Am Ende gab es kein Halten mehr: Die zahlreich mitgereisten Fans aus Winterthur stürmten am Samstagabend das Krienser Kleinfeld und feierten die Rückkehr des FCW in die höchste Liga nach 37 Jahren.
Dem Platzsturm waren bange Momente des Wartens vorangegangen. Nach dem Schlusspfiff und dem 5:0 beim Schlusslicht blickten die Winterthurer Spieler gebahnt auf die paar gezückten Handys, um die Schlussphase des Spiels zwischen dem FC Aarau und Vaduz mitzuverfolgen. Trainer Alex Frei sprach von den längsten Minuten in seinem Trainerleben, bis die benötigte Aarauer Niederlage definitiv feststand.
Danach umarmte Frei seinen Präsidenten Mike Keller innig und lobte die Spieler, die «immer an den Traum geglaubt haben». «Die Jungs haben das unglaublich gut gemacht!» Sie hätten vom ersten Tag an mitgezogen, stellte der frühere Nationalstürmer stolz fest. Erst auf die Rückrunde hin hatte Frei die Mannschaft übernommen und von Platz 3 noch auf Rang 1 geführt.
«Einfach geil. Die Stadt hat das verdient», sagte Raphael Spiegel gegenüber SRF. Die Bilder aus Winterthur bestätigten die Aussage des Goalies. Nach dem Sieg in Kriens trafen sich Tausende vor dem Stadthaus. Sie warteten, bis um 1.30 Uhr der Team-Bus vorfuhr und die Spieler ihre Trophäe präsentierten. Erstmals seit der Saison 1984/85 und nach fast drei Jahrzehnten in der NLB ist der FCW im kommenden Fussballjahr wieder erstklassig.
👏🏼 Der FC Zürich gratuliert dem FC Winterthur zum direkten Aufstieg in die Super League!
— FC Zürich (@fc_zuerich) May 21, 2022
Wir freuen uns auf packende Derbys in der Saison 2022/2023! 💪🏼#fcz #stadtclub #NieUsenandGah
Genau wie in dieser Saison waren 1968 Zürich Meister, Lugano Cupsieger und Winterthur Aufsteiger. Diese Übereinstimmung ist ein reiner Zufall. Damals hatte Zürich im Schweizer Fussball eine führende Rolle inne, der FC Lugano mit Prosperi, Luttrop, Signorelli und Gottardi eine gute. Eine solche übernahm nach dem Aufstieg auch der FCW.
Auf der Schützenwiese waren Spieler von Rang und Namen anzutreffen. Einer von ihnen war Timo Konietzka, der erste Torschütze der Bundesliga. Er führte «Winti» noch als Spielertrainer an, als Vertreter einer Spezies, die damals am Aussterben war.
Herbert Dimmeler, ein Ur-Winterthurer, wurde 1972 Torschützenkönig, Hans Küng war einer der besten Goalies, was er später auch beim FCB bewies. Im Letzigrund war man nicht erfreut, als der Dauer-Torschützenkönig Fritz Künzli 1973 in Richtung Winterthur fahnenflüchtig wurde.
Kurt Grünig, «Eisenfuss» Rolf Bollmann, Ernst «Ernschtli» Meyer, der Einheimische Ernst Rutschmann und der spätere FCZ-Meisterverteidiger Hilmar Zigerlig waren weitere Namen aus der letzten erfreulichen Periode des Klubs aus der sechstgrössten Schweizer Stadt. Weitere Titel kamen aber nicht hinzu. Es blieb bei den bis 1917 errungenen drei Meistertiteln. Die Cupfinals 1968 und 1975 gingen verloren.
(dsc/sda)