Sie begann mit einer Dominanz der lateinamerikanischen Länder und könnte nun mit einem kleineren Debakel enden. Nach der Vorrunde der WM in Brasilien waren bereits sieben der 13 Europa-Vertreter aus dem Turnier ausgeschieden, während acht von zehn Mitglieder der süd-, mittel- und nordamerikanischen Verbände in die Achtelfinals einzogen.
Nun trifft mit Deutschland und Argentinien nur mit Glück je ein Kontinent im Endspiel aufeinander, nachdem es Holland verpasst hat, die WM in eine kleine Europameisterschaft zu verwandeln. Wenig hat gefehlt und der zweite rein europäische WM-Final nacheinander wäre Tatsache geworden.
Bereits zum achten Mal findet die Weltmeisterschaft auf den Kontinenten Nord- oder Südamerika statt. Die Herkunft des Siegers hat sich dabei nie geändert. Seit der Erstaustragung 1930 in Uruguay behielt immer ein südamerikanisches Team die Überhand – bis jetzt.
Am Sonntag um 21 Uhr hat die deutsche Nationalelf die Chance, dieser Serie ein Ende zu bereiten. Spätestens nach dem 7:1 gegen Gastgeber Brasilien wird das Team von Trainer Jogi Löw als grosser Titelanwärter und Favorit im diesjährigen Final gehandelt. Obwohl Argentinien als einziges Team an dieser WM immer gewonnen hat, überzeugte die «Albiceleste» nur durch ihre Effizienz – die Siege fielen nie höher als mit einem Tor Unterschied aus.
Auf der anderen Seite konnten südamerikanische Teams in Europa bisher in zehn Anläufen nur einmal den Titel gewinnen. 1958 führte Pelé Brasilien zum Triumph.
Südamerikanische Mannschaften haben in bisher neun WM-Endspielen gegen europäische Vertreter allerdings sieben gewonnen. Der Respekt geht deshalb aber nicht verloren: «Ich habe grosse Bewunderung für den deutschen Fussball. Dieses Spiel wird extrem schwer», meinte Argentiniens Coach Alejandro Sabella, der hofft, im Final wieder auf den derzeit noch am Oberschenkel verletzten Angel Di Maria zurückgreifen zu können.
In der ewigen Rangliste der WM-Gewinner steht es 10:9 zugunsten der Europäer gegenüber den Südamerikanern. Immer war es bei den bisher 19 Austragungen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Bei all den Wechseln ist es noch nie vorgekommen, dass ein Kontinent zwei WM-Titel mehr auf dem Konto hat als der andere.
Es war meist ein munteres Hin und Her zwischen den beiden dominierenden Kontinenten. Dass zweimal nacheinander der gleiche Weltteil den Pokal gewann, gab es bisher dreimal: Italien (1934 und 1938) und Brasilien (1958 und 1962) verteidigten ihre Titel. Aktuell steht die europäische «Serie» dank Italien 2006 und Spanien 2010 wieder bei zwei.
Nun bahnt sich eine Premiere an: Denn nach der eindrücklichen WM von Spanien 2010 besitzt Deutschland die Chance, den Aufwärtstrend des Fussball-Europas fortzusetzen und das erste Mal in der WM-Geschichte seinem Heim-Kontinent zwei WM-Titel mehr zu verschaffen.