Update 8.30 Uhr: Bei Twitter ist das erste Foto des selbstfahrenden Autos aufgetaucht. Demnach handelt es sich um einen silbergrauen VW Passat (siehe unten).
Der 12. Mai 2015 soll in die Schweizer Verkehrsgeschichte eingehen. An diesem Dienstag schickt das Telekommunikations-Unternehmen laut offizieller Ankündigung das erste selbstfahrende Auto zu Testzwecken auf die Strasse.
Zunächst einmal: Der Test muss gut abgesichert sein. Der Bund schreibt vor, das für das Pilotprojekt eine Haftpflicht-Versicherung besteht, die Schäden bis zu 100 Millionen Franken abdeckt.
Wobei bei den für Dienstag angekündigten Testfahrten überhaupt keine Schäden zu befürchten sind. Zu rechnen ist mit begeisterten Journalisten, die den Roboter-Autos eine rosige vielversprechende Zukunft vorhersagen.
Passanten und andere Verkehrsteilnehmer werden hingegen kaum etwas mitbekommen. Die Testfahrten werden mit einem für den Strassenverkehr zugelassenen Auto durchgeführt, das – wenn überhaupt – nur durch seinen Dachaufbau auffällt. Und vorne links wird ein menschlicher Pilot sitzen – der notfalls ins Steuer greift.
Laut Bewilligung des Bundes darf nur auf vorgegebenen Strecken autonom ohne Hände am Steuer gefahren werden. Zunächst sogar nur auf einer, vorab festgelegten, Strecke. Welche ist noch nicht bekannt.
Noch gibt es keine Fotos. Offiziell bestätigt ist, dass es sich um ein Fahrzeug der Freien Universität Berlin handelt.
Das «Autonomos Labs»-Team der deutschen Universität forscht seit Jahren an selbstfahrenden Autos und hat bereits zahlreiche Testfahrten durchgeführt. In Berlin und anderen Städten.
Lässt man das erste Pionierfahrzeug aussen vor, dann kommt für die Zürcher Testfahrten eines der folgenden Modelle infrage:
#selfdrivingcars as seen @Swisscom_de in #Zurich @watson_news pic.twitter.com/W8MJFTZyac
— Andreas Pages (@andreaspages) 12. Mai 2015
Der Verkehrsclub der Schweiz hat den Mitsubishi i-MiEV früher im Jahr zu einem der umweltfreundlichsten Autos gekürt.
Die Swisscom besitzt bereits eine Mini-Flotte solcher Elektroautos. Die umweltschonenden Fahrzeuge werden Mitarbeitern vorübergehend für Dienstfahrten zur Verfügung gestellt.
Dank eines Pressebildes aus dem Jahr 2011 können wir darum auch zeigen, wie der Mitsubishi i-MiEV im Look des Schweizer Unternehmens aussieht. Man muss sich nur den Dachaufbau mit den Kameras hinzudenken.
Der halbstaatliche Telekom-Konzern will Elektroautos hierzulande populärer machen. Im Februar wurde bekannt, dass sich das Unternehmen mit Alpiq, Siemens und Zurich zusammengetan hat. Gemeinsam will man ein schweizweites Elektro-Tankstellennetz entwickeln.
Konzern-Chef Urs Schäppi wurde bei der Ankündigung der Kooperation mit den Worten zitiert: «Swisscom sieht in der Elektromobilität Wachstumspotenzial und Chancen, sich in diesem Umfeld als Partner zu positionieren». Da liegt es eigentlich auf der Hand, dass auch bei einem zukunftsweisenden Projekt wie dem ersten selbstfahrenden Auto auf Elektroantrieb gesetzt wird.
Noch hält sich das Unternehmen bedeckt, offizielle Informationen gibt es am Dienstag. Unternehmenssprecher Carsten Roetz liess sich entlocken, dass es seinem Arbeitgeber nicht darum gehe, ein eigenes Auto zu entwickeln. Vielmehr wolle man «die Potenziale des autonomen Verkehrs abschätzen und die Vernetzung des Verkehrs vorantreiben».
Beim Bund erhofft man sich von den Testfahrten praktische Erkenntnisse im Hinblick auf Zulassungsgesuche, wenn autonome Fahrzeuge in den nächsten Jahren serienmässig hergestellt werden. Das Pilotprojekt soll laut Bundesamt für Strassen dazu beitragen, Probleme und Risiken und deren Lösung aufzuzeigen.
Die Forscher der Freien Universität Berlin haben bereits 2011 eine Testfahrt mit dem VW-Passat gefilmt. Im folgenden YouTube-Video ist unter anderem zu sehen, wie der Computer Ampeln und andere «Verkehrshindernisse» erkennt.
Blumenwiesen anstelle von Betonwüsten Parkplätzen, weniger Lärm und viel mehr frische Luft in der Innenstadt: Das sind nur einige Vorteile, wenn wir in Zukunft auf umweltschonende, selbstfahrende Fahrzeuge setzen – und diese auch mit unseren Mitmenschen teilen.
Im «Sharing» von Elektroauto-Flotten und der Nutzung von fahrerlosen Taxis liegt ein gewaltiges Potenzial. Dank der selbstfahrenden Autos wird laut Wissenschaftlern die Grenze zwischen öffentlichem und privatem Verkehr aufgehoben. Das International Transport Forum (ITF) zeigt die Verkehrs-Revolution am Beispiel der portugiesischen Hauptstadt Lissabon auf. Dort würden unglaubliche 1,5 Millionen Quadratkilometer Fläche «autofrei», respektive neu nutzbar.