Henrik Kristoffersen sorgte im Riesenslalom-Klassiker von Alta Badia für den ersten norwegischen Sieg. Für die Schweizer geriet der Kampf um den Tagessieg zur Nebensache. Marco Odermatt bezahlte seinen 5. Platz mit einer Knieverletzung.
Es waren Bedingungen am Rande des Tolerierbaren, welche die Athleten einen Tag nach der Absage der Abfahrt von Val Gardena auf der Gran Risa in Alta Badia vortrafen. Am Morgen schneite es so dicke Flocken, dass das Flutlicht das benötigte Licht liefern musste, am Nachmittag präsentierte sich die aufgeweichte und wiederum um einige Tore verkürzte Piste ungemein ruppig. Die Start-Intervalle wurden derart verkürzt, dass zumindest einer der zahlreichen Helfer die Übersicht verlor. Nur knapp kam es bei der Zieleinfahrt von Filip Zubcic nicht zum Zusammenstoss mit einem Streckenposten.
Cyprien Sarrazin nutzte die prekären Verhältnisse zu seinem bislang grössten Erfolg in einem traditionellen Weltcuprennen. Der 25-jährige Franzose, vor drei Jahren Gewinner des Parallel-Riesenslaloms von Alta Badia, preschte mit Bestzeit im zweiten Lauf vom 22. auf den 2. Platz vor, geschlagen nur von Henrik Kristoffersen, der am Nachmittag ebenfalls fünf Plätze gutmachte und mit seinem 20. Weltcupsieg die Führung im Gesamtweltcup übernahm.
Zugleich trat Kristoffersen in Alta Badia in die Fussstapfen von Marcel Hirscher. Sechsmal am Stück hatte der zurückgetretene Österreicher hier im Riesenslalom zuletzt triumphiert, 2015 und 2017 jeweils vor dem Norweger. «Gemeinsam mit Adelboden ist dies der grösste Klassiker im Riesenslalom. Daher bin ich superglücklich», sagte Kristoffersen. Er übte aber auch Kritik an der Pistenpräparierung: «Zum Fahren war es hässlich und bei einigen Toren auch gefährlich.»
Marco Odermatt bezahlte für seinen wilden Ritt über die ramponierte Piste womöglich teuer. Als Fünfter war der Nidwaldner zwar der beste der sechs im zweiten Lauf vertretenen Schweizer, er verliess das Ziel aber unter Tränen und auf einer Bahre. Ohne zu stürzen, verletzte er sich am Knie. Befürchtungen zufolge könnte es sich um eine Meniskusverletzung handeln.
Dass dem 22-Jährigen durch einen Fehler im obersten Streckenteil der vierte Weltcup-Podestplatz entglitt und er sich mit einem starken Finish 44 Hundertstel hinter dem drittplatzierten Slowenen Zan Kranjec zu seinem viertbesten Weltcup-Ergebnis rettete, verkam zur Nebensache. Wie auch der Umstand, dass sämtliche Schweizer im zweiten Durchgang schwächelten.
Mit sechs Fahrern in den Top 18 hatte sich das Team von Swiss-Ski am Morgen eine gute Ausgangslage verschafft. Am Ende war nur Odermatts Schlussrang einstellig. Loïc Meillard, Elfter bei Halbzeit, wurde Zwölfter, Justin Murisier rutschte vom 8. in den 15. Rang ab. Für Gino Caviezel resultierte der 17. Rang, Cédric Noger und Thomas Tumler belegten die Plätze 25 und 29. Dass mit einer guten Fahrt vieles möglich gewesen wäre, unterstrich neben Sarrazin auch der Norweger Lucas Braathen, der vom 30. auf dem 8. Platz vorrückte.
Im Schneetreiben hatte sich Odermatt am Morgen an zweiter Stelle eingereiht, sieben Hundertstel hinter dem Halbzeitführenden Leif Kristian Nestvold-Haugen. Ein Krampf sei es gewesen, meinte Odermatt schon da. Dennoch war er der Beste des Schweizer Sextetts, das angesichts der geringen Zeitabstände mit einer Spitzenplatzierung liebäugeln konnte. Alle lagen weniger als eine Sekunde hinter Nestvold-Haugen. Am Ende aber ähnelten sich ihre Aussagen.
Schwierig sei es gewesen, meinte Meillard. «Der 12. Platz ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht das, was ich mir vorstelle.» Der auf diese Saison von einem Kreuzbandriss zurückgekehrte Justin Murisier sagte, sein Abschneiden sei «okay, aber auch eine Enttäuschung. Ich fahre nicht, um Fünfzehnter zu werden.» Bereits am Montag bietet sich Meillard und Murisier in Alta Badia im Parallel-Riesenslalom eine neue Chance. (bal/sda)