Im Feilschen um eine finanzielle Entschädigung für eine WM im Winter 2022 in Katar geht die FIFA auf harten Konfrontationskurs zu Europas Top-Klubs. «Es wird keine finanzielle Kompensation geben. Es bleiben noch sieben Jahre Zeit, um alles entsprechend zu organisieren», sagte FIFA-Generalsekretär Jerôme Valcke und verwies auf die Abstellgebühren, die der Weltverband bereits an die Vereine zahlt.
Nach der WM 2010 in Südafrika waren dies 40 Millionen Dollar, nach 2014 in Brasilien 70 Millionen Dollar. «Warum sollen wir uns bei den Klubs entschuldigen? Es ist nicht perfekt, wir wissen das – aber warum sprechen wir über eine Kompensation? Es passiert einmal, wir zerstören nicht den Fussball», so Valcke.
Valckes Aussagen sorgten für weitere Kritik an der seit jeher umstrittenen WM im Golfstaat. «Den lapidaren Satz, den ich gelesen habe, kann man nicht akzeptieren», sagte der deutsche Liga-Präsident Reinhard Rauball, der die geplante Verlegung auf einen Termin kurz vor Weihnachten scharf kritisierte. «Für mich ist es nach wie vor ein Affront.»
Fast noch viel schlimmer als das Thema Finanzen sei das mögliche Final-Datum (23. Dezember), sagte Rauball. «Ob da alle rechtzeitig zum Weihnachtsfest bei ihren Familien zu Hause sind, Fans, Mannschaften, wage ich zu bezweifeln.»
Die europäische Klub-Vereinigung ECA will sich erst nach einer Vorstandssitzung in der nächsten Woche wieder äussern. Bayern Münchens Karl-Heinz Rummenigge, der Vorsitzende der ECA, hatte in den letzten Tagen betont, dass der Schaden für die Vereine von der FIFA «fair zu kompensieren» sei.
Aus England wurde der Entscheid der Task-Force, die WM in die Vorweihnachtszeit zu verschieben, heftig kritisiert. «Qatarstrophe?», titelte die Sun. «Der U-Turn der FIFA zu einer Winter-WM in Katar komplettiert das Chaos der Ungereimtheiten», analysierte der Guardian.
Nachdem die Task Force am Dienstag sich für einen Termin der WM von «Ende November bis Ende Dezember» ausgesprochen hatte, konkretisierte Valcke am Mittwoch die Pläne ein wenig. Die WM soll wegen des engen Kalenders von bislang 32 auf 28 Tage verkürzt werden, damit dürften auch schon vor dem letzten Gruppenspieltag vier Partien an einem Tag möglich sein. Die WM in Brasilien vergangenen Sommer hatte 32 Tage gedauert.
Die FIFA-Exekutive muss den genauen Zeitplan am 19./20. März absegnen. Die meisten Konföderationen würden den 23. Dezember als Termin für den Final bevorzugen, sagte Valcke. Möglich wäre aber auch ein Endspiel am Sonntag, 18. Dezember, dem katarischen Nationalfeiertag. Dies käme wohl insbesondere den Engländern gelegen, da der Spielbetrieb in der Premier League am traditionellen «Boxing Day» wieder aufgenommen werden könnte.
Auch abseits Europas wird die WM-Verschiebung zu Änderungen führen. Der Afrika-Cup 2023 in Guinea soll anstatt zu Beginn des Jahres nun im Juni stattfinden. (pre/si/dpa/ap/reu)