Nach Marlen Reusser bei den Frauen brillierten an der EM in Deutschland auch Stefan Bissegger und Stefan Küng im Zeitfahren. Die beiden Thurgauer feierten einen Doppelsieg vor dem italienischen Weltmeister Filippo Ganna.
32 Hundertstel gaben im Schweizer Duell den Ausschlag für den 23-jährigen Bissegger. Ganna war auf den 24 Kilometern in der Nähe von München neun Sekunden langsamer, der viertplatzierte Däne Mikkel Bjerg büsste bereits 27 Sekunden auf die entfesselten Thurgauer ein.
Mit seinem Hundertstel-Glück entschädigte sich Bissegger für sein Pech und Unvermögen in den letzten Wochen. An der Tour de Suisse hatte ein positiver Corona-Test seine Pläne für das Zeitfahren durchkreuzt. An der Tour de France beraubten ihn Stürze und Defekte in den beiden Zeitfahren aller Chancen auf ein Top-Resultat.
Bisseggers erster EM-Titel verhinderte den Hattrick von Stefan Küng. Der 28-Jährige hatte 2020 und 2021 jeweils triumphiert. Zwei Schweizer standen in einem EM-Zeitfahren noch nie zuoberst auf dem Podest.
Ricky Petrucciani sorgt an den Multisport-Europameisterschaften in München für das Schweizer Glanzlicht in der Leichtathletik. Der 22-jährige Tessiner gewinnt über 400 m Silber. Jason Joseph kratzt als Vierter am Podest, und auch Angelica Moser erreicht Platz 4.
Mit der Zeit von 45,03 s kam Petrucciani nach durchwachsenem Saisonverlauf bis auf eine Hundertstelsekunde an seine persönliche Bestmarke aus dem Vorjahr heran und musste einzig dem überlegenen Briten Matthew Hudson-Smith (44,53) den Vortritt lassen.
Wie gewohnt legte Petrucciani einen Blitzstart hin, und anders im bisherigen Saisonverlauf verlangsamte sich seine Pace auf der Zielgeraden nur marginal. Seine Reserve auf die Plätze 3 (Alex Haydock-Wilson) und 4 (Liemarvin Bonevacia) betrug 14 Hundertstel. Lionel Spitz, der zweite Schweizer Finalist, wurde in der Zeit von 45,66 s Siebter.
Für Petrucciani ist es der bislang grösste Erfolg. Im Vorjahr hatte er Gold an der U23-EM geholt. «Silber nach dieser verkorksten Saison, das ist unglaublich. Als ich auf den letzten Metern nach links schaute und sah, dass ich Zweiter werden kann, gab ich alles, was ich hatte, und es ging auf», sagte Petrucciani im Interview mit dem Schweizer Fernsehen überglücklich.