. Etappe
17. Juni: Flamatt – Murten, 162 km
Das Teilstück führt über Strassen, die der Allrounder Danilo Wyss aus dem Training gut kennt, er kommt aus Estavayer-le-Lac:
«Im Normalfall endet diese Etappe mit dem flachen Finale rund um den Murtensee mit einem Massensprint. Die einzige Gefahr besteht darin, dass es zu Beginn hügelig ist: Bildet sich da eine starke Fluchtgruppe mit mehr als zehn Fahrern, wird es schwierig, sie wieder einzuholen. Die Fahrt entlang dem Murtensee bietet ein wunderschönes Panorama. Als Fahrer können wir das leider nicht richtig geniessen.»
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4. Etappe
18. Juni: Murten – Arlesheim, 164 km
Diesen Etappenplan hatte sich Silvan Dillier bestimmt gut eingeprägt, da die Strecke ihm durchaus liegt. Doch der Aargauer fehlt wegen einer Verletzung am Start der Tour de Suisse:
«Das ist eine sehr interessante Etappe für eine Fluchtgruppe, zumal in den folgenden Tagen der Kampf um den Gesamtsieg beginnt und so die Möglichkeit besteht, dass man ein paar Fahrer ziehen lässt, um hinten im Feld Ruhe zu bekommen.»
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5. Etappe
19. Juni: Münchenstein – Einsiedeln, 177 km
Vor wenigen Wochen schloss Tom Bohli mit dem Giro d'Italia seine erste dreiwöchige Rundfahrt ab. Am Schlusstag gelang ihm mit Rang 12 im Zeitfahren ein starkes Ergebnis. Zur 5. Etappe der Tour de Suisse meint er:
«Sie beinhaltet zwar einige nicht allzu lange Steigungen, richtig beginnen wird das Rennen aber ab Kilometer 130, wenn es in Richtung Sattel geht. Da erwarte ich Attacken und eine Selektion. Ob es die reinen Sprinter mit der Spitze bis ins Ziel schaffen, ist fraglich. Weil es nach dem grössten Anstieg noch über 30 Kilometer bis ins Ziel geht, kann es sein, dass Sprinterteams Fahrer abstellen, um ihren endschnellen Mann zurück an die Spitze zu führen.»
6. Etappe
20. Juni: Einsiedeln – Flumserberg, 120 km
Der steile Schlussanstieg ist prädestiniert für einen Bergfahrer wie Mathias Frank. 2013 vergab er im Bergzeitfahren in der Steigung hinauf nach Flumserberg den Gesamtsieg. Heute spricht er von einer wichtigen Erfahrung – und davon, dass er an diesem Berg etwas gutzumachen habe:
«Es ist ein ziemlich steiler Anstieg, im Durchschnitt rund neun Prozent, aber gleichzeitig relativ regelmässig. Wenn es einem gut läuft, ist diese Regelmässigkeit positiv, da kann man in den Rhythmus kommen. An einem schlechten Tag zählt man dagegen jeden Kilometer … Bis zu diesem Tag wird das Gesamtklassement über gewisse Konturen verfügen, so dass einige Fahrer schon ziemlich weit zurück liegen und probieren, mit einer Flucht den Tagessieg zu erobern. Die Fahrer fürs Gesamtklassement werden dagegen versuchen, bis Flums im Feld zu fahren und Energie zu sparen. Gegen Ende dieser Etappe erwarte ich einen ersten Schlagabtausch, da wird man sehen, wer für die schweren Etappen am Freitag und Sonntag Ambitionen hat.»
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7. Etappe
21. Juni: Unterterzen – Gotthardpass, 216 km
Eine Etappe, die es in sich hat, nicht nur wegen der langen Distanz. Bis hinauf auf den Lukmanier geht es fast immer nur bergauf und auch der Weg von Biasca auf den Gotthardpass ist beinahe 50 Kilometer lang. Alles andere als ein Zuckerschlecken, findet Routinier Michael Albasini:
«Es geht vor allem auch darum, die Zeit und die Kräfte einzuteilen. Wir sind es uns gewöhnt, solche Strecken zu fahren, dennoch gibt es für mich spannendere Etappen, denn für mehr als 80 Prozent der Fahrer ist sie nicht entscheidend. Die Tremola ist spektakulär, aber gleichzeitig schon fast nur ein Dessert eines langen Tages und Weges. Für die meisten Fahrer ist der Mist da schon geführt, sie müssen einfach hochfahren. Im Kampf um das Gesamtklassement ist die Tremola sehr wichtig. Für Fahrer mit Ambitionen auf den Tour-Sieg geht die Etappe ab Biasca richtig los. Hier sind die Bergfahrer und ihre Helfer gefragt. Eine Flucht macht für mich wohl kaum Sinn, ich denke, nicht einmal ein Vorsprung von sieben Minuten in Biasca würde reichen.»
8. Etappe
22. Juni: Ulrichen – Ulrichen, Einzelzeitfahren 19 km
Der Tag wird einer für die Spezialisten und für diejenigen, die sich im Gesamtklassement noch Chancen ausrechnen. Alle anderen dürften nach dem schweren Vortag und vor dem noch schwereren Schlusstag nicht ans Limit gehen. Zu diesen Fahrern dürfte auch der Einheimische Kilian Frankiny gehören:
«Der Parcours ist flach, verfügt über lange Geraden und ist ein Fall für die Spezialisten wie Stefan Küng, die über diese 19 Kilometer powern können. Da wird es keinen Zufallssieger geben. Berühmt ist im Goms der «Grimsler», der teilweise starke Wind, der eine Rolle spielen könnte. Allerdings vermute ich, dass die Zeitfahrspezialisten mehr oder weniger zur selben Zeit unterwegs sind und ähnliche Bedingungen haben. Im Kampf um den Gesamtsieg erwarte ich keine grossen Zeitdifferenzen, da wird die Entscheidung am Sonntag fallen.»
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9. Etappe
23. Juni: Rundkurs mit Start und Ziel in Goms, 144 km
Als Hobby-Gümmeler ist dieser Alpen-Circuit an einem schönen Sommertag ein herausforderndes Vergnügen. Im Renntempo gefahren dürfte sich dieses trotz grandiosen Panoramen bei der Befahrung von Furka-, Susten- und Grimselpass in Grenzen halten. Der Walliser Steve Morabito träumt davon, dass er vorne mitmischen kann:
«Die letzte Etappe mit den drei Pässen wird ein Grosskampf um den Gesamtsieg, da wird sie entschieden. Furka, Susten und Grimsel in dieser Richtung – das ist extrem schwer, da müssen alle nochmals die letzten Reserven anzapfen, da es auch die Tage zuvor schon in sich haben. Nach dieser Saison trete ich zurück, 2006 konnte ich als NeoProfi in Leukerbad meinen einzigen Etappensieg an der Tour de Suisse feiern. Es wäre natürlich ein Traum, als alter Fuchs im Wallis, in meiner letzten Etappe, die zudem mein letztes Rennen im Trikot des Schweizer Meisters ist, zuoberst zu stehen und es im Gesamtklassement zum vierten Mal unter die besten Zehn zu schaffen.»
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(ram)
Die Tour de Suisse 2019 vorgestellt mit Postkarten von einst
Ein Foto-Velo, das Dreck scannt
Video: srf
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