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Vahid Halilhodžić, Trainer der algerischen Nationalmannschaft, hat nach der bitteren Pleite gegen Belgien alles richtig gemacht. Nicht mit fünf, sondern mit vier offensiv ausgelegten Verteidigern und einem Selbstbewusstsein eines Weltmeisters liefen die Nordafrikaner im Spiel gegen Südkorea auf und legten einen 45-minütigen Sturmlauf hin, der die Fussballwelt verblüffte und die Südkoreaner schwindlig zurück liess. Gleich von Beginn weg schlugen die Algerier ein Tempo ein, welchem die Südkoreaner nicht gewachsen waren.
Algerien drückte sofort auf den Führungstreffer, welcher nach 26 dominanten Minuten und einem nicht gegebenen Elfmeter schliesslich fiel. Islam Slimani, der Gerüchten zu Folge einmal im Gespräch beim FC Basel war, setzte sich im Laufduell gegen zwei ungeschickte Südkoreaner durch und hob den Ball elegant über den chancenlosen Sungryong Jung ins Tor der «Warriors».
Keine zwei Minuten später, nach einem Eigenfehler des Schlussmannes, schepperte es gleich wieder im koreanischen Kasten. Der Torhüter schätzte einen Eckball falsch ein, Rafik Halliche köpfte zum 2:0 ein. Und weil zehn Minuten später Abdelmoumene Djabou eine Unordnung in der gegnerischen Hintermannschaft ausnutzte, stand es zur Pause bereits 3:0 für die Afrikaner. 1982, beim 3:2-Sieg gegen Chile, haben die Nordafrikaner das letzte Mal so viele Treffer an einer WM erzielt. Ein algerischer Wüstensturm tobte im Beira-Rio-Stadion. Die Schweizer Fans wurden phasenweise an den dunklen Freitag erinnert.
Wie der algerische Trainer vor der Partie hatte wohl auch Hong Myung-bo, Chef der Südkoreaner, in der Pause die richtigen Worten gefunden. Wie verwandelt betraten die Asiaten das Feld in Porto Alegre und wirbelten in der Platzhälfte der Algerier. Fünf Minuten waren vorbei, als der Leverkusener Heungmin Son nach einer glücklichen Annahme mit dem Rücken den zuvor selten geprüften Torwart von Algerien bezwang.
Dieser hatte in den darauffolgenden zehn Minuten mehr zu tun als in den gesamten ersten 45 Minuten. Plötzlich gaben die Rot-Blauen den Takt an und standen kurz vor dem wichtigen Anschlusstreffer – als Yacine Brahimi den koreanischen Sturmlauf in der 61. Minute jäh bremste. Nach einem wunderbaren Doppelpass schob der Mittelfeldspieler vom FC Granada zum 4:1 ein.
Ein Treffer mit sporthistorischer Bedeutung. Noch nie zuvor hatte je ein afrikanisches Team an einer Weltmeisterschaft vier Tore in einem Spiel geschossen. Doch entschieden war die Partie damit nicht.
Jacheol Koo war es, der die Spannung in der 73. Minute mit seinem Treffer zum 2:4 zurück brachte. Die Koreaner rannten weiter an, doch gegen die beherzt kämpfenden «Fennecs» wollte kein Treffer mehr gelingen. Nach dem Torfestival gegen Südkorea können die Nordafrikaner am Donnerstag gegen Russland mit einem Sieg in den Achtelfinal vordringen. Südkorea verzückte die Fans in der zweiten Halbzeit mit ihrem Sturmlauf. Doch jetzt stehen sie gegen Belgien mit dem Rücken zur Wand.